Wisst ihr was es bedeutet, als Kind nur einen Elternteil zu haben, welcher aber psychisch schwer krank ist?

nein 63%
ja 38%

24 Stimmen

10 Antworten

ja

Trifft tatsächlich exakt auf mich zu, ob des Inhalts hält sich meine Freude darüber allerdings in Grenzen.

Mein Vater wollte nie Kontakt zu mir haben (Begründung: Er zahlte ja Unterhalt bis zu meiner Volljährigkeit, damit hätte er seine Pflichten erfüllt -> Aussage kam per Brief, nachdem ich ihn übers Jugendamt fragte, warum kein Unterhalt mehr kommt - hätte er eigentlich während meines Studiums noch weiterzahlen müssen, aber nun ja), meine Mutter hat immer wieder schwere depressive Episoden (inklusive plötzlicher stationärer Klinikaufenthalte) und außerdem eine kombinierte Persönlichkeitsstörung, was im Endeffekt dafür gesorgt hat, dass ich meine Kindheit (neben der Schule) damit verbracht habe, ihre (emotionalen) Bedürfnisse zu erfüllen bzw. die Verantwortung dafür übernommen habe, sie zu trösten, zu beruhigen, ihre Probleme anzuhören und Lösungen vorzuschlagen und umzusetzen. Parentifizierung in einem Wort. Eigene Bedürfnisse zu erfüllen ist dabei natürlich unter den Tisch gefallen, die mussten verdrängt werden, um meine primäre Bezugsperson halbwegs stabil zu bekommen - innere Leere als Folge, Ohnmachts- und Verantwortungsgefühle.

Aber happy ending: Inzwischen bin ich mir dieser Biographie bewusst und weiß auch endlich, dass ich nicht verantwortlich für meine Mutter bin. Und ich weiß, dass meine (sozialen) Ängste im Grunde wegen des Verhaltens meiner Mutter in meiner Kindheit bestehen - im Kern hatte und habe ich einfach Angst vor ihr/ihrem Verhalten und übertrage diese Angst auf andere Menschen. Und ich weiß, wie ich meine Bedürfnisse wahrnehmen kann und dass es völlig legitim ist, diese zu erfüllen (sofern sie nicht weird sind, aber das sind sie gar nicht übermäßig ;)).

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
ja

Ja meine Mutter ist manisch depressiv und das hab ich seit meiner Geburt spüren dürfen.
Tagsüber wurde ich angeschrien und geschlagen, Nachts wurde dann geweint und das Leben angezweifelt.
Am nächsten Tag wurde über nichts davon gesprochen und das ganze wiederholt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
ja

Hey Labradodorit7,

ich weiß, was es bedeutet in solch einer Situation zu sein. Mein Vater wurde vor einem Jahr brutal hingerichtet und erschossen💔. Manchmal merke ich, dass es meiner Mutter echt nicht gut geht und sie mit ihrer Situation überfordert ist... Oft sagt sie, dass es ihr nicht gut geht, weil sie nicht sterben darf, sonst müssten wir ins Kinderheim. (Ich bin erst 14.) Ich versuche sie in manchen Momenten von ihrer Trauer abzulenken (nur gut gemeint), aber es ist so gut wie unmöglich😭... Sie sagt auch, dass sie manche Nächte nicht schlafen kann und in ein schwarzes Loch gefallen sei... Ich versuche ihr zu helfen, aber es klappt nicht...😢

Hoffe ich konnte helfen...


dartskess  24.01.2023, 23:02

Hey! :) Ich möchte dir aus eigener Erfahrung gerne dazu raten, auch dich selbst nicht zu vergessen - deiner Mutter geht es schlecht, aber wie geht es dir? Es ist als Kind/Jugendliche nicht deine Verantwortung, dafür zu sorgen, dass es deiner Mutter gut geht - es steht auch gar nicht in deiner Macht oder in der Macht eines anderen Menschen. Es ist wichtig, dass sich deine Mutter professionelle Unterstützung sucht und sich auch jemand um dich kümmert, denn dein Wohlbefinden ist genauso wichtig.

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PinkCupcake08  25.01.2023, 14:12
@dartskess

Lieb von dir... Klar, in dieser schweren Zeit ging bzw. geht es mir auch nicht so gut, aber meine Mutter, wie ich weiß, tut alles für ihre Kinder, was in ihrer Macht steht und hat mich getröstet, obwohl es sie viel "schlimmer" erwischt hat. Sie hatte keine Zeit zu trauern, weil der Behördenkram auf sie wartete, die LKA bei uns zu Hause, die Anzeige, der Kontakt mit der Polizei in Pakistan, sich um uns zu sorgen & für uns dasein... Soviel Stress auf einmal! Man hat klar gesehen, dass sie überfordert ist und auch wenn ich wusste, dass ich nicht großartig helfen kann, habe ich es trotzdem versucht. Aus Mitleid & Menschlichkeit. Und als dann noch das mit ihrer Mutter und dem Tod passierte.

Natürlich nehme ich mir Zeit für mich selbst, ist ja auch wichtig, aber sie gibt mir so viel und da wollte ich ihr versuchen etwas zurückzugeben.

Hoffentlich verstehst du das...

Liebe Grüße & danke für den Kommentar.❤☺🍀👍

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dartskess  25.01.2023, 19:58
@PinkCupcake08

Solange du dich nicht selbst vergisst dabei, spricht da ja gar nichts gegen :) Alles Gute euch!

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ja

Mein eines Elternteil leidet seit Jahrzehnten unter einer schweren Depression, einhergehend mit Alkoholismus und die ganze Familie leidet mit.

Ich habe mittlerweile nur noch wenig Kontakt zu diesem Elternteil, was unter anderem daran liegt, dass ich es nicht mehr ausgehalten habe.

https://nacoa.de/infos/fakten/kinder-von-alkoholikern

Etwa ein Drittel der Kinder aus alkoholkranken Familien ( Children  oAlcoholics/ Addicts = COAs) werden als Erwachsene selbst stofflich abhängig. Ein Drittel (teilweise überlappend mit dem ersten Drittel) entwickelt psychische oder soziale Störungen.

Ich lebe sehr Reflektiert, weswegen ich die Hoffnung habe, dass es bei mir nicht so weit kommt.

nein

Ich weiß nur, was es heißt mit Eltern aufzuwachsen, wo der psychisch Kranke die ganze Familie terrorisiert, und den psychisch gesunden Elternteil fast umbringt.

War auch schon beeindruckend.

Was du durchmachst, muss noch schlimmer sein.