Der Begriff Holmgang dürfte in diesem Zusammenhang ahistorisch sein. Selbst wenn die die nordischen und kontinentalen Ordalien ihren Ursprung im Altertum haben, spricht man besser vom "germanischen Zweikampf". Dass die Germanen um Christi Geburt Rechtsstreitigkeiten mit der Waffe austrugen wissen wir von Tacitus. Er verweist bereits auf den orakelhaften Aspekt, der für ein echtes Ordal zwingend erforderlich ist. Für die Zeit danach haben wir für einen relativ großen Zeitraum nur ganz vereinzelt Belege für germanische Ordalien. Viele sind legendarisch und nur ein Bruchteil davon bezieht sich auf Kampfordalien. So weit zu den Ordalien auf dem Kontinent.
Ob ein altgermanisches Kampfordal bei den Nordgermanen existiert hat, oder ob es erst mit der Christianisierung in den Norden gelangte, ist wegen der sehr schlechten Quellenlage nur schwer zu sagen. Das gleiche gilt auch für die anderen Ordalsformen, etwa für die Kaltwasserprobe, die nordischen Opferbräuchen des 11. Jhd. ähnelt. Es könnte sein, dass die Kaltwasserprobe ein alter umgedeuteter Opferbrauch war, oder aber, dass die Nordgermanen ihre Opfergebräuche quasi der Kaltwasserprobe angeglichen haben. Vielleicht besteht auch gar kein Zusammenhang. Gegen die Annahme, dass es ein vorchristliches Kampfordal in Nordeuropa gab spricht, dass die Islandsagas in Zweikämpfen kein Ordal sehen. Dem steht entgegen, dass die Ordalien bei den noch nicht lange christianisierten Völkern offenbar als etwas Heidnisches aufgefasst wurde - das würde das frühe Verbot im Norden bald nach 1000 erklären, sowie den Umstand, dass Ordalien im normannischen England nicht am Sonntag und Freitag durchgeführt werden durften. Das könnte für ein höheres Alter der Bräuche sprechen. So einfach ist es aber dann vielleicht doch nicht. Die Gesetze die den Zweikampf in Island verbieten, verbieten auch die Eisenprobe. Diese ist aber mit hoher Wahrscheinlichkeit christlichen Ursprungs.