An Weihnachten gibt es nicht!

An und auch sind Präpositionen, aber alles andere als regionale Geschmacksache. Jedes Jahr vor Weihnachten liefern sich an-Verfechter und zu-Freunde Wortduelle: Heißt es nun an Weihnachten oder zu Weihnachten? Es ist ein Territorialstreit, der tobt, seit an-Verfechter die Feiertage gern auch in zu-Landen verbringen. Am besten lässt sich ihm mit Logik beikommen. Zu und an sind Präpositionen, also Verhältniswörter. Was haben sie so alles drauf? An gehört zu den neun Wechselpräpositionen, die auf wo? mit dem Dativ reagieren und auf wohin? mit dem Akkusativ: an, auf, hinter, in, neben, über, unter, vor, zwischen. Das Glöckchen zum Beispiel hängt am Weihnachtsbaum (wo?).Wir hängen das Glöckchen an den Weihnachtsbaum (wohin?).Gebrauchen wir diese Präpositionen in einem zeitlichen Bezug, reagieren sie ähnlich: Kurz vor dem Fest (Dativ) gibt es überall viel Gedränge. Heiligabend fällt dieses Jahr auf einen Dienstag (Akkusativ). Am benutzen wir vor Tageszeiten und Wochentagen: am Morgen, am Vormittag, am Mittag, am Nachmittag, am Abend (Ausnahme in der Nacht und in der Früh) und am Montag. Richtig ist daher: am Heiligabend. Weihnachten kommt vom Mittelhochdeutschen ze wihen nahten – in den heiligen Mittwinternächten. Heute steht der Begriff für einen Zeitraum sorgsam gepflegter Traditionen und froher Erwartung. Sprachlich haben wir es also mit Tagen (am Weihnachtstag), einem Abend (am Heiligabend) und insgesamt mit Nächten zu tun, für die ja die Präposition in reserviert ist. Aus dem Dilemma führt uns die universelle Präposition zu, da sie immer schön beim Dativ bleibt und bereits vor Ostern, Pfingsten, Jubiläum, Einschulung oder Hochzeit steht, ohne irgendjemandes Protest zu verursachen: zu Ostern, zu Pfingsten und damit auch zu Weihnachten. Zu meint die Zeit um das Ereignis oder den Anlass. Mit dieser sächsisch-norddeutsch-österreichischen Logik schlägt`s das süddeutsche an in die Flucht.

Quelle: Evelyn Badalian (Sprach-und promovierte Literaturwissenschaftlerin)

...zur Antwort