Wie verbessere ich mich effektiv als Schachanfänger?

4 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Heyho!

Ich gehe mal auf die einzelnen Aspekte deiner Frage ein:

  • Hauptsächlich mache ich die Taktikaufgaben, weil ich gehört habe, dass sie für Anfänger besonders hilfreich sind.

Ja, das ist gut und richtig. Die Taktikaufgaben sind aber nicht nur für Anfänger sehr hilfreich sondern eigentlich auf fast jedem Level. Sie helfen dir dabei schneller an Erfahrung in kritischen Stellungen zu kommen, für die du sonst tausende Spiele spielen müsstest.

  • Allerdings habe ich in 10-Minuten-Partien oft das Problem, dass mir die Zeit davonläuft, weil ich lange überlege.

Dann spiele erstmal längere Formate, 15 Minuten, oder mit Inkrement. Es ist für den Anfang nicht wichtig schnell zu spielen sondern genau zu spielen. Die Geschwindigkeit kommt mit der Zeit. (Es ist auch nicht gut für Anfänger Blitz zu spielen, dabei lernt man dann nur schnell viele Fehler zu machen, und wird am ende schlimmsten falls noch dafür belohnt weil der Gegner noch schlimmer spielt)

  • Zusätzlich habe ich Schwierigkeiten in den Eröffnungen: Ich habe zwar einige Theorien gelernt, aber meine Gegner machen in den Spielen oft Züge, die in den Büchern oder Videos nicht vorkommen

Eröffnungen lernen ist für Anfänger wenig nützlich. Zum einen, wie du schon selbst feststellst, wird auf Anfänger Niveau kein "seriöses" Schach gespielt, d.h. deine Theorie bringt dir original garnichts, und dazu kommt dass du garnicht die nötige Erfahrung hast um die Eröffnung die du da spielst vollständig zu verstehen. Kurzum, du weißt nicht was du tust, dein gegner weiß nicht was er tut, und das ganze führt zu nichts.

Für die Eröffnung brauchst du unter einer Chess.com wertung von 1000 nur die "goldenen Eröffnungsregeln" und etwas gesunden Menschenverstand.

  1. Bauern ins Zentrum
  2. Springer entwickeln
  3. Läufer entwickeln
  4. Rochieren

In dieser Reihenfolge. Nebenher etwas mitdenken dass du dabei keine Figuren verlierst.

(Warum Springer vor Läufer? Weil deine Springer eigentlich nur ein gutes Feld haben auf das du sie stellen solltest. Bei deinen Läufern macht es Sinn zu abzuwarten was dein Gegner macht bis du dich entscheidest auf welches ihrer guten Felder sie nun stehen sollen.)

Das sind die wichtigen Aspekte, und wenn du dich daran hältst bist du in aller Regel gut aufgestellt.

Wenn du in der Eröffnung alles bekommst was du willst sieht deine Stellung quasi so aus:

Bild zum Beitrag

Dazu dann noch rochieren und du stehst super sicher da.

Dass du das genau so bekommst wird quasi nie passieren. Meistens bekommst du nur einen Bauern ganz in die Mitte des Bretts, und der andere steht in der dritten Reihe. Du bekommst auch nicht immer beide Läufer in die 4te oder 5te reihe wo sie eigentlich am besten stehen und musst dich auch hier oft mit der 3ten Reihe begnügen.

Aber wenn du dich an diese Grundregeln hältst, und dein Gegner dies nicht tut wirst du in den aller meisten Fällen nach 5-7 Zügen schon deutlich besser stehen.

Mehr Theoriewissen brauchst du für den Anfang nicht. Sinn und Zweck ist es nicht irgendein System zu Spielen dass du noch garnicht verstehen kannst, sondern deine Figuren auf gute, logische und aktive Felder zu bringen und von dort aus Schach zu spielen.

So... so viel mal dazu. Einen ganz wichtigen Punkt haben wir aber noch nicht angeschnitten, wichtiger als Taktikaufgaben und Spielbeginn:

Analysiere deine Partien richtig.

Wenn du mit einem Spiel fertig bist, dann nimm dir etwa so lange wie das Spiel gedauert hat (bei einer 10 Minuten Partie also pi mal daumen 10 Minuten) um dir deine Züge anzusehen, und zu verstehen wo du fehler gemacht hast.

Feier dich dabei nicht selbst für gute Züge ab die du gefunden hast, sondern suche nach Fehlern, und versuche zu verstehen wie du diese künftig vermeiden kannst.

Das ist der aller wichtigste Punkt um sich zu verbessern, der viel zu oft völlig vernachlässigt wird.

 - (Brettspiel, Schach, Gesellschaftsspiele)

Grapy 
Beitragsersteller
 13.12.2024, 19:33

Danke! 🙏

Ich würde mich bzgl. der Taktikaufgaben nicht nur auf chess.com oder lichess konzentrieren, sondern auch auf andere Internetseiten. Mit etwas Google-Können lassen sich so nämlich auch sehr gute analysierte Partien finden. Entweder gleich mit Vorführbrett oder auch in Youtube.

Das hilft ungemein, wenn einem gesagt wird, warum dieser oder jener Zug gemacht wird.

Und gerade im Internet in den Anfängerstufen zu spielen erscheint für mich nicht wirklich ein gutes Training, weil dann die hart erarbeitete wenige Theorie einem kaum etwas nützt. Wenn du merkst, dass du online nicht besser wirst, würde ich andere Möglichkeiten suchen. Zum Beispiel gegen Computer mehr zu spielen oder Fernschach oder eben erstmal oben gerade erwähntes.

Woher ich das weiß:Hobby – Schiedsrichterpatent und seit über 20 Jahren Vereinsspieler

Das gibt sich, wenn du weiter dran bleibst und immer tiefer in Strategien eintauchst und mehr und mehr Übung bekommst. Dann wird auch dein Spiel mit der Zeit schneller werden. Du bist noch Einsteiger.

Und was auch hilfreich sein kann ist, Pause.

Hallo Grapy - der Ansatz stimmt so in der Theorie. In der Praxis haut das so meistens nicht hin. Hier muss ich Sie gleich mal Fragen, warum wollen Sie Schach spielen, warum haben so spät angefangen usw. halt?

Um besser zu werden, sollte man Spaß am spielen haben! Eine bessere Möglichkeit sich zu verbessern ist, einen handlichen Schach Computer zu kaufen, den Sie in der Hand halten können, wie ein mobiles Telefon (smart Phone) bzw. den man auch auf den Tisch usw. setzen kann. Hier: Reiseschachcomputer – Schachcomputer.info Wiki gibt es viele Arten. Einige dieser Rechner, werden nicht mehr Hergestellt bzw. gibt es nicht mehr oder werden überteuert verkauft. Die Leistungsstärke ist hier auch egal bzw. sollte es mehrere Stufen haben. Auch Anfänger Stufen, damit man auch sehr gut aus seinen eigenen Fehlern lernen kann & Schrittweise die Stufe erhöhen. Das, wäre der idealere Weg, sich zu steigern oder Sie machen so weiter, wie man es Ihnen gezeigt hat.

Bis die Tage.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung