Weiß jemand, warum die Namen der Gallier mit "ix" endeten?

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Asterix ist eine geschaffene/ausgedachte Comicfigur, die Namensendung der Person ist aber an tatsächlich in der Handlungszeit (etwa Mitte des 1. Jahrhunderts v. chr.) gebräuchlichen Namen von (männlichen) Galliern orientiert. Sein Name ist hergestellt aus dem griechischen Wort ἀστεϱίσκος (asteriskos; „Sternchen“) – Verkleinerungsform von ἀστήϱ (aster, „Stern", „Gestirn“ - , das lateinisch zu asteriscus wird und eingedeutscht als Asterisk die Bezeichnung für ein bestimmtes typographisches Zeichen ist (und auch in der Textkritik Verwendung gefunden hat); nämlich das Sternchen (*), französisch astérisque.

Obelix ist abgeleitet vom griechischen Wort ὀβελίσκος (obeliskos; „kleiner Spieß“, „Bratspieß“, „Spitzsäule“, „Obelisk“ [Steinpfeiler]), französisch obélisque, ein Obeliscus bzw. Obelus ist in der Textkritik eine Zeichen für eine Textstelle, die wohl schlecht überliefert ist und ursprünglich anders lautete.

Idefix, der Name des kleinen Hundes ist ein Wortspiel mit idée fixe („fixe Idee“).

Hinten enden diese Namen mit-ix.

Die wirkliche Endsilbe ist -rix.

Die keltische Wortwurzel dafür ist rig-s, mit Zusammenziehen von g + s zu x wird daraus rix.Die Bedeutung ist „König“, „Herrscher“, adjektivisch „herrscherlich“, „mächtig“, „reich“. Ein indogermanisches *reg („lenken“, „leiten“) ist wohl eine Grundlage, lateinisch gibt es das Verb regere („gerade richten“, „lenken“, „leiten“, regieren“, „beherrschen“) und (mit einer Verschmelzung des g mit s, einer Nominativendung der konsonantischen Deklination zu x) das Substantiv rex („König“, „Herrscher“). Altirisch wird aus rix rí. Ein gemeingermanisches *riks, gotisch reiks (z. B. ist der Name Þiudareiks, bekannt als Theoderich, aus „Volk“ und „Herrscher“ zusammengesetzt), steht auch in Zusammenhang damit, zu -rich geworden steckt es in deutschen Namen wie Dietrich, Friedrich, Heinrich, Ulrich.

Namen mit der Endsilbe -rix waren im 1. Jahrhundert v. Chr. bei den Galliern verbreitet, wenn auch die einzige Art von Namen. Grundlage für die Kenntnis gallischer Namen sind antike literarische Texte und Inschriften. Gaius Iulius Caesar, Commentarii de Bello Gallico, spielt eine wichtige Rolle.

Namen gallischer Anführer im Kampf gegen Caesar haben offensichtlich zu Wahl der durchgehenden Endung –ix für Gallier im Comic geführt.

Vercingetorix aus dem Stamm der Averner hat 52 v. Chr. zeitweise ein großes Bündnis der Gallier gegen Caesar zusammengebracht und ihm mit einer durchdachten Strategie Schwierigkeiten bereitet. In der Schlacht von Gergovia erlitten Caesar Truppen eine Niederlage. Vercingetorix war schließlich aufgrund einer Niederlage in der Schlacht um Alesia genötigt, sich zu ergeben.

Orgetorix, ein Fürst der Helvetier, wird von Caesar als jemand dargestellt, der einen Auswanderungsplan mit der Absicht eigener Königsherrschaft verbindet.

Dumnorix, ein Fürst der Haeduer, war sein Schwiegersohn, Dumnorix wird von Soldaten Caesars getötet, als er nicht an der Überfahrt zum Feldzug nach Britannien teilnehmen will.

Ambiorix, Fürst der Eburonen, ist ein listiger Anführer bei einem Unternehmen, in dem 1 Legion und 5 Kohorten römischer Soldaten (unter dem Befehl eines Unterfeldherrn Caesars) eine vernichtende Niederlage zugefügt wird. Caesar erobert das Land der Eburonen und geht hart gegen sie vor, Ambiorix kann allerdings knapp entkommen, rettet sich anscheinend auf die andere Rheinsite in germanisches Gebiet.

Eporedorix, einst Anführer der Haeduer im Kampf gegen die Sequaner, wird nach dem Fall Alesias gefangengenommen. Ein anderer Eporedorix, ein vornehmer junger Mann, ist ein Befehlshaber der Reiterei der Haeduer, schließt sich nach einiger Zeit Vercingetorix an, wird zu einem von vier Anführern der gallischen Truppen außerhalb von Alesia gewählt.

