Wie erklärt man einem Blinden, was "sehen" bedeutet?
Hallo liebe User,
Vor knapp einer Woche sah ich auf dem Weg zur Schule einen Mann mit Hund an einer Straße. Er wollte gerade die Straße überqueren, als gerade ein Auto um die Ecke kam (Sein Hund hat es scheinbar nicht mehr gesehen oder so). Ein Schüler aus der Stufe über mir ergriff den alten Mann noch rechtzeitig und hielt ihn davon ab, die Straße zu überqueren mit den Worten: "Passen sie doch auf! Haben sie das Auto denn gar nicht gesehen?" Der Mann drehte sich um und man sah seine "Blinden-Binde" oder wie auch immer das genannt wird am Arm. Er sagte: "Das kann ich doch nicht sehen, ich weiß ja noch nichtmal, was sehen überhaupt ist!" Sowas in der Art war es, er war leicht am Nuscheln.
Von da an hab ich mir die Frage gestellt, ob man einem Blinden, der von Geburt an überhaupt nichts mit den Augen wahrnehmen kann, erklären kann, was "sehen" überhaupt ist und wenn ja wie? Habt ihr Blinde aus dem Bekanntenkreis oder in der Familie, denen ihr das mal erklären musstet oder denen gut erklärt wurde, was "sehen" überhaupt ist, bzw. wozu Augen überhaupt da sind?
Jetzt fragen sich hier eventuell Einige, ob er es denn nicht gehört hat. Zu seiner Verteidigung: Es war laut, weil an unserer Schule momentan ein neues Gebäude "angebaut" wird und dort von morgens bis abends gearbeitet wird ;o)
21 Antworten
Stell es dir so vor: Jemand kommt zu dir und sagt dir: Wenn ich alle meine Sinne ausschalte, die du kennst, kann ich dich mit einem Sinn, den nur ich habe trotzdem noch von 1000 anderen Leuten unterscheiden. Du siehst nichts mehr. Du fühlst nichts mehr. Du riechst nichts mehr. Du hörst nichts mehr. Du schmeckst nichts mehr.
Und dann kannst du trotzdem all deine Freunde erkennen, wenn sie vor dir stehen. UNMÖGLICH VORZUSTELLEN, ODER?
Mein Bekannter Robert in München ist von Geburt an blind. Mit ihm habe ich mich lange über dieses Thema unterhalten. Zuerst dachte ich es wäre unhöflich aber er sagte mir, das er es toll fände. Ein blinder Mensch lernt von klein auf zu riechen, zu fühlen zu hören und diese Sinne sind hervorragend ausgebildet.Was man nicht kennt kann man auch nicht vermissen. Für Robert ist die Farbe einer Rose nicht so wichtig, weil er sie erfährt indem er daran riecht, sie betastet. Viel schlimmer ist es sehend zur Welt zu kommen und dann irgendwann das Augenlicht zu verlieren. Wie gesagt : was man nicht kennt fehlt einem nicht!
Wenn die anderen Sinne vorhanden sind, ist es möglich zu erklären, was sehen ist.
Man kann dem blinden Menschen einen Gegenstand in die Hand geben, ihn beschreiben wie er aussieht etc.
Der Blinde sieht den Gegenstand zwar nicht, fühlt ihn aber mit Hilfe seinens Tastsinns.
Farben könnte man beschreiben; ich würde anfangen mit Hell&Dunkel. Die meisten blinden sehen "schwarz", also nichts, also dunkel. Hier würde ich sagen, dass Hell sozusagen das Gegenteil ist. Dass Licht den Gegenstand erleuchtet und man somit die Farben erkennen kann die zwischen Hell&Dunkel sind.
Ist natürlich nur ein kurzer Einblick, ich kenne keinen Blinden persönlich aber ich könnte mir schon vorstellen, dass auch ein Blinder der von Geburt an blind ist, eine grobe Vorstellung davon hat, was "sehen" ist.
Die meisten Leute werden ja im Laufe ihres Lebens Blind, außerdem sehen sie nicht nichts, sie sehen ja Umrisse oder ?
Hm. Sag ihm, daß man alles was er mit seinen Händen oder seiner Haut fühlen kann, auch sehen kann, also erkennen kann, ohne daß man es anfasst oder berührt, weil es da ist. Sag ihm, die Form die er spürt, hat auch diese Form, wenn man sie sieht. Sag ihm, daß Licht das Gegenteil von Dunkelheit ist, das Gegenteil von dem was er sieht. Sag ihm, daß das Licht, die Sonne, das ist, was er als warm auf der Haut spürt, wenn es Sommer ist. Sag ihm, daß das Licht auf die Gegenstände und zurück in die Augen fällt, und man darum alles sehen kann. So wie wenn man einen Ball wirft.
