in manchen aussagen erkenne ich gedanken, die ich mir auch mal gemacht habe, wieder.
so viel mal zu meiner biografie: ich hatte mit 14 meinen ersten freund, von dem ich mich mit 17 getrennt habe. mit 18 hatte ich dann den zweiten, was etwa 9 monate hielt. danach war ich über 3 jahre lang singe. seit ca 8 monaten bin ich mit meinem jetzigen partner zusammen.
nachdem ich von meinem zweiten partner getrennt war, hatte ich wegen der schlechten erfahrung 0 bock auf beziehungen, dates usw. also generell auf männer, keine lust auf was festes und was lockeres kommt für mich ohnehin nicht in frage. also habe ich mich immer vehement dagegen gewehrt, irgendwen zu daten oder kennenzulernen, der auch nur ansatzweise als potenzieller partner in frage käme. ich habe eine bitte um ein date also immer konsequent abgelehnt, auch wenn mir jemand sympathisch war und äußerlich gefallen hat. und wenn ich doch jemanden kennengelernt habe (nicht durch dates, sondern durch zufälle oder andere ereignisse), dann habe ich immer strikt aufgepasst, dass ich dieser person (vor allem körperlich) nicht zu nahe komme, weil ich mich ja bloooß nicht verlieben wollte und wenn ich den eindruck hatte, dass jemand interesse an mir hat, habe ich immer sofort versucht freundlich abzublocken. es gab also keine chance, mich kennenzulernen, wenn ich gemerkt habe, dass jemand hintergedanken haben könnte (selbst wenn das vlt nur einbildung war, ich wollte auf nummer sicher gehen).
so ging das wie gesagt über 3 jahre lang und ich bin froh, dass ich mir von niemandem den kopf habe verdrehen lassen. schwärmereien sind nämlich nicht das selbe wie verliebt-sein, und auf schwärmereien hatte ich absolut keine lust. aus einer schwärmerei kann sich verliebt-sein zwar entwickeln (ist ja häufig der klassische ablauf vom ersten date bis zu einer festen beziehung und darüber hinaus), aber ich wusste, dass das für mich nix ist. bei einem date verstellt man sich automatisch, man zeigt sich nur von der besten seite. man fängt an, für die besten seiten des anderen zu schwärmen und kommt aufgrund dessen zusammen (oft auch noch zu schnell, ohne dass genug vertrauen da ist). ist man aber erstmal ne weile zusammen, kommen so langsam auch die schlechten seiten zum vorschein und man muss im nachhinein überlegen, ob man diesen kompromiss eingeht. deshalb war für mich die einzige möglichkeit, jemanden kennenzulernen, der von vornerein nicht an einer beziehung (oder sex) mit mir interessiert ist, diese person erst mit all seinen seiten kennenzulernen und sich dann erst zu verlieben, ohne diese falsche schwärmerei.
ich war glücklich als single, aber ich dachte mir WENN ich mich verlieben sollte, dann nicht auf date-schwärmerei-basis, sondern mit einer freundschaft als grundlage, in der man bereits ein gewisses vertrauen zueinander hat und bereits weiß, dass man auch mit den schlechten seiten dieser person leben könnte. (kleine anmerkung am rande: man kann eine person auch äußerlich attraktiv finden, ohne gleich für die person zu schwärmen oder sich zu verlieben wie es zb bei hübschen schauspieler/innen der fall ist, falls du dich fragst, wie man sich denn mit jemandem erstmal "nur" anfreunden kann, wenn man ihn attraktiv findet)
jedenfalls war es so: ich habe jemanden kennengelernt (übers internet, keine dating-plattform sondern zufall). wir haben erst ein bisschen geschrieben, hatten interessante gespräche und haben uns gut verstanden (vertrauen war noch nicht so vorhanden), aber ich hatte dann im laufe der zeit irgendwie den eindruck er hätte vlt interesse an mir, also habe ich den kontakt irgendwann schleifen lassen (nicht allein aus dem grund, ich hatte da eh grad wenig zeit für whatsapp kontakte, meine alten freunde waren mir wichtiger). nach einer langen kontaktlosen zeit habe ich ihn dann mal wieder angeschrieben, nix besonderes, nur nen lachsmiley auf seinen whatsappstatus oder so.
jedenfalls haben wir dann wieder miteinander geschrieben, aber diesmal ging es viel mehr in die tiefe. ich erfuhr, dass er jetzt eine freundin hatte, also bin ich davon ausgegangen, dass er sich mit mir eh nie was vorstellen könnte und ich daher "sicher" bin. ich habe ihm bei seinen beziehungsproblemen geholfen und war für ihn da, das hat uns zusammengeschweißt, auch wenn wir uns noch nie persönlich getroffen hatten. irgendwann kam es auch zu ein paar treffen, bei denen wir uns erstmal beide nicht viel dachten. als dann aber langsam klar wurde, dass seine aktuelle beziehung wahrscheinlich scheitern wird, hab ich langsam gefühle entwickelt.
