Wurzelbehandelter Zahn tut beim Zähne putzen weh?

1 Antwort

Ein Glasfaserstift ist dazu da, einen zerstörten Zahn zu stabilisieren und belastbarer zu machen. Damit er nicht abbricht. Sinnvoll wäre es gewesen, 3 Stifte zu machen, aber das hängt von den anatomischen Verhältnissen ab. Ausserdem macht man bei einem stark zerstörten Zahn kein Inlay (das liegt nur auf dem Zahn auf), sondern schützt den Zahn durch eine Krone. Damit der Zahn beim Kauen gleichmässig belastet wird und nicht auseinanderbricht. Aber dafür hat der Zahnarzt studiert, der kann das beurteilen.

Um den Glasfaserstift einzusetzen, entfernt man in dem Wurzelkanal die Wurzelfüllung. Die ist vom Zahnbein deutlich zu unterscheiden, da kann nichts daneben gehen. Man muss die Füllung auch nicht bis zur Wurzelspitze entfernen, besonders, wenn die Wurzeln gekrümmt sind. Somit war der Zahn nicht bis zur Wurzelspitze offen, es konnten keine Keime bis zum Kieferknochen vordringen. Da kann eigentlich nichts passieren. Eine Röntgenaufnahme zur Kontrolle wäre trotzdem angebracht gewesen.

Unabhängig von dem Glasfaserstift kann ein wurzelbehandelter Zahn jederzeit an den Wurzelspitzen eine Entzündung bekommen. Das kann schon wenige Wochen nach der Wurzelfüllung passieren, oder erst nach Jahren. Das scheint nach deiner Beschreibung jetzt der Fall zu sein.

Was dir weh tut ist nicht eigentlich der Zahn, sondern der entzündete Kieferknochen. Wenn du wirklich eine Zyste hast, dann ist der Zahn wahrscheinlich an den Wurzelspitzen vereitert. Nur weil sich der Eiter durch die Zyste in die Mundhöhle entleert, hast du nicht noch mehr Schmerzen.

Bei einem dreiwurzeligen vereiterten Backenzahn wird kein Zahnarzt weder eine Revision noch eine Wurzelspitzenresektion machen.

Mach so schnell wie möglich einen Termin, bevor du eine dicke Backe bekommst.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Puppy9435 
Beitragsersteller
 26.10.2020, 19:52

Oh wow, vielen Dank für die ausführliche Antwort!

Ja, ich überleg mir den Zahn um ehrlich zu sein, einfach ziehen zu lassen. Also ich hab z.B unten auch einen wurzelbehandelten Backenzahn, wo um beide Spitzen eine dicke Entzündung ist. Der Zahnarzt hofft, dass durch die Revision, die er gemacht hat, die Entzündung zurück geht, aber mein Kieferchirurge hat das Bild gesehen und gesagt, dass er da keine Hoffnung sieht, vorallem weil bei der Revision der Versiegelungslack, in den die Guttapercha ja vorher getunkt wird, überfüllt wurde am Ende der Wurzel. Auch der Zahn schmerzt zwischendurch. Bin langsam echt verzweifelt :(

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mariontheresa  26.10.2020, 20:11
@Puppy9435

Die Zahnwurzel hat an der Spitze ein Loch, durch das der Nerv und das Blutgefäß (die Pulpa) in den Zahn hineingehen. Die Pulpa wird bei der Wurzelbehandlung entfernt. Wird bei der Wurzelfüllung etwas von dem Füllmaterial durch diese Loch durchgedrückt, betrachtet das Immunsystem das als Fremdkörper und möchte es loswerden. Das Ergebnis ist dann eine Entzündung und im späteren Verlauf eine Vereiterung. Manchmal schafft das Immunsystem, diese Entzündung zu unterdrücken, dann pasiert jahrelang gar nichts. Aber eben nicht ewig. Dann ist es besser, den Zahn zu ziehen. Bei einer starken Entzündung wirkt die Spritze nicht, und im Infizierten Gebiet heilt die Wunde schlechter. Würde bedeutet erst ein Antibiotikum einnehmen, und dann ziehen. Ausheilen würde es trotz Antibiotikum nicht.

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Puppy9435 
Beitragsersteller
 26.10.2020, 20:34
@mariontheresa

Also mein Zahnarzt "behauptet", der Körper würde den überfüllten Sealer absorbieren und in einem halben Jahr wär das nichtmal mehr sichtbar auf dem Röntgenbild. Ich bin bei der Aussage eher skeptisch. Naja, der Kieferchirurge sagt, es wäre besser den Zahn zu ziehen und will eine Wurzelspitzenresektion machen wegen dem überfüllten Sealer. Ich hab aber erstmal verneint. Hab da irgendwie echt Angst vor.

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