Welche Rolle hat Mephisto in Goethes Faust?

2 Antworten

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Nein, Mephisto stellt das Gegengewicht zu Fausts Wissensdurst dar. Er versucht ständig, Heinrich durch sofortiges Erfüllen aller Wünsche und Ablenkungen dazu zu verführen, dass er nicht mehr nach neuem Wissen strebt, sondern irgendwann mal einfach zufrieden ist und seine Forschung einen Nullpunkt erreicht.

Fausts Spruch "Zum Augenblicke will ich sagen: 'Verweile doch, du bist so schön.'" heißt nichts anderes, als dass er genau in dem Moment einfach mal mit dem zufrieden, was er hat und will, dass es (der Moment und alles, was er in diesem weiss und besitzt) genauso bleibt, statt sich weiterzuentwickeln.

Er wettet ja auch anfangs mit Gott, dass er Faust dazu kriegt, dass er nicht mehr neues Wissen fordert, sobald er einmal hat, was er vorher wollte.

Der Herr behauptet, der Mensch, insbesondere Faust strebt ständig nach Vollkommenheit 

"Vom Himmel fordert er die schönsten Sterne
Und von der Erde jede höchste Lust,
Und alle Näh und alle Ferne
Befriedigt nicht die tiefbewegte Brust."

und Mephisto meint, dass er Mensch nicht fähig ist, die Vollkommenheit überhaupt zu begreifen und daher irgendwann einfach aufgibt.

"Hättst du ihm nicht den Schein des Himmelslichts gegeben;
Er nennt's Vernunft und braucht's allein,
Nur tierischer als jedes Tier zu sein."

Bedeutung für mich: Der Mensch hat Vernunft - die Fähigkeit, zu denken - bekommen, aber nutzt sie nicht.

"Er scheint mir, mit Verlaub von euer Gnaden,
Wie eine der langbeinigen Zikaden,
Die immer fliegt und fliegend springt
Und gleich im Gras ihr altes Liedchen singt;
Und läg er nur noch immer in dem Grase!
In jeden Quark begräbt er seine Nase."

Wieder die Bedeutung, dass der Mensch nicht besser als die Tiere sind und die Aufmerksamkeitsspanne einer Stubenfliege haben. Sie tun was sie tun und beschäftigen sich mit allem, aber mit nichts tiefer.

Wäre Faust in seinem Studierzimmer gestorben, dann wäre er vielleicht trotzdem in den Himmel gekommen, da er ja quasi einer der Lieblinge des Herrn ist und sich nur aus Frustration, weil er im Streben nach Wissen an die menschlichen Grenzen gestoßen ist, umgebracht hat. Allerdings wollte er sich dabei auch nicht umbringen, sondern wieder nur die nächste Grenze überschreiten und erfahren, was nach dem Tod kommt, er strebt immernoch nach Wissen.

Aber nicht nur wegen der Grenzen wollte er sich umbringen, sondern auch, weil das Wesen der nächsten Ebene sich über ihn lustig gemacht hat. Der Erdgeist, den er ruft, meint nur abschätzig, dass er ihn erst herbeiruft, aber dann zu feige und schwach ist, ihn anzusehen und wieder verschwindet.

"Du gleichst dem Geist, den du begreifst. Nicht mir."

Der Erdgeist und Mephisto unterscheiden sich aber dadurch, dass der Erdgeist so ignorant reagiert und Faust einfach stehen lässt, aber Mephisto versucht, Faust immer weiter zu schieben und ihn von seinem Wissensdurst abzulenken, indem er ihm andere Sachen zeigt, beispielsweise auch die lachenden und feiernden Hexen und Geister auf dem Tanzplatz zur Walpurgisnacht.

Ich hoffe ich konnte dir bei deiner Hausaufgabe helfen, da ich das alles nur aus dem Gedächtnis aufgeschrieben habe. ;)


Alexander22i 
Beitragsersteller
 11.10.2016, 14:53

Ooohaa :D aus dem Gedächtnis ;) ja, dass hilft sehr... ich habe sehr oft Verständnis Probleme zusammenhänge in Verzwickten Dramen zu finden wie zB Faust...  hoffe ich baue irgendwann auch so ein Verständnis für die alt deutsche Literatur auf 

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valvaris  11.10.2016, 14:56
@Alexander22i

Hehe, dazu gehört viel Interesse an der Materie, Spaß mit der Sprache und ein tiefes Verlangen, der doofen Deutschlehrerin mal richtig eins reinzudrücken. ;)

Das Gesicht, als ich ohne Buch im Unterricht sitzen und ihr aus dem Gedächtnis Zusammenhänge zwischen den Menschen mit Textbelegen nennen konnte, war das 7-malige Lesen in den Jahren vor dem Abi echt wert ^^


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Mephisto verkörpert den Antagonisten in dieser Tragödie. Er schliesst mit Gott eine Wette ab, dass es ihm gelingen wird, Faust vom rechten Weg abzubringen.  Er ist in dem Sinn eigentlich nicht die klassische Verkörperung des Teufels, sondern eher der "Geist der Negation".

Mephisto sagt ja von sich selbst: "Ich bin der Geist der stets verneint." Er gibt sich selbst auch als Element der Welt aus und ist somit auch Gott unterstellt. Denn der göttliche Plan besteht aus einen stetigen Wandel, der auch Zerstörung beinhaltet. Somit ist Mephisto ein Teil der nötigen Zerstörung, aus der dann Gutes entstehen kann.

Man könnte also auch interpretieren, dass Mephisto nur einen Teil von Faust ist und seine böse Seite widerspiegelt.


Alexander22i 
Beitragsersteller
 11.10.2016, 14:33

hmm Also doch schon eher in die Richtung des bösen Ichs Faust´s... ;) danke

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valvaris  11.10.2016, 14:48
@Alexander22i

Er meint aber auch, "Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stehts das Böse will und Gutes schafft."

Da passt das nicht ganz rein, dass Mephisto nur das böse Ich ist. Wie unten geschrieben ist er ein Anthagonist, aber nicht zu Faust, sondern eher zu Fausts Wissensdurst.

Du hast recht damit, dass der Herr den steitigen Wandel auf dem Plan hat, aber so ist der Zustand, den Mephisto anstrebt eher der Stillstand.

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