Wie lerne ich schwammig zu formulieren?
Immer wieder kommt es im beruflichen Umfeld zu Konflikten, sobald etwas klar und deutlich angesprochen wird. Diese Konflikte ließen sich durch unklare Formulierungen oft vermeiden. Leider scheint es sehr schwierig zu sein, die schwammige Formulierungskunst zu erlernen. Es scheint eine Art Geheimwissenschaft zu sein, denn bei Amazon habe ich noch keinen entsprechenden Ratgeber gefunden, obwohl es auf dem Büchermarkt an Ratgebern nicht mangelt.
Ich bitte die Community daher um Hilfe bei dieser schwierigen Aufgabe!
3 Antworten
Du musst den anderen erst auf der Beziehungsebene anerkennen, bevor dein Argument bringst und dann musst du das Wort "aber" vermeiden. Dann gibt es selten Konflikt
Hier ein Beispiel, wie ich es in einem Rhetorik Seminar gelernt habe. A findet blau besser, du findest grün besser als Logo Farbe.
A: "Wir müssen blau nehmen, Denn blau ist die Farbe die der wolkenlose Himmel hat, und wir als Sanitärfirma wollen damit in Verbindung gebracht werden"
Du: "Herr A, Sie sagen dass blau eine Farbe ist, die ein wolkenloser Himmel hat, und damit wollen wir als Sanitärfirma in Verbindung gebracht werden. (Du wiederholst sein Argument). Das ist ein wichtiges, wertvolles Argument. (Lob ihn) Es gibt ein weiteres Argument. (Du hast mit dieser Formulierung das "aber vermieden. Jetzt erst kommt dein Argument). Wenn wir grün nehmen, so haben wir die Natur als Schützenhilfe, denn die häufigst vorkommende Farbe in der Natur ist grün. Und grün passt auch zu unseren grünen Produktverpackugen..."
So vermeidest du Konflikte.
Hier das Rhetorik Seminar, wo ich das gelernt habe: http://www.rhetorik-seminar-online.com/
Versuche präzise zu sein, persönliche Angriffe zu vermeiden, und die Interessenlage Deiner gegenüber im Auge zu behalten. Schwammig an sich bringt nix. Vor Allem hat man wenn etwas schiefgeht nicht auf Probleme hingewiesen und ist somit auch nicht "entlastet".
Ich habe auch schon mit Leuten gearbeitet, die anecken und meinen, das Problem sei, dass sie offen sind. Dabei ist das Problem, sie häufig berechtigte Kritik mit kleinen verletzenden Bemerkungen anreichern:
Beispiel: Jemand stellt ein Arbeitsergebnis vor. Das Ergebnis ist ganz OK, der Kritiker meint aber, dass ein anderer Lösungsansatz zu besseren Ergebnissen geführt hätte. Kritik: "Jemand der was davon versteht würde das ganz anders anfangen".
Die Kritik hat 2 Aussagen: 1. "Du verstehst nichts davon" 2. "Du hast den falschen Ansatz gewählt".
So eine Aussage führt zu einer sehr aggressiven Diskussion mit starker persönlicher Tönung, die vom Thema ablenkt.
Stattdessen ist es besser zu sagen: "Warum wählst Du nicht einen anderen Ansatz? Beispielsweise könntest Du... (Beschreibung hier einsetzen) " So eine Aussage führt zu einer Diskussion über die richtige Verfahrensweise.
Natürlich kann ich mir nicht sicher sein, dass das Dein Problem ist. Schreib aber mal Diskussionen mit denen Du aneckst auf und versuche den Punkt zu entdecken, an dem der Konflikt aus einer an sich positiven Diskussion entsteht.
Danke für die ausführliche Antwort. Ist klar, man soll seinen Wortbeiträgen keine Boshaftigkeiten hinzufügen.
Wenn man aber in einer größeren Gruppe spricht, kommt es leicht zu Unstimmigkeiten, weil es fast unmöglich ist, die unterschiedlichen Sichtweisen der einzelnen Gruppenmitglieder zu berücksichtigen. Hier kann m.E. nur eine schwammige, unbestimmte Formulierungsweise weiterhelfen, die bei niemandem die eigene Sichtweise infrage stellt.
Leider wird oft der Ratschlag erteilt, man solle nur präziser Formulieren, dann würde man von allen "verstanden" werden. Ich denke aber, dass es nur darauf ankommt, dass andere ein Gefühl von Verständnis haben. Dann können alle zustimmen und sich wohl fühlen.
Im Prinzip geht es darum, zu sprechen wie ein Bundespräsident, allerdings ohne diesen präsisialen Tonfall. Wie kann man da vorgehen um in diese Richtung zu kommen?
das ist doch ein Bereich aus der Rhetorik - dazu gibt's Literatur. Wenn dort beschrieben wird, wie und mit welchen Mittel man ein gewisses Ziel erreichen kann, dann macht man für die Zielsetzung "schwammig" halt exakt ungefähr das Gegenteil.
Es gibt nicht nur Literatur dazu, sondern auch Seminare. Wenn du ein Rhetorik Seminar besuchst ist das besser, denn da trainierst du. Denn wie beim Fussball gilt auch in der Rhetorik: Es reicht nicht, von einem Freistosstrick nur gelesen zu haben, du musst ihn trainieren, damit du ihm im echten Spiel auch wirklich beherrschst.
Scheint einfach zu sein. Kannst Du mir ein konkretes Formulierungsbeispiel geben?