solange die freundin noch da war, wollte ich natürlich nix mit ihm anfangen (hab ich auch nicht!) aber man hat gemerkt, dass das interesse wohl doch auf gegenseitigkeit beruht. kurze zeit später haben sie sich getrennt (nicht wegen mir!) und joa, hat nicht allzu lange gedauert, bis wir dann zusammen waren. klar, es ist noch frisch, aber ich bin überglücklich mit ihm und er scheint es mit mir auch zu sein =)
sorry für den langen text, mein fall war zwar nicht das selbe wie deiner, aber ich kenne das gefühl, wenn man angst hat, eine beziehung einzugehen (bei mir war es die angst, verletzt zu werden). und damit du das folgende verstehst, habe ich den schwenk aus meinem leben berichtet. ich möchte jetzt aufgrund meiner erfahrungen deine fragen beantworten:
"manchmal dachte ich wäre verliebt, was sich aber innerhalb von einparken Tagen/Wochen dann aber schon wieder geändert hat. Ich kann mich Personen hingezogen fühlen, doch irgendwas in mir verbietet mir Gefühle zu empfinden."
genau das ist es, was ich mit schwärmerei meine. die lässt sich nicht so einfach von verliebt-sein unterscheiden, weil sie nicht so sehr in die tiefe geht und eher auf oberflächlichkeiten wie aussehen, humor oder ähnlichen interessen beruht. manche glauben, weil ihnen das gefällt und sich die zweisamkeit gut anfühlt, dass das schon verliebt-sein ist oder reden es sich zumindest ein und sind "blind vor liebe" (wobei "blind vor schwärmerei" wohl eher passt). das gehört zwar auch alles zu verliebt-sein dazu, aber das geht noch weiter: man kennt die person so gut und vertraut ihr so sehr, dass man sich aufeinander verlassen kann und sich eine gemeinsame zukunft wünscht. wenn du jedes mal angst hattest, sobald es mit jemandem ernst wurde, dann warst du wahrscheinlich nicht verliebt, sondern hast nur geschwärmt. und auch wenn du dich als "unfähig zu fühlen" beschreibst, würde ich dich nicht gleich als "unfähig sich zu verlieben" abstempeln, weil verliebt-sein nun mal nicht ALLEIN das gefühl von "sich-zu-jmd-hingezogen-fühlen" ist (das du ja offenbar kannst), sondern eben durch dieses vertrauen usw. ergänzt wird. vlt hast du auch keine richtige vorstellung davon, wie sich verliebt-sein wirklich anfühlt, weil du es noch nie warst und gehst daher davon aus, dass es wegen deiner persönlichkeit nicht klappen wird, dich zu verlieben. deshalb will ich jetzt zu dem teil was sagen:
"Ich kann meine Gefühle auch echt sehr schlecht zeigen. Irgendwie habe ich das Gefühl ich muss immer taff und stark sein. Kann es sein, dass das auch der Grune weshalb ich Sportarten wie Boxen betreibe und sehr bald zur Bundeswehr gehen möchte?"
der zusammenhang macht sinn, spielt aber keine große rolle, wenn du jemanden findest, der genau das an dir schätzt und so jemanden wie dich, der stark genug ist um seine gefühle zu verbergen, schon sein leben lang gesucht hat, weil derjenige mit heulsusen vlt nicht umgehen kann oder sich von zu emotionsgesteuerten menschen schnell genervt fühlt. dafür kann er dann, wenn du dann doch mal ein gefühl zeigst (und sei es noch so vage), das erkennen und darauf entsprechend reagieren.
"Der Gedanke daran mich an eine Person zu binden lässt mich irgendwie ungemütlich fühlen."
wahrscheinlich, weil du dir nicht vorstellen kannst, dass es jemanden gibt, der dir deine freiheiten lässt oder weil du angst hast, dass es (zb nach einer hochzeit oder geburt von gemeinsamen kindern, vlt auch einfach nur wenn man zusammen wohnt) irgendwann "zu spät" für eine trennung sein könnte und du niemand werden willst, der sich lieber mit einem unerwünschten partner rumquält, als sich die mühe zu machen, sich zu trennen (je länger man zusammen ist und je mehr man teilt, desto umständlicher ist eine trennung). aber auch hier kommt es auf den partner an: finde jemanden, der auch in dieser hinsicht zu dir passt, der vlt auch nicht ausnahmslos alles sofort mit dir teilen will, der versteht, wenn du in der beziehung vlt nie den nächsten schritt machen willst und deine freiheiten brauchst. auch ohne ehe und ohne dass man in einer gemeinsamen wohnung lebt kann man es schaffen, immer füreinander da zu sein und sich aufeinander verlassen zu können und eine glückliche beziehung zu führen und wenn man unerwartet doch irgendwann den wunsch entwickelt, eine gemeinsame wohnung zu suchen, kann man das ja immer noch tun, sobald man sich sicher ist, dass man das will.
