Freundschaftliche Lehrer-Schüler-Beziehung okay?

Kurz zu meiner Situation: Es ist schon ein paar Jahre her, aber erst vor kurzem haben meine beste Freundin und ich wieder Kontakt zu unserer ehemaligen Lehrerin aufgenommen und waren auch bei ihr zu Hause.

Nun zur Vorgeschichte, wie es dazu gekommen ist: Als meine Freundin und ich so 13 Jahre alt waren, haben wir einfach spontan beschlossen, unsere Lehrerin zu besuchen. Fragt mich nicht warum. Wir sind mit dem Fahrrad zu ihr gefahren. Sie war ein bisschen überrascht. Die Lehrerin hat dann die Mama meiner Freundin angerufen und sie gebeten, uns abzuholen. Während wir auf die Mama gewartet haben, haben wir uns unterhalten und sie hat gesagt, dass wir das nächste Mal anrufen sollen, bevor wir zu ihr kommen. Und so haben wir sie ein paar Mal besucht. Nach kurzer Zeit hat sie auch angefangen, sich mir gegenüber anders zu verhalten. Immer gegensätzlich. Wenn sie mit mir sprach, ging ihre Stimme nach oben, sie hat mich immer sehr gelobt. Als sie auf Reisen war, hat sie mir zwei Postkarten geschickt und nicht nur eine. Während sie auf Weltreise war, hatten meine Freundin und ich auch irgendwann Emailkontakt, wenn sie auf mich zukam, strahlte sie immer. Sie hat mich sogar an meinem Geburtstag angerufen und meine beste Freundin nicht und so weiter. Es war einfach immer ein bisschen mehr als bei den anderen Schülern und bei meiner Freundin. Ich war auch einmal allein bei ihr, das hatten meine beste Freundin und ich geplant, weil ich sie so gern mochte. Die Lehrerin wusste nichts davon, aber sie hat mich trzd. reingelassen und wir haben auch wieder über ihre Weltreisen geredet und sie hat mir Bilder gezeigt, da hat sie mich auch gefragt, ob ich mitkommen möchte, wir haben auch über ihre Kindheit geredet, wir sind dann auch zusammen spazieren gegangen und sie hat mir an verschiedenen Orten Geschichten aus ihrer Kindheit erzählt, über so private Dinge hat sie nie geredet, wenn meine Freundin dabei war und dann hat sie mich noch zur Bushaltestelle begleitet und gewartet, bis der Bus da war. 

Und kurz nachdem ich 17 geworden bin, habe ich ihr auch einen Liebesbrief geschrieben, weil ich damals dachte, dass ich in sie verliebt bin (mein Psychologe meint, dass ich sie eher als Mutterersatz gesehen habe - ich bin in sehr schwierigen Familienverhältnissen aufgewachsen). Sie sagte mir, dass sie das nicht könne, aber dass wir in Kontakt bleiben und uns melden sollten usw. Ich möchte auch noch einmal betonen, dass es nie zu sexuellen Kontakten gekommen ist. 

Kurz nach unserem Wiedersehen vor einigen Monaten schrieb ich ihr einen Brief, in dem ich ihr mitteilte, wie ich mich fühlte und was ich von ihr während der Schulzeit wahrgenommen hatte. Ein paar Tage später kam ein Brief zurück, in dem unter anderem stand, dass ich mir das alles nur eingebildet hätte und offensichtlich immer noch einbilde und dass sie mich wie die anderen Schüler behandelt hätte, nicht mehr und nicht weniger, usw. Kurz darauf fiel ich in ein sehr depressives Loch und gab mir selbst die Schuld an allem, dass alles so schief gelaufen war.

Das hat mein Psychologe gesagt: Etwas, was nicht hätte sein dürfen, kann ich nicht kaputt machen. Sie war hier die erwachsene Person und nicht ihr. Sie hätte einen klaren Schlussstrich ziehen müssen. Er meinte, meine Lehrerin hätte von Anfang an sagen müssen: 'Hey, ich bin eure Lehrerin und ich mag euch Schüler wirklich, aber so geht das nicht. Ihr könnt mich nicht einfach besuchen kommen...'. Sie hätte eine klare Linie ziehen müssen, denn als Lehrerin hat sie gewisse Pflichten gegenüber ihren Schülern und die hat sie nicht eingehalten. Sie hat gewissermaßen eine Grenze überschritten. Er habe das dann mit seinem Beruf verglichen, denn auch er dürfe sich nicht privat mit seinen Patienten treffen, weil er bestimmte Pflichten gegenüber seinen Patienten habe. Sie hätte da eine Grenze ziehen müssen, aber das hat sie nie wirklich getan. Und bei mir ist das natürlich auf fruchtbaren Boden gefallen, weil sie mir zum Teil das gegeben hat, was ich von zu Hause nie bekommen habe, Anerkennung, Zuneigung, Interesse und so weiter. Ich war wie ein trockener Schwamm, den sie ins Wasser getaucht hat, und ich bin aufgegangen. Nicht nur meine Noten sind besser geworden, sondern auch mein Bild von ihr. Ich habe sie idealisiert, sie war so ein großes Vorbild für mich. Sie hat mich mit all den schönen Emotionen überflutet, die eigentlich nicht da sein dürften. Als Kind und Jugendlicher ist man so leicht beeinflussbar, das hätte sie bedenken müssen. Dass so eine Art private Beziehung auch in diese Richtung gehen könnte und das hat sie nicht und das wirft er ihr alles vor. Und es war sicher nicht meine Schuld oder die Schuld meiner besten Freundin. 

Wie seht ihr das? Ist es in Ordnung, wenn man als Lehrer so eine Art freundschaftliches Verhältnis zu den Schülern hat? Ist das überhaupt erlaubt? Denn die Schule und auch die anderen Lehrer wussten, dass wir sie besuchen.

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