Wozu bruche ich so viel Mathe im Software-Engineering Bachelor Studiengang?

2 Antworten

Von Experte Littlethought bestätigt

Ich bin da selbst ein bisschen gespaltener Meinung.

Das Informatikstudium in Deutschland ist meines Erachtens tatsächlich viel zu stark von - pardon - Hirnwichserei über Themen geprägt, die mehr als 90% aller Absolventen kaum jemals in dieser Tiefe und Breite brauchen werden. Es produziert damit großteils am Bedarf vorbei; der starke Mathematikfokus ist m.E. eher eine Art Initiationsritus ("da musst du durch, um einer von uns zu werden") als wirklich notwendig. Und das sage ich als promovierter Informatiker.

Auf der anderen Seite durchzieht Mathematik nun mal einen Großteil der Informatik, auch der angewandten. Gewisse Themen müssen einfach rein, sonst fehlen dir auch Grundlagen, um eigentliche Kernthemen der Informatik (v.a. Algorithmen und Datenstrukturen) wirklich zuverlässig zu verstehen. Ich erwarte von einem Informatikabsolventen, dass ich ihm gewisse Dinge nicht erst erklären muss.

Was uns zu deinem Studium bringt: ich habe aus deiner knappen Beschreibung keine Ahnung, wieviel Mathematik in deinem Studium zu finden ist. Was du als viel empfindest, ist vielleicht für andere kaum ausreichend. Klar ist aber, dass bei Software Engineering andere Themen stärker im Vordergrund stehen sollten als in einem klassischen deutschen Informatikstudium.

Ich betone "deutsch", weil etwa die CS-Curricula in den USA deutlich anders strukturiert sind. Da gibt es auch eine Menge harte Mathe, aber oft viel stärker fokussiert auf jene Teile, die für Informatik essenziell sind. Berühmtes Beispiel dafür, Concrete Mathematics von Knuth und Freunden.


itler123 
Beitragsersteller
 20.11.2023, 19:23

Dachte mir auch, dass eine Antwort in Richtung von "da musst du durch, um einer von uns zu werden" kommen wird. Jedoch stimme ich dir vollkommen zu, dass jeder Informatikabsolvent einen gewissen Maß an Wissen im Bereich Algorithmen und Datenstrukturen braucht, um zu überleben.

Zu deiner Bemerkung von fehlenden weiteren Info's zu meinem Studium: Ich muss dieses Semester vier Module belegen. Zwei davon (obwohl sie Informatik im Namen haben) orientieren sich sehr stark am dritten Modul, was Mathe für Informatik ist. Das vierte Modul ist Praktische Informatik, was so sein eigenes Ding ist (z.Bsp: Einführung ins Programmieren mit C und Haskell, als auch sehr vieles im Bereich Algorithmen), aber genau das Modul hat am wenigsten LP. Das vierte Modul fühlt sich als einzig passendes für mich an, so habe ich mir meinen Studiengang eher vorgestellt.

Du hattest sonst noch betont, dass "Software Engineering andere Themen stärker im Vordergrund stehen sollten als in einem klassischen deutschen Informatikstudium". Das ist bei mir aber leider gar nicht der Fall, da wir Software-Engineering Studenten den gleichen Studienplan wie reine Informatik Studenten haben. Erst ab den vierten Semester werden wir getrennt und bei uns gehts dann viel mehr in die angewandtere Richtung.

Es kursierte in meiner Jugend nicht umsonst, dass wer Informatiker werden will auch Mathematik studieren kann.

Und wozu man das als Softwareentwickler braucht, merkt man dann, wenn eigene komplexe Algorithmen zur Lösung neuer Problemstellungen gefunden werden müssen. Ein Flickwerk aus vorh. Codeschnipseln bzw. Klassen reicht nicht immer.