"Braucht das vielleicht einfach noch Zeit? Vielleicht war einfach noch nicht die richtige Person dabei? Kann sich sowas noch ändern?"
definitiv! zeit beim kennenlernen und zeit, überhaupt jemanden zu finden, der zu dir passt. gerade zu einer persönlichkeit wie dir würde kein 0-8-15 typ mann / frau passen, die es wie sand am meer gibt. wäre ja auch langweilig! was du brauchst, ist etwas besonderes, jemanden, der auf dich maßgeschneidert ist und so jemanden trifft man nun mal nicht jeden tag, aber solche menschen existieren. mein tipp wäre, es so wie ich zu probieren und sich nicht von diesem schwärmerei-gefühl ver*rschen zu lassen. lerne stattdessen leute kennen, komplett ohne den hintergedanken "der / die könnte vlt was für mich sein". das konsequent durchzuziehen, ist schwer, aber machbar, besonders wenn man auf körperlichen kontakt komplett verzichtet und von anfang an alle annäherungsversuche erstmal abblockt. dann lernt man sich platonisch kennen, unternimmt vlt mal was zusammen, vlt auch lieber noch mit anderen freunden, damit es nicht diesen date-charakter hat. irgendwann fängt man dann mal an über persönliches zu sprechen. man lernt den anderen dann langsam kennen, freundet sich evtl an. und dann kann immer noch was draus werden, wenn die person dir richtig ans herz wächst. das klischee "einmal friendzone, immer friendzone" wird, finde ich, ohnehin überbewertet. natürlich können aus freunden verliebte werden! und meiner meinung nach haben solche beziehungen besser chancen als die, die auf schwärmerei beruhen, weil zu beginn der beziehung bereits vertrauen vorhanden ist. und wenn du wirklich verliebt bist, nicht nur schwärmst, dann denke ich nicht, dass du noch großartig gründe hast, bindungsängste zu haben. lass dir alle zeit der welt mit dieser person, nix überstürzen, dann verschwinden auch die ängste. wenn diese person dir die zeit nicht gibt und dich unter druck setzt, weißt du ja, dass es nicht der / die richtige ist.
" Könnte das eine psychische Störung oä. Sein?"
davon habe ich jetzt noch nie gehört, außer es ist so heftig, dass du deswegen wirklich in heftige, panikartige angstzustände verfällst wie jemand, der mit ner hundephobie einem unangeleinten rottweiler gegenübersteht. dann könnte es eine angststörung sein (vlt bindungsangst). aber mach dir erstmal keine gedanken um eine störung, auf mich wirkst du wie ein normaler mensch, der einfach noch nicht rausgefunden hat, was er eig will und vor allem wie er dieses ziel erreichen will. psychologische / psychiatrische hilfe würde ich mir erst dann suchen, wenn wirklich nix mehr hilft und du verzweifelt bist und dich das problem im alltag echt stark belastet. weißt ja sicher, wie schwer man da termine kriegt.
"Irgendwie versuche ich mein eigenes Verhalten wie ein Psychiater zu analysieren und zu verstehen, weil ich oft nicht weiß wohin mit mir, doch das gelingt nicht wirklich"
auch das ist normal und macht jeder mal, sogar oft. so entwickelt sich die innere einstellung und die identität, so findet man raus wer man ist und wer man sein will, auch wenn man lange keine zufriedenstellende antwort findet. grübeln ist nix schlechtes, solange es einen nicht allzu sehr runterzieht und sich auch mal positiv anfühlt =)
wow, ich habe deutlich mehr geschrieben, als ich vor hatte. ich hoffe, es hat dir etwas genützt. ich kenne dich natürlich nicht, daher kann es passieren, dass ich dich an manchen stellen falsch einschätze. als fazit würde ich raten (den rat musst du natürlich nicht befolgen, vlt ist das ja nicht dein stil): lass dir zeit, hör auf zu suchen / daten / flirten (um voreilige schwärmerei zu vermeiden) und entspanne dich, lehn dich zurück, dann kommt der richtige schon von alleine. und wenn der richtige da ist, gibt es keinen grund mehr, sich zu fürchten!
ich wünsche dir viel glück und erfolg!