Was waren die Auswirkungen der Webmaschinen auf die Gesellschaft?

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Die Einführung des Webstuhls hatte die Mechanisierung der Arbeit zur
Folge: Hatte man vorher eine ganze Reihe an Tätigkeiten auszuführen, um
vom Ausgangsprodukt zur fertigen Ware zu kommen, wurde man nun als
Maschinenbediener gleichsam selbst ein Teil der Maschine. Es galt nun,
dem Takt der Maschine angepasst, ihren reibungslosen Lauf zu
gewährleisten.

Der massenhafte Einsatz der Maschinen läutete wiederum das Zeitalter der
Industrialisierung ein. Die Webmaschine in Kombination mit der
Dampfmaschine gilt als einer der Ursprünge der so genannten
Industriellen Revolution. Denn nun konnte eine große Menge an qualitativ
gleichwertigen Produkten kostengünstig produziert werden. Was früher
ein Luxusartikel war, wurde nun für breitere Bevölkerungsschichten
zugänglich.

Dass diese Arbeit kein Zuckerschlecken war, macht ein Kommentar des
Schwelmer Pastors Friedrich Christoph Müller klar, der über die Arbeit
an den Bandmühlen schrieb: Der schlechteste Tagelöhner, der, wenn er bei
dem Bauern arbeitet, des Tages wohl vier- bis fünfmal speiset, und
seine Ruhe- oder Überstunde dabei hat, würde auf die Galeeren verdammt
zu sein glauben, wenn er vom frühesten Morgen bis zum spätesten Abend z.
B. vor einem Bandstuhl stehen, einen Tag wie den anderen wirken, und
keine andere Nahrung haben sollte, als dünnen Kaffee, Schwarzbrot und
Kartoffeln.

Die Heimarbeiter wehrten sich von 1800 bis 1850 als Maschinenstürmer
gegen den Verlust ihrer Arbeitsplätze. In gewalttätigen Auseinandersetzungen wurden die ersten mechanischen Webereien zerstört. Justiz und Militär reagierten sowohl in England als auch in Deutschland hart und entschlossen.

Teils sahen die verantwortlichen Politiker die Schuld aber auch bei den
Fabrikanten, die unmenschliche Arbeitsbedingungen und niedrigste Löhne
zu verantworten hatten. Einer der bekanntesten Aufstände in Deutschland,
der schlesische Weberaufstand von 1844, war aber kein solcher
Maschinensturm sondern richtete sich gezielt gegen die schlechten Löhne
und unmenschlichen Arbeitsbedingungen einzelner Fabrikanten.

Die Industrialisierung stellte die so genannte Soziale Frage: Wie sollte
mit dem größer werdenden Heer der Arbeitslosen und Verelendeten
umgegangen werden, die im Sinne der Warenproduktion überflüssig waren?
Das war die Geburtsstunde von Genossenschaften, Gewerkschaften und der
Arbeiterbewegung und führte schließlich zur umfangreichen Gesetzgebung
im sozialen Bereich wie wir sie heute kennen. Und noch heute stellt sich
die Frage, wie die Gesellschaft zu den Menschen steht, deren
Arbeitskraft nicht mehr benötigt wird, weil Maschinen viel mehr leisten
können.

https://www.wasistwas.de/archiv-technik-details/der-webstuhl-und-die-industrielle-revolution.html