Es gibt einfach Begriffe, deren Wertigkeit sich im Laufe der Zeit verändert hat. "Neger" zum Beispiel kam über das lateinische "niger" (=schwarz) und das schöne französische Wort "negre"; und auch diejenigen Aufklärer, die gegen den Rassismus angekämpft haben, sprachen sich für die Gleichberechtigung nicht der maximalpigmentertierten MitbürgerInnen mit Migrationshintegrund, sondern die der "Neger" aus. Ähnlich ist es auch dem Wörtchen "Weib" ergangen, von dem aus wir immer noch adjektive wie "weib-lich" ableiten. In dem katholischen Gebet "Ave Maria" hieß es ja ursprünglich auch: Ave Maria, voll der Gnade! der Herr ist mit dir! du bist gesegnet unter den ... Weibern ... und gesegnet ist die Frucht deines Leibes usw. Das Frauenbild der katholischen Kirche ist zweifellos nicht sehr emanzipatorisch, aber es sollte doch deutlich sein, daß jemand, der ein solches Gebet spricht (Ave, Heil, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mir, bitte für uns, du bist gesegnet usw.) "Weib" nicht abschätzig ausgesprochen hat.

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Eine Religion kann ohne aktive Glaubensgemeinschaft existieren. Dies ist der Fall, wenn alte Religionen, man denke zum Beispiel an diejenige der alten Ägypter, ganz einfach nicht mehr praktiziert wird, und die Religion nur noch in der Theorie existiert, wie auch andere Modelle der Welterklärung nur noch in der Theorie existieren. Zweitens ist Glaubensgemeinschaft ein Wort, mit dem die Katholische Kirche versucht, die Differenz zwischen ihrer Kirche und den sonstigen Kirchen zum Ausdruck zu bringen. Nach katholischer Lehre hat Jesus, also der wahre Gott, nur eine einzige Kirche gegründet. Und wenn es nur eine einzige Kirche gibt, die vom einzigen Gott gegründet wurde, und es daher unsinnig ist, das Wort Kirche in der Mehrzahl zu verwenden, spricht man eben von den "Glaubensgemeinschaften". Aus neutraler Sicht würde ich deshalb darauf verzichten, diesen Unterschied zwischen Religion und Glaubensgemeinschaft zu stark zu betonen.

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