Wer sagt, es herrscht Freiheit, der lügt, denn Freiheit herrscht nicht von Erich Fried?
Hi liebe GuteFrage.net Community,
Ich beschäftige mich schon ein wenig länger mit der Philosophie, nun ist mir das Zitat von Erich Fried in den Sinn gekommen "Wer sagt, es herrscht Freiheit, der lügt, denn Freiheit herrscht nicht". Um dieses Zitat besser verstehen zu können möchte ich es analysieren, doch wenn ich nicht weis was es bedeutet, kann ich es auch nicht gut erklären. Könnte mir dabei vielleicht jemand helfen ? Ich bedanke mich im voraus
Bionicer
2 Antworten
Erich Fried ist ein Dichter, kein Philosoph! Als Dichter spielt hier Erich Fried mit den Worten "Freiheit" und "herrschen" in ihrer gegensätzlichen Bedeutung. Gleiches Spiel könnte man mit dem Satz "Es herrscht Frieden!" machen, obwohl es ein geläufiger Ausdruck ist und nur ein Gegenwärtigsein ausdrückt und keine "Zwangsherrschaft". Hier mogelt Herr Fried natürlich. Wenn man weiß, dass er ein der DKP nahestehender linker Dichter war, erkennt man den agitatorischen Hintergrund. Denn den Widerspruch der Wortbedeutungen münzt er natürlich nur auf den Westen, nicht auf den damaligen Osten mit der "Diktatur der Arbeiterklasse", die sich nachträglich nur als Diktatur von Parteifunktionären herausgestellt hat.
@fechi333
Philosophie bemüht sich um Klarheit der Begriffe und begrifflichen Zuordnungen. Das unterscheidet sie extrem von Dichtung, die gerade oft mit den Zweideutigkeiten spielt. Das ist das Recht der Dichtung und kann durchaus Nachdenkenswertes herauskitzeln, aber nicht alles Nachdenkenswerte ist Philosophie! Insoweit ist es nicht zweitrangig, ob Zitate aus einem Gedicht oder aus einem philosophischen Traktat stammen. Die politische Lyrik Frieds war schon zu seinen Lebzeiten umstritten. Und wenn man die Enge zwischen Fried und DKP erfahren will, muss man aktuell nur die Kombi "Erich Fried - DKP" googeln, um zu sehen, wie auch in aktuellen Verlautbarungen der DKP Ericht Fried zitiert wird. Das ist also eine durchaus belegbare Feststellung von Nähe. Allerdings entlarvt sich selbst, wer heute noch von "antikommunistischen Vorurteilen" spricht, nachdem in Moskau ehemalige Funktionäre der Herrschaft der Arbeiterklasse die im Moment am schnellsten wachsende Millionärsschicht ist, während die "echte Arbeiterklasse" ihres "Volkseigentums" beraubt wurde und darbt.
Fried stört sich am Wort "herrscht" in Zusammenhang mit Freiheit. Wenn etwas oder jemand herrscht, dann gibt es auch Beherrschte. Das aber lässt sich nur schlecht mit Freiheit in Einklang zu bringen.
Wäre es auch möglich, dass du das komplette Zizat analysieren kannst oder besteht das Zitat nur aus der Verbindung von herrschen und Freiheit ?
Es ist doch so ziemlich egal ob Fried Philosoph oder Dichter ist. Der Philosoph operiert eben mit den Begriffsdifferenzierungen, da ist die Art der Quelle erstmal zweitrangig. Und wenn die inneren Widersprüche hier innerhalb des Ausspruchs von Fried am besten zum Ausdruck kommen, dann kann man das doch gerne philosophisch durchdenken.
Vielmehr wirkt so eine Huberei und Überbetonung von Subjektivität und Intentionalität des Autors schon irgendwie merkwürdig und antiquiert. Besonders wenn man dann sagt, dass Fried "mogelt". Auf so einen Punkt kann man doch nur kommen, wenn man sich nicht für den Begriff interessiert, sondern lieber seinen antikommunistischen Vorurteilen Raum geben will. Man müsste doch, wenn man genau hinschaut, dann genauer sagen, dass Fried eher in doppelter Weise Recht hat.