Was will der Dichter uns damit sagen? (Novalis - An Adolph Selmniz)
Hallo liebe Community, ich bräuchte eben eure Hilfe. Und zwar bin ich mir nicht sicher, was die Botschaft im folgenden Gedicht ist. Geht es eurer Meinung nach um die Liebe oder eher um Freundschaft bzw. Bruderliebe? Man beachte das das Gedicht "An Adolph Selmniz" heißt, also einen Mann, und auch von einen Mann stammt.
*An Adolph Selminz - Novalis Was passt, das muss sich ründen, Was sich versteht, sich finden, Was gut ist, sich verbinden, Was liebt, zusammen sein. Was hindert, muss entweichen, Was krumm ist, muss sich gleichen, Was fern ist, sich erreichen, Was keimt, das muss gedeihn.
Gib traulich mir die Hände, sei Bruder mir und wende Den Blick vor Deinem Ende Nicht wieder weg von mir. Ein Tempel – wo wir knien, Ein Ort – wohin wir ziehen, Ein Glück – für das wir glühen, Ein Himmel – mir und dir * Vielleicht erkennt ihr mehr als ich.. Mit freundlichen Grüßen
2 Antworten
Das ist ein Freundschaftsgedicht. Die Einstellung zur (Männer-)Freundschaft wie auch z.B. zum Tod war zur Lebenszeit von Novalis eine andere als heutzutage. Wie das Gedicht zeigt, war der Gefühlseinsatz wesentlich intensiver.
Adolf Karl Ludwig von Selmnitz (1769-1814) war ein enger Freund von Novalis. Das Gedicht ist stark geprägt vom Freundschaftskult, der damals durch den Pietismus gefördert wurde. Man braucht nur Briefe aus dieser Zeit lesen, zum Beispiel zwischen Tieck und Wackenroder. Kann man heute nicht mehr nachvollziehen.
Das Gedicht wurde 1794 geschrieben, also zu der Zeit der Begegnung mit Sophie von Kühn, Novalis' große Liebe. Es kann natürlich sein, dass dieses Erlebnis die Form des Gedichtes geprägt hat (Was keimt, das muss gedeihn"), denn früher hat Novalis viel konventioneller geschrieben.