YOU – DU WIRST MICH LIEBEN
Netflix hat es geschafft, geschafft mich selbst zu fragen ob ich normal bin.
In YOU geht es um die Gedankengänge eines Stalkers, auf eine spannende und fesselnde Art schafft es der Serien Tycoon den Zuschauer dazu zu bringen sich selbst zu fragen, ob er auch in der Lage wäre, unter Berücksichtigung gewisser Umstände, Dinge zu tun die er normalerweise niemals tun würde. Zumindest stellenweise, denn wer kennt es nicht, schnell ein Blick auf die blauen Häkchen. Jaja, so fängt es an …
Trotz vieler abgedroschener Phrasen und einigen Momenten des Fremd Schams ala Stromberg, wenn der Hauptdarsteller Joe (Penn Badgley) mal wieder versucht zum Publikum zu sprechen wie Kevin Spacey in House of Cards, überzeugt die Atmosphäre aus der schlichten Zusammenstellung vom Hipster Flair gepaart mit der Schönheit des Individuums im Big Apple. Dazu trägt das warme Farbschema sicher seinen Teil bei, verdorben werden die Aufnahmen allerdings oftmals von übertriebenen Unschärfeeffekten und dem Versuch den Zuschauer durch die Fokussierung auf den richtigen Weg zu lenken, denn man hält ihn offenbar für zum dumm um die Story und den Hintergedanken selbst zu erfassen. Aber vielleicht sind es auch nur misslungene Versuche dem ganzen einen Touch von Kunst zu verleihen.
Musikalisch sticht nichts sonderlich hervor und trennt die Serie kaum mehr von einem durchschnittlichen Thriller. Um authentischer rüberzukommen sollten mehr Szenen gewagt dargestellt werden, zu oft zu viel Stoff, zu oft zu verdeckt. Die Hauptdarstellerin Guinevere (Elizabeth Lail) kommt authentisch, natürlich und wunderschön rüber. Kein Wunder, intelligent, blond, sexy. So verkörpert sie doch zumindest oberflächlich das Idealbild unserer Gesellschaft. Achja, was sollte auf keinen Fall fehlen um die Serie absolut Massentauglich zu machen? Richtig, die „Richkids“, ein Blick hinter die Kulissen der Oberschicht sorgt wie immer für die nötigen Klicks.
Nichts desto trotz, ein gelungenes Werk mit einigen Schönheitsfehlern. Aber die Serie spielt nun mal auf die breite Masse zwischen 14 und 28 Jahren ab, welche Netflix offenbar für nicht all zu intellektuell hält.
Im Übrigen ist das Konzept des netten Kerls von nebenan, der heimlich schlimme Dinge tut auch nichts neues und uns aus den Nachrichten leider in der Realität mehr als bekannt. Wenn wir uns an Gone Girl erinnern, hat es David Fincher auf jeden Fall durchdachter umgesetzt. Leider wurde viel abgekupfert und versucht die erfolgsversprechenden Handlungen aus verschiedensten Serien und Filmen neu zu vermarkten.
Was wünschen wir uns denn jetzt eigentlich genau von Netflix? Vielleicht genau das. Schockierende Gedanken, elitäre Oberschicht und ein bisschen Gewalt. Fertig ist das Rezept für einen Serienmarathon. Also trommelt all eure Instafreundinnen zusammen und macht‘s euch gemütlich.