Was war an den 80ern so besonders?
8 Antworten
Es war ein sehr dynamisches und vielfältiges Jahrzehnt.
Politisch: Vom Kalten Krieg (Anfang bis Mitte der 80er Jahre war ein möglicher Atomkrieg noch allgegenwärtig: NATO-Doppelbeschluß, Nachrüstung, Proteste/Befürworter, Friedensbewegung) über die Annäherung Ost/West (Reagan und Gorbatschov) bist zur Wiedervereinigung Deutschlands 1989, die ein paar Monate davor noch keiner für möglich gehalten hätte. In der BRD waren noch große Truppenverbände der Amerikaner, Briten und Kanadier stationiert, in der DDR die Russen. Man traf sie (zumindest im Westen) auch allenthalben beim Ausgehen oder auf Volksfesten an den Stationierungsorten. Der amerikanische Truppensender AFN brachte coole Musik.
Jugendkultur/Musik: Der Heavy Metal/Rock schwappte aus den 70ern und feierte eine große Zeit und schuf viele Subgenres bis hin zu den Guns'n Roses. Punk ("No Future!") mit seinem tiefen Pesimissmus und Ablehnung der Gesellschaft, sowie die Skinhead-Kultur (Arbeiter) mit ihren Musikstilen breiteten sich aus, aber auch vereinzelt "Mods" und natürlich die "Popper" als biederes und positives Gegenstück, oder die "Waver" mit ihrer eigenwilligen Mode und elektronischen Musik: Depeche Mode brachten ihre erste Platte Anfang der 80er, The Sisters of Mercy ("This Corrosion"), die depressiven "The Cure", auch deutsche elektronische Bands wie Kraftwerk, Rheingold stürmten die Charts, nachdem der französische Sythesizer-Papst Jean Michelle Jarre schon in den 70ern ganze Stadien füllte, und werden heute noch als die Urahnen des Techno angesehen.
Gleichzeitig kam der Brit-Pop wie Simple Minds oder U2, die für mich wie kaum andere mit ihrem eigenen Sound für die 80er stehen, Eurythmix/Annie Lennox, Pink Floyd hatten ihren Höhepunkt mit dem Album/der Konzertreihe/dem Film "The Wall",
die "Neue Deutsche Welle brachte" gleichzeitig gute Laune und Albernheit in die Charts, Discos und Hitparaden...
Die Rap-Musik etablierte sich (Grandmaster Flash...) und wurde später zum HipHop.
Die ersten Musiksendungen mit Videos kamen im Fernehen (Ronnys Popshow), MTV und ViVA kamen erst viel Später.
Filme sah man noch im Kino an, Videorekorder (TV-Aufzeichnen per Magnetbandkasette) waren anfangs noch unerschwinglich. Das änderte sich erst Mitte der 80er, als dann auch die ersten "Videotheken" entstanden, wo man sich Filme (und auch Videogeräte) ausleihen konnte. Das war damals für uns der Hammer, Filmabende mit Freunden zuhause!
Auch die (Jugend-)Mode samt Frisuren schlug unglaubliche Kapriolen.
Es gab noch kein Internet oder Handy, man verabredete sich mündlich oder per Festnetztelefon (hieß damals einfach "Telefon" :-), dafür standen überall Telefonzellen mit "Münzfernsprechern", um unterwegs telefonieren zu können. Man sah Fernsehen (3 Programme, manche leisteten sich (im Süden) Antennen für österreichische oder Schweizer Sender, erst mitte der 80er kamen die ersten Privatsender und "Kabelfernsehen") oder las Bücher und Zeitschriften. War aber kein Problem, man kannte es nicht anders und war dafür spontaner.
Die ersten Heimcomputer kamen mitte der 80er auf den Markt (Commodore, Sinclair...), die waren aber noch schweineteuer und eher was für Nerds.
Ach ich könnte ewig schreiben, zusammenfassend war es für mich eine ungeheuer vielfältige und aufregende Zeit wie in dieser Form später nie mehr.
Naja, könnte auch sein, weil es meine Teenager und Twen-Jahre waren. :-)
Die Musik auf jeden Fall, die höre ich heute noch sehr gern.
