Wie ehrlich/unehrlich darf man im Bewerbungsgespräch sein?
Ich wurde in meinem letzten Job extrem schlecht behandelt und habe nach 2 Jahren Mobbing gekündigt. Mein Chef war sehr sauer, weil er jetzt jemand neues einstellen muss und die Firma in der Branche schon einen gewissen Ruf hat nicht besonders gut mit ihren Mitarbeitern umzugehen. Am Ende hat mir mein Chef deswegen ein schlechtes Arbeitszeugnis ausgestellt.
Ich habe mich jetzt Weitergebildet um mich beruflich nochmal etwas neu zu orientieren und suche jetzt in einer anderen Branche nach Stellen. Mein Arbeitszeugnis schicke ich nicht mit, weil ich sonst keine Chance hätte.
Insgesamt werde ich zu vielen ersten Bewerbungsgesprächen eingeladen, weil mein CV im Vergleich zu meinen Mitbewerbern etwas hervorsticht und ich auf viele Stellen sehr gut passe.
Meist laufen die Bewerbungsgespräche auch alle sehr positiv bis es zu der Frage nach dem fehlenden Arbeitszeugnis und den Gründen für den Wechsel kommt. Da man in Bewerbungsgesprächen nicht schlecht über die alte Firma/den alten Chef sprechen soll antworte ich dann meist diplomatisch, dass ich mich in der alten Firma nicht mehr wohl gefühlt habe und ich neue berufliche Herausforderungen suche. Es wird immer von Personalern nachgefragt und wenn ich dann sage, das ich 2 Jahre Mobbing erfahren habe und großen Wert auf ein gutes und respektvolles Arbeitsklima lege, reagieren die meisten Personaler betroffen und schicken nach dem Bewerbungsgespräch eine Absage.
Ich fühle mich mittlerweile nurnoch verarscht. Man bohrtimmer wieder nach und macht mich durch das was passiert ist erneut zum Opfer und legt es mir sofort negativ aus wenn ich ohne ins Detail zu gehen sage, dass ich Mobbing erfahren habe. Was soll man denn als Bewerber sagen? Soll man die belügen? Scheinbar besitzen Personaler null Einfühlungsvermögen und wollen nur hören das die Welt rosarot ist. Wie authentisch ist das bitte?
4 Antworten
Entscheidend wäre, du nimmst das Arbeitszeugnis mit und kannst es vorzeigen, dann berichtest du, das der Umgang in dem Unternehmen nicht besonders kollegial war und du daher nach einem Unternehmen suchst bei dem deine persönlichen Stärken gefördert und dein Schwächen nicht ausgenutzt werden. Übrigens für dich nice to know: Die Unternehmen kennen sich, Personaler kennen sich, der Ruf eines Unternehmens ist in der Branche bekannt, du erzählt keine Geheimnisse. Du darfst durchaus negatives aber eben nicht negativ berichten, auf die Wortwahl kommt es an, fängst du an zu lästern, ist es vorbei und benutze nicht das Wort "Mobbing"
Erzähle lieber das durch die angespannte Unternehmenssituation die Zwischenmenschlichkeit auf der Strecke geblieben ist und das Sozialverhalten der Mitarbeiter darunter stark gelitten hat...
heißt das Gleiche, klingt aber kompetenter und vor allem reflektierter

Ja, Personaler darf man anlügen, wenn sie etwas fragen, dass persönlich ist oder denen nichts angeht.
Das Arbeitszeugnis würde ich auch nicht mitschicken. Es kommt nur auf positive Eindrücke an.
Wenn du das nächste Mal gefragt wirst, kannst du eine Notlüge benutzen und dich sehr Vage ausdrücken. Zum Beispiel: "Die Arbeit war an sich nicht schlecht, allerdings habe ich neue Herausforderungen und Abwechslung gesucht."
Beim Bewerbungsgespräch ist es wichtig professionell zu bleiben. Sobald du anfängst von Mobbingerfahrungen zu erzählen bist du im Auge der Personaler ein Risiko. Denn, du hast schon einmal gezeigt, dass du dich in einer Gruppe nicht integrieren konntest und du fällst in eine Opferrolle.
Ich weis, dass man für Mobbing nichts kann und die Täter immer verantwortlich sind, allerdings hat das meiner Meinung nach im Bewerbungsgespräch nichts zu suchen.
Das kenne ich. Wegen des Arbeitszeugnisses solltest du einen Fachanwalt für Arbeitsrecht aufsuchen. Ich weiß nicht, welche Ausbildung du hast und wie alt du bist. Evtl. würde in deinem Fall Zeitarbeit oder Vertretung Sinn machen um dich zu beweisen und positive Referenzen zu bekommen.
Authentisch ist das oft nicht, da hast Du vollkommen recht. Es ist oft verlogen und Schönmalerei.
Was könnte ich denen im Bewerbungsgespräch erzählen. Ich hab kein bock die zu belügen, aber ich hab auch kein Bock mehr auf Absagen. Haben Sie Vorschläge was man den Personalern stattdessen erzählen könnte?
Man muss teils lügen, weil negatives nicht gerne gehört wird. Ich würde gegebenenfalls sagen, dass es nicht gepasst hat .
Wir leben in einer echt kranken Welt, wenn man nicht mal sagen darf das man Opfer von Mobbing wurde, sondern das auch noch schön reden muss.