Was trugen Wikinger/Nordmänner unter ihren Kettenpanzern?
Grundlegend möchte ich einen möglichst authentischen "Nordmann" um das 9.-10.Jh. darstellen und habe dies bisher nur in der zivilen Variante getan. Allerdings hat mich momentan auch das Thema Schaukampf etwas gereizt und ich bin am Überlegen in diese Richtung etwas aufzustocken.
Dabei stellt sich mir die Fragen, was damals unter z.B. dem Kettenhemd getragen wurde und wie man das in der heutigen Zeit handhabt. Es soll einerseits natürlich den "geforderten" Schutz bieten um Schaukampf betreiben zu können, andererseits aber auch möglichst authentisch sein.
Der klassische Gambeson, der heutzutage üblicherweise getragen wird, ist aber laut meinen bisherigen Recherchen erst im 12.-15.Jh. aufgekommen. Das wäre ja ca. 300 Jahre zu spät...
Und ob eine dicke Wolltunika die Schläge genug abfedert, kann ich nicht einschätzen.
Gibt es hier jemanden, der damit Erfahrung hat? Wie handhabt ihr das?
Habe leider bisher keine "professionelle" Gruppe oder ähnliches, mit der ich mich austauschen kann. In meiner mini Gruppe bin ich derjenige, den die anderen fragen *lach* und wir waren bisher nur in ziviler Gewandung unterwegs.
Freue mich über jeden Tipp!
4 Antworten
Unter Ringpanzern hat man Kleidung aus stabilem, aber nicht zu dickem Tuch getragen, die (wie auch das Panzerhemd) möglichst eng anlag. Textilrüstung (wie den Gambeson) hätte man über dem Ringpanzer getragen.
Wohlhabendere Wikingerkrieger trugen möglicherweise auch Kettenhemden, wenn sie in die Schlacht zogen. Die Herstellung des wikingerzeitlichen Kettenhemdes warteuer, da Tausende von miteinander verbundenen Eisenringen einzeln von Hand zusammengenietet werden mussten. Dennoch besaßen einige wohlhabende Wikinger Kettenhemden, die wahrscheinlich langärmelig waren und bis unter das Knie reichten. Sie wurden über einer gepolsterten Ledertunika getragen, die einfachere Wikingerkrieger oft zum Schutz gegen scharfe Waffen trugen.
Zitat von Wikingerkleidung | Authentische Wikingerkleidung | Wikingerkleidung Frauen (vkngjewelry.com)
wie andere das in der Praxis handhaben
zu 90% falsch. Die meisten haben für sich selber nicht den Anspruch 100% authentisch zu sein.
Ich würde an deiner Stelle einfach auf das Kettenhemd verzichten. Authentische Kettenhemden sind nämlich auch nicht günstig und waren bei den Wikingern eher selten. Von dem erheblichen Gewicht mal ganz abgesehen.
Bleib bei einer Tunika und vielleicht einer Helm + Fellkragen. Wenn du eine Rüstung haben willst, dann empfehle ich eine leichte Lederrüstung.
Ich vermute (aber ohne Gewähr!), dass sie ein dem Gambeson vergleichbares, gepolstertes Wollgewand an hatten, möglicherweise auch mehrere Schichten übereinander. Wahrscheinlich war es nicht genauso gut gepolstert und abgesteppt wie die Gambesons des Hochmittelalters, aber dicke Wolle, darüber gewebtes Leinen und darüber dann das Kettenhemd scheint mir am plausibelsten.
Das Polster wäre vom Ringpanzer zusammengedrückt worden, sodass sich die Schutzwirkung vermindert hätte.
Ja, das würde für mich auch Sinn ergeben. Da wieder nur die Frage, ist es praktisch umsetzbar, oder hat man nach dem ersten Schaukampf direkt die ersten Verletzungen durch fehlendes Polster :D
Du könntest es mal auf Reddit bei r/HistoricalCostuming probieren. https://www.reddit.com/r/HistoricalCostuming/?utm_source=share&utm_medium=ios_app&utm_name=ioscss&utm_content=1&utm_term=1
Danke dir, erscheint erstmal plausibel!
Allerdings wird eine gepolsterte Ledertunika heutzutage bestimmt teurer als das Kettenhemd an sich... Da stellt sich mir wieder die Frage wie andere das in der Praxis handhaben und umsetzen