Die Harry-Potter-Filme entstammen einer Ära, in der Qualität und akribische Detailarbeit höchste Priorität genossen. Jedes noch so kleine Element wurde mit enormer Sorgfalt gestaltet und diente dem Gesamtbild – vom Setdesign über das Kostüm bis hin zu den praktischen und digitalen Effekten. Tatsächlich gibt es ein eigenes Buch, das die beeindruckenden Produktionsprozesse der acht Filme dokumentiert und zeigt, wie viele Abteilungen in zahllosen Iterationen arbeiteten, um eine glaubwürdige, faszinierende Welt zu erschaffen. Dabei verlangte schon die Buchvorlage eine besonders komplexe Herangehensweise: Im Kern geht es darum, schrittweise die Geheimnisse der Zauberwelt zu offenbaren und die Verbindungen zwischen Charakteren und Handlung zu vertiefen – alles aus der Perspektive von Harry Potter, dessen Welt sich mit jeder Geschichte weiter entfaltet. Der Zuschauer wird dabei selbst zum Puzzlemeister, fügt die Teile zusammen und begibt sich auf Harrys Reise. Die magische Welt bleibt nicht statisch, sondern erweitert sich dynamisch und vermittelt das Gefühl, auch außerhalb der Bücher und Filme weiterzuleben.
Natürlich hätte man den einfacheren Weg wählen können, diese Welt einmal festzulegen und dann statisch zu belassen. Aber “einfach” war hier nie das Ziel. Und das ist es, was diese Filme besonders macht: Warum schafft nicht jeder Film heute solche Standards?
Mit dem Aufstieg der VoD-Serienproduktion wurden viele Produktionsprozesse stark verschlankt und konsequent kostenoptimiert. In der heutigen amerikanischen Film- und Serienlandschaft dominiert häufig der Ansatz des “Minimal Viable Product” (MVP) – das minimal vertretbare Produkt. Es geht nicht mehr darum, hunderte von Künstlern und Handwerksbereichen so lange an der Perfektion zu feilen, bis die Vision vollständig ausgereizt ist. Vielmehr ist das Ziel, mit möglichst geringen Kosten ein ausreichendes Ergebnis zu schaffen.
Dieser Ansatz zeigt sich besonders deutlich im Storytelling. Risikofreudige Erzählungen oder komplexe Dialoge, die den Zuschauer fordern könnten, sind oft unerwünscht. Alles soll auf den ersten Blick verstanden werden, damit der Zuschauer direkt zur nächsten Episode greift oder ohne Irritation das Kino verlässt. “Data-Assisted Storytelling” geht dabei noch einen Schritt weiter: Hier fließen während des Streamings Nutzerdaten wie Pausen, Start- und Stop-Zeiten oder Hovern über Titel direkt in die Produktionsentscheidungen ein. Das Ziel: Ein möglichst breites Publikum mit dem kleinstmöglichen Aufwand ausreichend zu unterhalten. Geniessen wir also das Werk von J.K. Rowling, Chris Columbus und David Yates. Und suchen mit besonders akribischem Blick auch in der heutigen Zeit nach Serien und Filmen, in denen noch ein Bisschen Liebe steckt… Und zum Glück gibt es sie noch, ob Dune im konventionellen Bereich oder Squid Game, der Import-Schlager mit genialem Storytelling… jeder findet hier sicherlich eigene Beispiele!