Cingetorix ist ein Fürst der Treverer und bliebt auf der Seite der Römer. Ein anderer Cingetorix ist Fürst eines Stammes in Britannien und kämpft 54 v. Chr. gegen römische Soldaten, als Caesar einen Feldzug nach Britannien unternimmt.

Die mit -rix endenden Namen waren wohl besonders bei Adligen verbreitet und von diesen sind besonders häufig Namen überliefert.

Im Comic ist die Volkszugehörigkeit/Nationalität zugespitzt einer kennzeichnenden Namensendsilbe typisiert. Dabei werden gängige und häufige Namensendungen gewählt bzw. bestimmte besonders berühmte/bekannte Namensträger dienen als Muster/Modell.

Die Namen der Gallier enden mit –ix (das Weglassen von r – erhöht die Einbaumöglichkeiten), die Namen der Briten mit meistens mit –ax (Ausnahmen sind Sebigbos [französisch Zébigbos) und einige Schotten und Iren mit der Endung –ix), die Namen der Goten mit –ik (französisch mit –ic; nach dem Muster von Alaric für Alarich und Théodoric für Theoderich), die Namen der Römer mit –us, die Namen der Griechen mit –as oder os, die Namen der Ägypter mit -is (wie die Gottheiten Anubis, Isis und Osiris und die Herrscher Thutmosis und Amenophis), die Namen der Normannen mit –af ( wie König Olaf II. von Norwegen).


Albrecht  07.03.2015, 07:35

Die wirklichen Namen werden ähnlich ausgesprochen wie geschrieben.

Zu den heutigen Franzosen besteht ein erheblicher zeitlicher Anstand. Das System mit Vorname und Nachname gab es bei den antiken Galliern noch nicht. Es gab durch römische Herrschaft und Romansierung Beeinflussung durch die lateinische Sprache, auch germanische Einflüsse (Frankenreich; regional Wikinger aus Skandinavien wie in der Normandie die Normannen [Nordmänner]). Das Französische ist später entstanden und hat sich dann über längere Zeit weiterentwickelt.

René van Royen/Sunnyva van der Vegt, Asterix - die ganze Wahrheit. Aus dem Niederländischen von Nicole Albrecht. Übersetzung französischer Bildtexte ins Deustche von Gudrun Penndorf. 2. Auflage. München : Beck, 2008 (eck'sche Reihe ; 1582), S. 21:  

„Zunächst begegnen wir Asterix, einem tapferen Krieger, voll sprühender Intelligenz. Sein Name ist von dem Wort ‹Asteriscus›, abgeleitet, was Sternchen bedeutet und seinerseits von dem griechischen Wort ‹aster› Stern, abgeleitet wird. Die Nachsilbe -rix bedeutet ‹König›, (Latein: rex) und ist wirklich keltisch. Der Texter Goscinny bezog diese Nachsilbe, Suffix, zweifelsohne aus den vielzitierten Berichten über den Gallischen Krieg, geschrieben von Gaius Julius Caesar. Wir begegnen dort Namen wie Dumnorix, Vercingetorix und Orgetorix, alles gallische Anführer, die in dem Kampf der keltischen Stämme gegen Caesar eine bedeutende Rolle spielten. Namen wie diese, die auf -rix endeten, scheinen den Lateinschüler Goscinny nachhaltiger beeindruckt zu haben als die viel gewöhnlicher (will sagen lateinischer) klingenden gallischen Namen, wie Boduognatus, Dumnacus und so weiter, die ebenfalls vorkommen.

Die Endung -rix weist uns also immer wieder darauf hin, daß wir es mit Galliern zu tun haben. Und können wir nicht zufrieden feststellen, daß Goscinny mit seiner Wahl richtig lag? Heutige Schüler, die Asterix zumeist kennen, bevor sie Caesar lesen, sind häufig angenehm überrascht, wenn sich herausstellt, daß die auf -rix endenden Namen wirklich existierten. Eine willkommene Nebensächlichkeit ist überdies, daß der Schlußlaut -rix reichlich Möglichkeiten bietet für Wortspielereien in vielen verschiedenen Sprachen. So auch hier: Indem man die Endung durch -rix ersetzt, wird aus Asteriscus Asterix.“

Gudrun Penndorf, Asterix übersetzen- oder das Wechselspiel im Bild und Sprache. In: Asterix und seine Zeit : die große Welt des kleinen Galliers. Herausgegeben von Kai Brodersen. Mit deutschen Bildtexten von Gudrun Penndorf. Originalausgabe. 2., durchgesehene Auflage. München : Beck, 2001 (Beck'sche Reihe ; 1404), S. 221:  

