Wie funktioneren diese Reaktionsgleichungen?
Ich schreibe morgen eine Klausur und begreife einfach nicht, wie ich diese komplexen Reaktionsgleichungen aufstellen soll.
Hier die Aufgabe:
Ein Silber(I)chlorid-Niederschlag lässt sich durch Zugabe von verdünnter Ammoniak-Lösung wieder auflösen, es bildet sich ein Silber(I)diamin-Komplex.
Die dazugehörige Lösung hab ich auch:
WG: Silberchlorid + Ammoniak = Silberdiaminchlorid BSG: AgCl (s) + 2 NH3 (aq) = [Ag(NH3)2]Cl (aq) BIG: AgCl (s) + 2 NH3 (aq) = [Ag(NH3)2] +(aq) + Cl ¯(aq) NIG: AgCl (s) + 2 NH3 (aq) = [Ag(NH3)2]+(aq) + Cl ¯(aq)
Aber ich verstehe beim besten Willen nicht, wie das funktioneren soll. Zumal ich zum ersten Mal von einem Silberdiaminkomplex höre und wir das im Unterricht nie besprochen haben.
oder noch ein Beispiel: Erhitzt man festes Kaliumacetat mit fester Oxalsäure, dann färben die entstehenden Dämpfe angefeuchtetes Indikatorpapier sauer. Als Wortgleichung kommt heraus: WG: Kaliumacetat + Oxalsäure = Essigsäure + Kaliumoxalat Aber woher weiß man bitte, dass dabei Essigsäure + Kaliumoxalat entsteht?
Ich bin am verzweifeln, ich bitte um Hilfe und gute, einfache Erklärungen.
2 Antworten
Das erste worüber du dir Gedanken machen musst ist die Frage, welcher Reaktionstyp vorliegt.
Bei der ersten Reaktion weist du, dass aus dem Silberchlorid und Ammoniak ein Silber(I)diamin-Komplex entsteht. Das bedeutet, dass der Amonniak nach der Reaktion als Ligand an das Silber gebunden ist. Da das Silber nach wie vor die Oxidationsstufe +I hat liegt hier keine Redoxreaktion vor. Dementsprechend muss auch die Oxidationsstufe des abgespalteten Chlors gleich bleiben, woraus sich er gibt, dass es sich umd ein Chlorid-Anion handeln muss. Dann muss man nur noch die Stöchiometrie ausgleichen.
Zwischen Kalzionacetat und Oxalsäure kann eig. nur eine Säure-Base-Reaktion statt finden. Der hinweis darauf, dass der Indikator ein saueres Millieu anzeigt legt nahe, dass bei der Reaktion eine leicht flüchtige Säure entsteht. Da Essigsäure deutlich flüchtiger als Oxalsäure sit (und es keine andere Möglichkeit gibt) ist also davon auszugehen, dass die Oxalsäure ein Proton auf das Acetat überträgt, dabei entsteht Essigsäure und von der Oxalsäure bleibt nur das Oxalat und das Kalium-Kation ürbig. Man sagt auch "die stärkere Säure treibt die schwächere Säure in ihre Salze". Essigsäure ist stärker als Oxalsäure, weshalb am Ende die Oxalsäure als Salz und die Essigsäure als Säure vorliegt.
> Aber ich verstehe beim besten Willen nicht, wie das funktioneren soll
Was ist da nicht zu verstehen, wo Du doch dreimal dieselbe Reaktionsgleichung dafür hingeschrieben hast?
Das positive Ag-Ion und das freie Elektronenpaas im NH3 ziehen sich an, bilden dabei so was wie eine schwache Bindung, als Ergebnis entsteht ein Molekül [Ag(NH3)2]+, welches im Gegensatz zum Ag+ mit Chlorid keinen schwerlöslichen Niederschlag bildet.
> woher weiß man bitte, dass dabei Essigsäure + Kaliumoxalat
Da nur zwei Säuren vorkommen, ist ja nicht so schwer herauszufinden, welche sich gasförmig vom Acker macht.
Wenn man im Unterricht aufgepasst hat, dann weiss man, dass Oxalsäure den höheren Siedepunkt hat (also eher nicht gasförmig vorliegt), und dass sie den kleineren pKs-Wert hat (also die Essigsäure aus ihren Salzen verdrängt).
Dass letztere Reaktion nicht nur in Wasser, sondern auch bei trockenem Erhitzen stattfindet, kann man als Schüler nicht wissen - aber das ist ja auch in der Aufgabe gegeben.