Wir haben unsere beiden Hunde von einer erfahrenen Züchterin und Hundetrainerin. Den Rüden haben wir mit 8 Wochen übernommen und mit ihm bei ihr auch die Grundausbildung gemacht. Die Hündin haben wir nach Ablauf der Zuchtphase übernommen und ist seine Mutter, wurde also auch von der Züchterin trainiert.

Grundlage der Ausbildung war: Der Hund muss wissen, wer der Boss ist. Der Ruck an der Leine dient dazu, ein bestehendes Fehlverhalten zu korrigieren, sofort in dem Moment, in dem es auftritt. Die Methoden sind sehr erfolgreich, beileibe keine Quälerei und decken sich mit der Methode Millans weitaus mehr als mit der Methode Rütters. Dominanz muss nicht automatisch Gewalt bedeuten, Lob nicht automatisch in Form eines Leckerlis daherkommen. Wer kritisiert, ein Hund würde sich nur aus Angst fügen, soll ersteinmal beweisen, dass Gehorsam nicht nur um des Leckerlis Willen erfolgt.

Auch wenn unser Rüde ein Dickkopf ist und wir stetig mit ihm arbeiten müssen, sind wir mit dem Resultat sehr zufrieden: Für unsere Hunde können wir unsere Hand ins Feuer legen. Sie melden, wenn jemand am Zaun entlang geht oder an der Tür ist, lassen jedoch auf Kommando sofort ab. Mit anderen Hunden vertragen sie sich, auch wenn es ein oder zwei in der Nachbarschaft gibt, bei denen die Rangfolge im Freispiel immer wieder zu klären ist.

Was wir bemerkt haben: Der Hund fühlt sich gezwungen, die Führung zu übernehmen, wenn er von seinem Besitzer nicht das Gefühl vermittelt bekommt, das dieser die Situation unter Kontrolle hat. Meine Frau ist "ängstlicher" und hier ist unser Rüde weitaus wachsamer als bei mir, eben weil er das Gefühl hat, meine Frau "beschützen" zu müssen. Das eigene Verhalten überträgt sich also 1:1 auf den Hund. Verhält sich ein Hund in einer Situation "unangemessen", liegt die Schuld fast immer am Hundehalter!

Hunde nehmen auch die Gefühle ihrer Umwelt auf. Sie spüren instinktiv, wenn andere Menschen sich vor Hunden (und somit auch vor Ihnen) fürchten und werden versuchen, sie zu dominieren. Hier hilft es, seine Hunde generell an der Leine zu führen und sie vorwiegend abseits von anderen Menschen frei laufen zu lassen. Ein angeleinter Hund verursacht in anderen Menschen weniger Angst, so dass sie sich selbstsicherer verhalten. Umgekehrt merken Hunde, wenn sich andere Menschen "aggressiv" gegenüber Ihnen oder dem Hundehalter verhalten. Hier muss man durch eigenes, selbstsicheres Auftreten dafür sorgen, dass der Hund sich sicher fühlt, und keine Veranlassung sieht, durch "Drohen" für Respekt zu sorgen.

Wir haben im Verwandtenkreis viel Kontakt zu anderen Hunden. Wenn wir zu Besuch kommen (oder Besuch erhalten) regeln die Hunde am Anfang kurz und knapp die Rangfolge: der "fremde" Hund muss sich dem anderen auf dessen Territorium unterordnen. Das geschieht durch Knurren, Bellen oder "spielerischem" Raufen. Nach zwei Minuten ist die Situation geklärt - wenn der Mensch sich nicht "einmischt", weil er einen ausgewachsenen Kampf befürchtet. Je mehr "Krach" es bei Raufereien unter Hunden gibt, desto weniger passiert m.E.n. tatsächlich. Ich hätte erst dann Angst, wenn sich zwei Hunde annähernd "lautlos" direkt aufeinander zu bewegen und ihre Körpersprache aggressiv ist. Dann muss der Halter sofort eingreifen, noch ehe es zu einem "Kontakt" kommen kann.

Was auch stimmt: Wir vermenschlichen in unserer Gesellschaft die Hunde zu sehr. In einem Rudel gibt es "Teamplay" nur dann wenn klar ist, wer der Boss ist. Unsere Hunde dürfen recht viel, aber nur in festgelegten Grenzen. Ihr Platz auf dem Sofa gilt nur so lange, wie wir es zulassen - im Zweifel müssen sie ihn räumen. Und das wir auch akzeptiert. Umgekehrt haben sie ihre Rückzugplätze, wenn sie ungestört sein wollen - und das müssen dann auch Besucher akzeptieren.

Es erschreckt mich manchmal, das andere Leute ihre Kinder auf jeden Hund zustürmen lassen um ihn zu streicheln! Und dann komisch gucken, wenn wir das verhindern und das Kind anweisen, erstmal Kontakt mit dem Hund aufzunehmen, indem man ihm die Faust hinhält und ihn schnuppern lässt - und den Hund nicht weiter zu bedrängen, wenn er kein Interesse zeigt. Warum muss ein Hund jedes Eindringen in seine "Privatsphäre" akzeptieren? Die gleichen Leute würden sich beschweren, wenn der Hund seinen eigenen Privatbereich durch knurren oder bellen klarstellen würde. :-(

Wenn man einen Hund halten will oder mit einem Hund in Kontakt treten will, sollte man sich vorher einmal ein gutes Buch über Tierpsychologie besorgen und versuchen, die Verhaltensweisen eines Tieres zu verstehen, Dann kann man sich weitaus besser ein Bild davon machen, ob der Hund "nur spielen" will oder seine Ruhe haben möchte. Tiere sind keine Menschen und können nicht wie solche behandelt werden. Was jedoch nciht heißt, dass man ihnen nicht respektvoll begegnen sollte.

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