Was war die dümmste Regel, die deine Eltern für dich hatten?

24 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Das der Teller leergegessen wird, auch wenn ich gesagt habe ich bin satt.

Das ist mit der Grund, warum ich heutzutage ein problematisches Essverhalten habe und nicht mehr erkennen kann, wann genug ist, da nicht gelernt habe auf meinen Körper und das Sättigungsgefühl zu hören. Denn ich habe in meiner Kindheit gelernt, das mein Sättigungsgefühl irrelevant ist, solange der Teller nicht leer ist.


Moped85  29.08.2023, 20:52

Was hindert dich daran, heute zu lernen, wie sich ein Sättigungsgefühl anfühlt?

2
Selkiade  29.08.2023, 21:00
@Moped85

Das Sättigungsgefühl ist ja eine Eigenwahrnehmung und diese Eigenwahrnehmung ist bei mir gestört.

Dies lässt sich beheben, aber das ist einerseits langwierig und erfordert eine Therapie - genauso wie jede andere Essstörung auch. Eine Therapie suche ich schon lange, freie Plätze gibt es jedoch nicht.

4
Moped85  29.08.2023, 21:03
@Selkiade

Mir war nicht klar, das es shcon so eine krasse Störung ist.

Klang auch so als hättest du es als unabänderbar akzeptiert. Gedult braucht man leider.

2
Selkiade  29.08.2023, 21:10
@Moped85

Ich habe es zwangsweise akzeptiert - weil es unheimlich schwer ist diese Wahrnehmung alleine für sich zu verändern. Ich möchte das gerne therapieren lassen, das geht aber nicht, weil ich keinen freien Therapieplatz bekomme.

Das Problem was hier vorhanden ist: Die Eigenwahrnehmung des Sättigungsgefühls ist durch Erfahrungen in der Kindheit und vor allem die Erziehung geprägt, da das Sättigungsgefühl eines Kindes zwar von Geburt an vorhanden ist (Babys hören auf an Mutters Brust zu saugen, wenn sie genug getrunken haben), sich mit den Jahren aber auch immer weiter entwickelt.

Wenn das Sättigungsgefühl aber ständig übergangen wird, indem es einfach ignoriert wird (vollkommen egal ob vom Kind selber oder durch Außenstehende), dann kann es sich in eine falsche Richtung entwickeln.

So wie eine Magersucht oder Bulimie entstehen kann, kann eben auch ein falsches Sättigungsgefühl entstehen. Und so wie eine Magersucht oder Bulimie behandelt werden muss, muss auch dieses falsche Sättigungsgefühl behandelt werden.

2
Moped85  29.08.2023, 21:13
@Selkiade

Was bedeutet denn "falsches Sättigungsgefühl?" Isst du viel zu viel, oder viel zu wenig?

Oder genau abgewogen weil du es selber garnicht einschätzen kannst?

1
Selkiade  29.08.2023, 22:16
@Moped85

Ich esse zu viel. Und ich kann halt nicht mehr einschätzen, wann genug ist. Esse ich jetzt eine Banane oder noch eine zweite und gibt es vielleicht danach auch noch einen Apfel?

Vor allem ist der Gedanke immer noch ganz stark, dass der Teller leer werden muss.

Ich habe manchmal auch Situationen, da merke ich, dass ich eigentlich satt bin, aber der Teller ist noch nicht leer. Dann habe ich das Problem, dass dieses Narrativ, dass ich aufessen muss, immer wieder in meinem Kopf aufploppt und ich halt nicht weiß was ich machen soll.
Einerseits mag ich nicht mehr essen, weil ich satt bin, andererseits wurde ich ja so erzogen, dass ich erst fertig bin, wenn der Teller leer ist.

3

Dass man nicht weiß, wie etwas schmeckt, ohne es probiert zu haben. Daher gab es den sogenannten

Pflichtlöffel

bevor ich sagen durfte

Das mag ich nicht!

Klingt harmlos und vielleicht sogar sinnvoll, aber es ist vermutlich der Hauptauslöser dafür, warum ich auch heute noch sofort einen Brechreiz bekomme, wenn ich sowas wie Rosenkohl nur rieche. Mir verdreht sich buchstäblich der Magen.

Versteh' mich nicht falsch, ich habe ein tolles Verhältnis zu meinen Eltern und meiner ganzen Familie und bin mir auch sicher, dass meine Eltern damit nichts böses sondern nur positives im Sinn hatten. Ging aber eben nach hinten los - bei meinen Geschwister übrigens auch, wenn auch nicht ganz so extrem wie bei mir.


Pferdefrau011  01.09.2023, 09:37

Bei mir gab es diese Regel auch, bis mein Vater mal eine Kokosnuss mit nach Hause gebracht hat (ich war etwa 5).