Man hatte noch echte Freunde, war viel draußen und hatte vor allem persönlichen Kontakt! Dadurch hatten die meisten auch mehr Selbstvertrauen und waren offener, man MUSSTE ja Leute ansprechen, es war meistens auch kein Problem neue Kontakte zu knüpfen.
Man hatte zwischenmenschlich nicht diese unnötigen “Probleme“ wie heute, zB Handy des Partners kontrollieren, Stress machen weil er/sie nicht sofort antwortet oder Bilder liked etc, den Quatsch gab's zum Glück noch nicht.
Saurer Regen, Kernkraftgegner, kalter Krieg, Atomwaffenaufrüstung, schreckliche Mode (ich war dabei 🤣), NDW, Italopop, analoges Dasein.
Wenn ich weiter nachdenke, fällt mir bestimmt noch mehr ein.
Es war irgendwie dieses Lebensgefühl, man hatte das Gefühl alles steht einem offen, es gibt nichts was man nicht schaffen kann und es macht auch noch Spass.
Ich bedauere die Jugend in der heutigen Zeit, alles grau in grau, jedenTag eine neue Hiobsbotschaft, no future......
Findest Du?
"No Future" fand ich, zumindest bis "Perestroika" und "Glasnost", durch die tausenden aufeinander gerichteten Atomraketen in Ost und West in den 80ern zumindest in meinen Kreisen wesentlich verbreiteter und präsenter als heute, wenngleich nun ein Teil der Jugend mit ihrer Klimapanik ihre eigene Katastophenstimmung gefunden hat.
Wir haben halt mitunter mit einem gewissen "Scheiß drauf!"-Gefühl reagiert und erst recht das Leben genossen.
Ich arbeite beruflich viel mit jungen Leuten, habe Kinder im Tenageralter und habe keineswegs den Eindruck, daß die das Leben "grau in grau" sehen, auch wenn die Jugend heute natürlich auch ihre Sorgen hat.
ja ich hab extra diesen Slogan "no future" gewählt weil er eigentlich aus "unserer" Jugendzeit stammt. Damals bezog er sich ja wie du schon richtig sagst auf die Bedrohung durch die Atomraketen (meine erste "richtige" Freundin wohnte nur 2km von so Atomraketensilos weg) aber auch der Umweltschutz und die Angst vor Atomkraft war damals ziemlich präsent. Ich habs so gehalten wie du, bin nicht im graugrünen Parka zu Demos gegangen, sondern hab das Leben genossen. Ich war schon immer ein recht unpolitischer Mensch.
Aber ich finde dieser Slogan passt heute noch mehr als damals.
Vielleicht haben viele die riesigen Probleme die auf unsere Gesellschaft zukommen noch gar nicht in ihrer ganzen Tragweite erfasst und sie sind die Generation die wahrscheinlich am meisten Opfer bringen muss um zur Lösung dieser Probleme beizutragen.
Ganz egal welches Thema du aufgreifst, ob es nun um Renten, Gesundheitswesen, Klimawandel, Energie, Verkehr, Bildungssystem, Finanzsystem, Wirtschaftssystem, Arbeitsmarkt, Umweltschutz, usw. geht, es gibt kein Thema bei dem es nicht im argen liegt und es so wie es ist in Zukunft nicht mehr weitergehen kann und es neuer, teils radikaler Lösungen bedarf. Da bekommt der Slogan "no future" eine ganz eigene Bedeutung.
Ich denke einerseits, daß, hätte der als reale Bedrohung im Raum stehene weltweite Atomkrieg tatsächlich stattgefunden, wäre die Hölle losgebrochen und er hätte, abgesehen von hunderten Millionen Toten und Verletzten, die Welt fundamental verändert (auch klimatisch). Zudem traten damals ja, wie Du richtig schreibst, erstmals Umweltprobleme massiv zu Tage: Sauerer Regen, Waldsterben, die Flüsse waren tote Kloaken, etc. etc., und durch den Reaktorunfall in Tschernobyl wurde deutlich, daß "Atomkraft, nein Danke" nicht nur eine Spinnerei der Grünen war, die damals groß wurden.