„Charakteristisch allein ist die Namensendung zur nationalen Bestimmung wie -us für Römer, -ix für Gallier und Kelten allgemein, -ax und -ix für die Briten, -af für die Normannen, -os für die Griechen etc.“

Bernhard Maier, Geschichte und Kultur der Kelten. München : Beck, 2012, S. 176;  

„Dem hohen Anteil der adligen Führungsschicht unter den Namenträgern entspricht ein ähnlich hoher Anteil zusammengesetzter Namen, die sich auf das Kriegs- und Gefolgschaftswesen beziehen, darunter Cingetorix («König der Krieger» oder «reich an Kriegern»), Vassorix («König der Vasallen» oder «reich an Vasallen»), Magurix («reich an Knappen»), Catugnatos («mit dem Kampf vertraut»), Boduognatus («mit der Schlachtkrähe vertraut») und Catumarus («groß im Krieg»). Gut bezeugt sind ferner Namen, die gleichsam als Wunsch des Namengebers eine positive Eigenschaft des Namenträgers zum Ausdruck bringen sollten, darunter Exobnos («furchtlos»), Condollus («mit großem Verstand»), Iantumarus («groß im Streben», «strebsam»)‚ Nertomarus («groß an Kraft», «kraftvoll») und Dagomarus («groß an Gut» oder «groß an Güte»). Dagegen kann man den Bedeutungsgehalt bzw. weltanschaulichen Hintergrund von Namen wie Cunopennus/-barrus (« Hundskopf»), Argentoleoxos («Silberfuß») und Artilenos («Bärensohn») nur unter großen Unsicherheiten mit Hilfe von Analogieschlüssen zu erhellen versuchen.“

Bernhard Maier, Kleines Lexikon der Namen und Wörter keltischen Ursprungs. Originalausgabe 3. Auflage. München : Beck, 2010 (Beck'sche Reihe : BsR ; 1541), S. 81:  

„Die keltische Entsprechung des lateinischen Wortes rex «König» lautete *rigs (woraus irisch , kymrisch rhi). Sie begegnet in der Schreibung -rix als Hinterglied zahlreicher zusammengesetzter Personen- und Götternamen wie etwa Albiorix, Biturix und Dumnorix (-»Welt»), Boiorix (-»Böhmen»), Camulorix, Cingetorix, Vercingetorix und Lugurix (-»Krieger»).“

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Tintra 
Beitragsersteller
 07.03.2015, 17:04
@Albrecht

Wau. Das ist genau das, was ich wissen wollte. Besser geht´s bestimmt nicht.

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adelaide196970  15.02.2019, 17:55

zu diesen Namen gehört auch das weibliche Beatrix

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Beatrix und Alix gehören auch dazu, also nicht immer nur männlich.

Ist mehr oder weniger eine Anspielung auf  Vercingetorix, den es tatsächlich als historische Person gegeben hat. Bei Asterix enden die Namen der Personen eines Volkes immer auf eine typische Silbe, bei den Römern z.B.  auf -us oder bei den Ägyptern auf -is. Das ist immer von ein paar häufigen oder bekannten Namen abgeleitet.  ;-) 


Silke2  06.03.2015, 21:57

Hört (liest) sich plausibel an.

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Tintra 
Beitragsersteller
 06.03.2015, 21:58

Ja, da gab es tatsächlich zu der Zeit einen Anführer, der Caesar hartnäckig Widerstand geleistet hat. Der hatte so einen Namen. Die anderen Gallier nicht? Die Römer hatten meistens Namen mit "us".

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AliasX  06.03.2015, 22:05
@Tintra

Eher nicht. Es gab zwar sicher noch ein paar, aber letztendlich haben die die Silbe nur gewählt, weil sie so bekannt ist. Es enden ja auch viele echte römische männliche Namen (z.B. Markus, Julius, Gaius, Aurelius) tatsächlich auf -us, aber längst nicht alle. Bei den Galliern glaube ich nicht, dass -ix in der Realität besonders häufig war (bessert mich aus, wenn ich mich irre). Namen wie "Kurzschlus" sind natürlich Scherze, die hat es in der Realität natürlich nicht gegeben. ;-) 

Funfact: Italienisch ist eine Nachfolgesprache von Latein, dort enden die römischen -us-Namen heute häufig auf -o. 

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AliasX  07.03.2015, 13:52
@Tintra

Ja. Asterix stammt aus Frankreich. Die Übersetzer haben ganze Arbeit geleistet (weshalb die Comics im deutschsprachigen Raum auch so beliebt sind), aber im französischen Original enden die Namen der Gallier auf -sque.

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Weil es den VercingetorIX wirklich gab. Und weil es AsterISK und ObelISK wirklich gibt.