Was verdient ein Top-Songwriter? Z.B Guy Chambers an den Robbie Williams Hits. Ist der reich?

1 Antwort

Für die Frage gibt es die befriedigende Antwort nicht. Songwriter haben in aller Regel keine Gage, sondern der Verdienst hängt von dem Erfolg ab. Im Schnitt sind die Einnahmen aus Tonträgerverkäufen, Radio/Fernsehen etc und Live-Auftritten etwa gleich wichtig, aber bei einzelnen Songwritern schwankt das enorm. Z.B. ein Radiohit bringt sicherlich die meisten EInnahmen aus den Medien, währed ein anderer Song vielleicht vorerst relativ unspektakulär vorüber geht, jedoch noch in 15 Jahren in dem Live-Set mit dabei ist. Oder jemand macht aus einem mittelmäßig erfolgreichen Titel einen Superhit als Cover-Version.

Es kommt noch hinzu, dass Songwriter eine extrem kleine Branche ist und die Verträge frei verhandelt werden können. In der EU regeln die Verwertungsgesellschaften die Rahmenbedingungen, aber auch innerhalb von denen gibt es Spielraum. Von dem Großhandelspreis einer CD geht ein wenig mehr als 9% an die Verwertungsgesellschaft des jeweiligen Landes. Die Vergütung für Spiel im Medien und Liveauftritten wird aus einer Formel nach Ticket- oder Werbeeinnahmen gerechnet. Die Verwertungsgesellschaft behält davon je nach land zwischen 15-20%, der Rest wird weitergereicht. Was damit passiert hängt von den Verträgen zwischen den Songwritern und Verlegern ab. In der EU kann der Verlegeranteil maximal 50% betragen, in vielen anderen Ländern können Verleger und Songwriter einen beliebigen Anteil vereinbaren. Wenn es mehr als einen Songwriter gibt, z.B. einen Texter und einen Komponisten, dürfen sie miteinander frei aushandeln, wer wie viel kriegt.

Bei typischen erfolgreichen Songwritern, also solchen, die nicht Guy Chambers sind, aber trotzdem regelmässig publiziert werden, funktioniert es so, dass sie mit einem Verleger einen Vertrag haben von vielleicht 25 Songs pro Jahr, für die der Verleger einen Vorschuß zahlt. Wie hoch dieser Vorschuß ist, hängt auch von dem individuellen Vertrag ab, aber aus Erfahrung kann ich sagen, dass wer 25 Songs pro Jahr für 1.000 Dollar Vorschuss pro Song verkaufen kann, gehört schon zu den Spitzen. Wenn die Songs dann produziert und veröffentlicht werden - eine gute Quota wäre vielleicht 10% der eingereichten Songs - dann gehen vorerst alle Einnahmen an den Verleger, bis der Vorschuß abgegolten ist. Danach werden sie zwischen Verleger und Songwriter nach der individuellen Vereinbarung geteilt. Typisch ist - auch außerhalb der EU - eine Verteilung 50/50. Wie bereits gesagt, kann der Verleger in der EU nicht mehr als 50% verlangen, aber z.B. in den USA ist es möglich, dass der Songwriter auch nur einen Vorschuß erhält und wenn der Song flopt, geht das zu Lasten des Verlegers und wenn er ein Superhit wird, dann wird der Verleger richtig reich und der Songwriter geht leer aus - bekommt aber natürlich für den nächsten Song wahrscheinlich einen ziemlich guten Vertrag von jemand anders.

Bei Leuten wie Guy Chambers ist das anders. Der Job eines Verlegers ist, die Songs an die Artisten zu bringen und das braucht natürlich jemand, der bereits weltberühmt ist, nicht. Sie könnten also theoretisch ohne Verlag arbeiten, machen das allerdings in der Regel nicht, denn wenn es keinen Verleger gibt, werden die Einnahmen wie Einkommen aus einer regulären freiberuflichen Tätigkeit versteuert. Deshalb gründen sie normalerweise ihre eigenen Verlage, die meistens nur ihre eigenen Songs vertreten. Somit behalten sie faktisch 100%, verdienen dies aber nicht als Lohn, sondern über das Unternehmen.

Deswegen ist es extrem schwierig zu sagen, wie viel diese doch recht wenigen Weltspitzen-Songwriter wirklich verdienen. Ausgerechnet Guy Chambers hätte aber zu den erfolgreichsten Zeiten von Robbie Williams auf irgendwelchen "Rich-Lists" usw. als Bestverdiener der britischen Unterhaltungsbranche usw. auftauchen können, aber auch da weiß man nicht, wie viel die Einnahmen aus Songwriting stammen, oder ob er vielleicht seine ersten Millionen in ein Paar gute Aktien angelegt hat, die jetzt schöne Profite bringen.

Es kommt noch hinzu, dass es unter den gutverdienenden Songwritern auch solche gibt, die eher Glück als Erfolg gehabt haben. Phil Solem und Danny Wilde von den Rembrants dürten z.B. den Großteil von all dem Geld was sie im Leben verdienen aus dem Friends-Titelsong "I'll be there for you" bestreiten, auch wenn der Song auch 4 Andere Writer hat, die aus dem Friends-Produktionsteam stammen und auch wenn eine relativ unbekannte Band wie die Rembrandts sicherlich von Warner Brothers einen richtig schlechten Vertrag bekommen haben dürften. Aber da daraus eine der erfolgreichsten Fernsehserien aller Zeiten wurde, dürfte aus das ausreichen, um aus diesem einen Song richtig gut verdient zu haben und immer noch zu verdienen.

Auch Weihnachtslieder sind gute Verdienstbringer, wenn es einem tatsächlich Gelingt, ein neues Werk so durch zu kriegen, dass es tatsächlich alle Jahre wieder aufgegriffen wird und dass Artisten daraus immer wieder neue Versionen machen. Das zu erreichen ist allerdings um so schwieriger.