Diese Probleme sind heute nicht mehr so akut bedrohlich wie damals. Und Finanzen, Renten, Bildung, Gesundheit waren schon immer problematisch und Umstritten. Andererseits sind die Problemfelder heute diffuser, zahlreicher, allumfassend und langfristig. Ich finde es in dieser Hinsicht erstaunlich, daß man immer noch den Fokus auf die zahlreichen Symptome legt (was zweifellos auch wichtig ist), aber nicht auf die Ursache: Die buchstäbliche Explosion der Weltbevölkerung. Damals 4 Mrd, heute 8, tendenz steigend!
Ja, je länger man die daraus resultierenden Probleme auf die lange Bank schiebt, desto eher entstehen daraus neue, zusätzliche, und desto schwieriger wird ein Umschwung. Auch ich mache mir in dieser Hinsicht Sorgen, ob die Menschen das in den Griff bekommen werden und über die Welt, in der meine Kinder und Enkel mal leben werden.
Insofern hat "No Future!" auch heute eine Berechtigung. Hoimar von Dithfurt, vielleicht kennst Du ihn noch als Wissenschafts-Fernehmoderator und Autor, hat damals schon ein Buch geschrieben, in dem er die Bedrohungen für die Menschheit aus damaliger Sicht zusammenfasste und ziemlich pessimistische Aussichten malte. Trotzdem wählte er einen Titel basierend auf einem Zitat, das Luther zugeschrieben wird: "Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch mein Apfelbäumchen pflanzen."
Die Tatsache, daß wir 40 Jahre später noch da sind und über die richtigen Weichenstellungen für die Zukunft streiten, läßt doch immerhin hoffen.
Ja vielleicht sollte ich optimistischer in die Zukunft sehen und darauf vertrauen, dass auch diese Probleme gelöst werden.
So was fällt mir halt unheimlich schwer, weil ich beruflich seit Jahrzehnten sicherheitsrelevante Risikoanalysen für Medizingeräte erstellen muss und ich somit der Pessimist sein muss, der nichts und niemanden vertraut und immer auf der Suche nach dem Worst Case Szenario ist. Von diesen Analysen ist abhängig ob die Behörden und benannten Stellen wie z.B. TÜV Medizingeräte am Markt zulassen oder nicht. Wär ich zu optimistisch sterben Menschen.
Das kann ich sehr gut nachvollziehen: Ich bin Soldat und hab im Ausland schon live erlebt, wie es ist, wenn die Dinge nicht so gut laufen wie bei uns. Zudem bin ich bei der Bw Techniker in einem sensiblen Bereich, und auch wir sind ständig mit "was kann schief laufen, was wärend die Folgen, wie können wir das Risiko minimieren" und daher oft die "Spielverderber" für diejenigen, deren Fokus halt auf den operationellen Erfordernissen liegt.
Ich denke oft an die Erzählungen meiner Großmutter, die ihre Jugend im Krieg und danach verbracht hat, sowie das, was sie von ihrem Vater (Erster Weltkriegs-Teilnehmer, Hyperinflation, Weltwirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit und Hunger...) erzählt bekommen hat. Da haben wirs noch gut.
Zudem glaube ich, wir Deutschen sind vielleicht nichts mehr gewoht, neigen (vielleicht auf aufgrund unserer Historie) zum Pessimissmus und Jammern, aber wenns drauf ankommt, hart im nehmen, gut im Improvisieren und organisieren, und auch in Katastrophen überwiegend diszipliniert und kooperativ.
Die Welt war schon immer voller Krisen und Unwägbarkeiten. Tun wir unser Bestes, uns vorzubereiten, und dann sehen wir schon, was kommt. Und bis dahin weigere ich mich zu verzagen und ein Griesgram zu werden. :-)
Ja und Nein.
Meine Jugend würde ich lieber in den 80ern verbringen als in der heutigen Zeit. Man schwelgt natürlich auch in Erinnerungen, erste Freundin und Liebe, erstes Auto, usw.
Aber ich hab es geschafft in meinem Traumjob zu arbeiten, habe eine Familie und sogar schon Enkelkinder, ich find das Leben eigentlich ganz gut. Aber in der jetzigen Zeit jung sein möchte ich nicht.
Es ging uns gut. Das war meine Schulzeit (1977 - 1988). Man konnte locker leben. Es gab keinen Krieg, keine Inflation, einfach ein unbeschwertes Leben. Dazu angenehme Musik.
Hat dir die Zeit gefallen?