Wo ist Caesar`s Asche?

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Wo Caesars Asche geblieben ist, kann nicht sicher angegeben werden.

Die antiken Quellen bieten zwar Hinweise auf die Trauerfeier und eine Verbrennung der Leiche auf dem Forum Romanum unter tumultartigen Umständen. Zum Verbleib der Überreste gibt es aber nur eine einzige Aussage, die keine eindeutige Lokalisierung ermöglicht.

Den Bau des Tempels des Divus Iulius auf dem Forum Romanum an der Stelle, wo die Leiche verbrannt worden ist, hat der Senat erst 42 v. Chr. beschlossen (Cassius Dio 47, 18, 4) und Octavian (Caesars Großneffe Gaius Octavius, von ihm testamentarisch adopiert, wonach er sich Gaius Iulius Caesar nannte und nach römischen Namensgewohnheiten den Beinamen Octavianus gehabt hätte, den er selbst aber nicht führte; 27 v. Chr, bekam er den Ehrentitel Augustus) hat ihn 29 v. Chr. geweiht (Cassius Dio 51, 21, 9; Res Gestae Divi Augusti 19,2 nennt Augustus die Errichtung des Tempels unter seinen Leistungen)

Verbrennung von Caesars Leiche auf dem Forum Romanum: Appian, Emphylia (Ἐμφύλια; Bürgerkriege; lateinischer Titel: Bella civilia) 2, 148; Plutarch, Caesar 68, 1 – 2; Plutarch, Antonius 14, 3 – 4; Sueton, Divus Iulius 84; Cassius Dio 44, 35, 4; 44, 50, 2

C. Suetonius Tranquillus, Die Kaiserviten = De vita Caesarum. Berühmte Männer = De viris illustribus. Lateinisch-deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Hans Martinet. 4., korrigierte Auflage. Berlin ; Boston : De Gruyter, 2014 (Sammlung Tusculum), S. 133/135/137 (Sueton, Divus Iulius 84):

„Der Herold gab den Tag des Begräbnisses bekannt; dann wurde ein Scheiterhaufen auf dem Marsfeld dicht neben dem Grabmal der Iulia errichtet und vor der Rednertribüne ein vergoldetes Modell des Tempels der Venus Genetrix aufgestellt; in dessen Inneren stand ein elfenbeinernes Bett mit einer mit Goldfäden durchwirkten Purpurdecke und am Kopfende ein »stummer Diener« mit den Kleidern, in denen Caesar ermordet worden war. Diejenigen, die Totengaben dem Sarg vorantragen wollten, erhielten, da ein Tag dafür wahrscheinlich nicht ausreichen werde, die Anweisung, diese, ohne daß man sich einer Prozession anschloß, auf Wegen, die jedem freigestellt waren, auf das Marsfeld zu bringen. Während der Leichenspiele wurden einige Partien aus dem »Waffengericht« des Pacuvius aufgeführt, die geeignet schienen, Mitleid mit Caesar zu wecken und Stimmung gegen seine Verschwörer zu machen, wie die folgende:

  »Hab ich sie dazu bewahrt, daß jemand da ist, mich zu verderben?«

und vergleichbare Stellen aus der »Elektra« des Acilius. An Stelle der Leichenrede ließ der Konsul Antonius durch den Herold den Beschluß des Senats verlesen, durch den er Caesar in demselben Moment alle göttlichen und menschlichen Ehren zuerkannt hatte; ferner den Eid, mit dem sich alle Senatoren verpflichtet hatten, das Leben dieses einen zu schützen. Persönlich fügte er nur ganz wenige Worte hinzu. Das Totenbett trugen noch amtierende Beamten und solche, die einmal ein Amt verwaltet hatten, vor die Rednertribüne auf dem Forum. Während die eine Gruppe noch dafür plädierte, ihn im Allerheiligsten des Tempels des Iuppiter Capitolinus einzuäschern, die andere sich für das Rathaus des Pompeius aussprach, da legten plötzlich zwei Personen, die mit Schwertern bewaffnet waren und je zwei Speere in Händen hielten, mit brennenden Wachstafeln Feuer an den Scheiterhaufen. Eiligst trugen die, die rundherum dabeistanden, trockenes Reisig, die Richterstühle und auch die Bänke und auch noch was an Geschenken da war zusammen. Darauf zogen die Musikanten und Schauspieler die Festkleider, die sie von den Triumphzügen her besaßen und extra für diese Feier hatten, aus, rissen sie in Stücke und warfen sie in die Flammen; die Legionssoldaten, die ehemals unter ihm gedient hatten, taten das gleiche mit den Waffen, mit denen sie sich herausgeputzt hatten, um so der Feier beizuwohnen; auch die meisten Frauen warfen die Schmuckstücke, die sie trugen, ins Feuer, ebenso die Amulette und Kleider ihrer Kinder.

