Ich habe zuerst Geisteswissenschaften und dann Informatik studiert. Ich habe in meinem geisteswissenschaftlichen Studium sehr gute Leistungen erzielt und war auch sehr engagiert.
De facto ist aber in manchen Bereichen einfach nicht viel zu machen, egal wie gut du bist, und egal, wie fleißig. Alles andere sind Märchen, die sich an die amerikanische "Vom Tellerwäscher zum Millionär"-Geschichte anlehnen. Unter meinen ehemaligen Kommilitonen aus den Geisteswissenschaften gibt es nur sehr, sehr wenige, die denselben Weg nochmal einschlagen würden.
Soviel ich weiß, sind die beruflichen Perspektiven für Architekten eher schlecht. Ich bin in dem Bereich aber nicht versiert genug, um dir da wirklich adäquate Auskünfte zu geben. Informiere dich im Vorfeld ausgiebig über die konkreten Perspektiven mit Architektur - bzgl. Gehalt, Arbeitslosigkeit - Und dabei insbesondere auch darüber, in welchen Sparten Absolventen untergekommen sind. Bei den Geisteswissenschaften spricht man oft von unter 3% Arbeitslosigkeit, berechnet da allerdings auch all diejenigen als "beschäftigt" mit ein, die an der Tanke jobben, Taxifahrer sind o.Ä.
Als ich damals vor der Entscheidung stand und mich aus Idealismus für die Geisteswissenschaften entschieden habe, hatte ich noch nicht die nötige Lebenserfahrung. Ich dachte, es sei alles eine Frage des Geldes. Ich würde dann eben weniger verdienen, aber dafür einen Job machen, der mir wirklich Spaß macht. Pustekuchen. Man muss schon froh sein, wenn man überhaupt etwas bekommt, und oftmals ist das dann nicht das, was man ursprünglich machen wollte, sondern eben einfach irgendein von deinen ursprünglichen "Träumen" abweichender Job, der obendrein noch schlecht bezahlt ist.
Außerdem wird der Markt natürlich auch durch Angebot und Nachfrage geregelt, auch der Arbeitsmarkt. Diese beliebten Berufe - da gibt es wenige Stellen, aber zig Absolventen. Menschen sind keine Engel und wenn sie wissen, dass sie etwas anbieten (Arbeitsplatz in deinem Metier), auf das du angewiesen bist, sie ihrerseits aber zig Alternativen haben (die ganzen anderen Absolventen), dann werden sie dich das immer wieder spüren lassen, auf die dreistesten Arten und Weisen. Du bist nicht bereit, dir dieses oder jenes gefallen zu lassen, das mitzumachen? Nur zu, geh ruhig, es gibt ja noch 100 andere, die Schlange stehen, um deinen Job zu machen. Einjährige unbezahlte Praktika nach dem Studienabschluss sind in gewissen Bereichen keine Seltenheit. Befristete Arbeitsverträge, prekäre Beschäftigungsverhältnisse in Wissenschaft und Forschung - Die Dreistigkeit kennt da wirklich keine Grenzen.
Unterhalte dich mit Architekten, die ihr Studium innerhalb der letzten 5-10 Jahre abgeschlossen haben. Da wirst du die besten und aussagekräftigsten Informationen bekommen.
Höre nicht auf jemanden, der dir einfach leichtfertig sagt, du sollest doch deinen Traum leben. Das lässt sich leicht daher sagen. Du musst es später ausbaden, wenn er platzt und du in der Sackgasse stehst, nicht diese Leute.
Am Ende musst du deine Entscheidung selbst treffen, keiner kann sie dir abnehmen. Wäre ich mit dem, was ich heute weiß, in deiner Situation, so würde ich persönlich mich allerdings für BWL entscheiden und mich im ABV-Bereich oder einfach aus persönlichem Interesse in die ein oder andere Architekturvorlesung setzen.