Jeder hat probiert, außer meine Mama, die meinte, sie mag das nicht.

Ich hab sie dann gefragt, ob sie das früher mal probiert hat, sie meinte nein, sie weiß einfach, dass sie Kokosnuss nicht mag, sie mag auch den Geruch schon nicht.

Ab da hab ich immer diese Geschichte gebracht, wenn ich etwas probieren sollte was ich nicht probieren wollte, und musste demnach nicht probieren, wenn ich wirklich hartnäckig drangeblieben bin.

Ich hab als Kind allerdings fast alles gegessen, gab demnach also nur wenige Sachen und manches mag man halt wirklich nicht.

3
SakuraPeachie  30.08.2023, 11:05

Für mich grenzt das - auch, wenn es extrem klingt - an Gewalt.

1
GuteAntwort2021  30.08.2023, 14:36
@SakuraPeachie

Absurde Anschuldigung! Ich fühlte mich zu keinem Zeitpunkt Gewalt ausgesetzt und hatte eine überaus schöne Kindheit mit viel elterlicher Zuneigung.

Ich denke einfach, dass sie mir beibringen wollten, keine Meinung zu haben, ohne entsprechendes Hintergrundwissen - was als solches ja positiv zu bewerten ist. Unvoreingenommen neue Dinge ausprobieren, etc.

Das Problem hierbei war nur, dass mir der Geruch damals schon so gar nicht gefielt und es sah auch einfach ekelhaft aus. Dieses Probieren hat sich also vermutlich als blanker Ekel manifestiert.

Meinen Eltern diesbezüglich aber Gewalt vorzuwerfen ist dermaßen absurd, dass ich diese Anschuldigung als solches nicht stehen lassen kann!

3
MentN  02.09.2023, 19:17
@GuteAntwort2021

war das nur beim Ersten mal, also wenn es etwas neues gab oder musstest du Rosenkohl jedes mal aufs Neue "probieren"?

0
MentN  02.09.2023, 19:21
@GuteAntwort2021

dann ging es ja noch. Von dem einen mal hast du heute noch Brechreiz? Ich möchte mir deine Kindheit nicht ausmalen

0
GuteAntwort2021  02.09.2023, 19:23
@MentN

Ich fand es so ekelig, dass ich danach direkt zur Toilette gerannt bin und brechen musste.

Ansonsten war meine Kindheit schön!

1
MentN  02.09.2023, 19:24
@GuteAntwort2021

Das ist aber schön zu hören. Haben deine Eltern sich danach vorwürfe gemacht? Musstest du später weiterhin Dinge probieren, die du nicht mochtest?

0
GuteAntwort2021  02.09.2023, 19:27
@MentN

Grundsätzlich galt die Regel weiterhin, aber wenn ich direkt gesagt habe, dass mir vom Geruch schlecht wird, durfte ich passen. Das war allerdings sonst nur bei Leber, bzw. Innereien im allgemeinen so. Vieles mochte ich und ein paar Dinge die ich zwar nicht toll fand, aber essen konnte.

Rotkohl zum Beispiel. Am Anfang fand ich das Aussehen auch merkwürdig, hätte es vermutlich nicht gegessen ohne den "Pflichtlöffel". Heute ist es mein Lieblingsessen!

Da aber nur meine Mutter Leber mochte und der Rest nicht so, gab es das eigentlich nie. Ich will hier aber auch nicht groß meine Kindheit diskutieren, ich wollte mich nur am Thema beteiligen, dass es wohl viele dumme Regeln gibt - bzw. Regeln die vielleicht gut gemeint sind, aber einen kontraproduktiven Effekt haben können.

1
MentN  02.09.2023, 19:28
@GuteAntwort2021

alles klar! Die Regel kenne ich auch, nur das bei mir das ganze nie zu Brechen führte

0

Ich musste nach dem Duschen die Badewanne trocken wischen. Sonst muss ich eben immer 17 Uhr zurück sein und darf (hier in der Stadt, auf dem Dorf darf ich) nicht allein raus, ich muss mindestens mit einem Freund unterwegs sein. Sonst darf ich aber auch nicht bei Freunden übernachten und mich mit welchen treffen, die meine Eltern nicht kennen und nur zu denen nach Hause mitgehen, wo meine Eltern auch deren Eltern und Telefonnummern kennen.

Morgens, Mittags und Abends beten jeden Sonntag in die Kirche und auch im Anschluss meine Sünden beichten.


Lutzlutz756  02.09.2023, 16:16

Mann, hatten die ein schlechtes Gewissen

0

Erst Schulaufgaben, dann Fußball mit den Freunden: Da saß man dann mit seinem Mittagessen im Bauch und bekam nichts zustande. Umgekehrt - essen - Sport - lernen und Aufgaben ging prima - wurde ignoriert...