Im Verlauf der großen Staatstrauer haben die ausländischen Einwohner Roms, deren Zahl beträchtlich war, nach Herkunftsländern getrennt und nach ihrem eigenen Ritus, seinen Tod beklagt, besonders die Juden, die sogar mehrere Nächte hintereinander die Grabstätte besuchten.“

Cassius Dio 44, 51, 1 enthält die Angabe, Caesars Freigelassene hätten Caesars Asche in das väterliche Grabmal/Grabmal der Vorfahren (πατρῷον μνημεῖον) gebracht. Damit ist allem Anschein nach ein Familiengrab der Julier (Mitglieder der gens Iulia) gemeint. Die Lokalisierung dieses Familiengrabes ist aber unklar. Zum Teil wird an Bovillae gedacht, eine in Latium gelegene Stadt, Kolonie von Alba Longa und Stammort der gens Iulia, 11 Meilen südöstlich von Rom nahe der Via Appia. Auch an das Grab von Caesars 54 v. Chr. verstorbener Tochter Iulia auf dem Marsfeld (Campus Martius) in Rom ist gedacht worden. Dieses könnte sich in der Nähe der Stelle, wo später das Augustusmausoleum errichtet worden ist, befunden haben. Eine Schwierigkeit, das Grab der Iulia als Familiengrab zu deuten, liegt in Hinweisen auf formalrechtliche Einwandmöglichkeiten, weil eine ausdrückliche Genehmigung an diesem besonderen Platz nötig gewesen wäre (Plutarch, Pompeius 53, 4; Plutarch, Caesar 23, 4; Cassius Dio 39, 64). Zu einem schon genutzten normalen Familiengrab wirkt dies nicht passend. Andererseits war ein Scheiterhaufen (rogus) dicht neben Iulias Grab auf dem Marsfeld vorbereitet (Sueton, Divus Iulius 84, 1). Zu den Vorzeichen, die in Bezug auf Octavians Hineingehen nach Rom nach Caesars Tod erzählt wurden, gehört ein Blitzeinschlag in das Denkmal von Caesars Tochter Iulia (Sueton, Divus Augustus 95). Als Augustus starb, wurde das Volk öffentlich ermahmt, nicht die Verbrennung der Leiche lieber auf dem Forum zu wollen als auf dem Marsfeld, dem bestimmten Platz (Tacitus, Annales 1, 8).

Gabriele Wesch-Klein, Funus publicum : eine Studie zur öffentlichen Beisetzung und Gewährung von Ehrengräbern in Rom und den Westprovinzen. Stuttgart : Steiner, 1993 (Heidelberger althistorische Beiträge und epigraphische Studien ; Band 14), S. 14:

„Eingeäschert wurde Caesars Leiche unter tumultuarischen Umständen von der aufgebrachten Bevölkerung auf dem Forum Romanum, obwohl auf dem Marsfeld nahe dem Grab der Julia ein rogus errichtet worden war. An welcher Stelle Roms die sterblichen Überreste beigesetzt wurden, ist nicht bekannt. Nach Dio wurden sie von seinen Freigelassenen im πατρῷον μνημεῖον, also im Familiengrab der Julier, bestattet.“

Unglaubhaft ist eine Legende, in der bronzenen Kugel auf der Spitze des vatikanischen Obelisken habe sich eine goldene Urne mit Caesars Asche befunden.


Pauleptor 
Beitragsersteller
 26.03.2019, 16:14

Vielen Dank für die ausführliche und informative Antwort.

Sehr schade, dass nichts dazu bekannt ist.