Was soll dieses Wahlplakat aussagen. Kann das wer interpretieren?

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Es handelt sich um ein Wahlplakat zur Reichstagswahl vom 6. November 1932, mit dem die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) um Stimmen der Wahlberechtigten geworben hat.

Die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) war eine politisch rechtsstehende (konservativ-autoritäre) Gegnerin der parlamentarischen Demokratie

Im Vordergrund ist der Reichstag dargestellt, das Parlament Deutschlands auf nationaler Ebene. Die Abgeordneten gestikulieren wild, mehrere haben einen Arm erhoben, um eine Äußerung zu bekräftigen oder zu verlangen, eine Rede zu halten. Die meisten haben sich von den Sitzen erhoben und stehen. Die Abgeordneten scheinen zu streiten. Vom Podium des Reichstagspräsidiums aus schwingt der Sitzungsleiter (der Reichstagspräsident bzw. ein Reichstagsvizepräident) eine Glocke, um (vergeblich) zu Ruhe zu ermahnen. Das Parlament (der Reichstag) bzw. die Abgeordneten in ihm werden als streitsüchtig, disziplinlos und chaotisch dargestellt, als eine Institution, von der kein konstruktiver Beitrag geleistet wird, sondern wirres Durcheinander erzeugt.

Darüber steht riesengroß die Gestalt des damaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg. Er hat seine rechte Hand erhoben, wie um zu beruhigen und erregten Streit und Chaos zu beenden.

Bei dieser Entgegensetzung ist die Absicht, eine schlechte Meinung über das Parlament hervorzurufen bzw. zu verstärken und den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg als achtungsgebietend, zielstrebig und besonnen erscheinen zu lassen. Über ihn soll eine gute Meinung hervorgerufen werden, eine politische Leitung durch ihn als bejahenswert erscheinen. Die Größenverhältnisse unterstreichen die Bedeutung und Autorität, die dem Reichspräsidenten zugeschrieben wird. Er schwebt wie eine Vaterfigur über den im Vergleich zu ihm klein wirkenden Abgeordneten.

Die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) versucht, die Anhängerschaft des vom Volk mehrheitlich gewählten Reichspräsidenten Reichspräsidenten Paul von Hindenburg (der ihr in den grundsätzlichen politischen Überzeugungen nahestand, auch wenn er kein Parteimitglied war und allgemeiner für eine konservative und nationalistische Ausrichtung stehen wollte) zu einer Stimmabgabe für sie bei der Reichstagswahl zu bewegen.

In roter Frakturschrift erscheinen Forderungen und ein Aufruf. Oben steht:

„Mehr Macht dem Reichspräsidenten!“,

unten auf dem Plakat:

„Weg mit der Alleinherrschaft der Parlamente (Artikel 54)  

Wählt Deutschnational“

Zur ersten Forderung ist eine zweite Forderung hinzugefügt, mit der die erste Forderung erläutert und konkretisiert wird.

Die Verfassung des Deutschen Reichs vom 11. August 1919 (Verfassung der Weimarer Republik) enthielt als Artikel 54:  

„Der Reichskanzler und die Reichsminister bedürfen zu ihrer Amtsführung des Vertrauens des Reichstags. Jeder von ihnen muß zurücktreten, wenn ihm der Reichstag durch ausdrücklichen Beschluß sein Vertrauen entzieht.“

Das Wahlplakat tritt dafür ein, dem Reichspräsidenten mehr Macht zu geben. Dies soll geschehen, indem Artikel 54 der Verfassung abgeschafft wird. Das Recht des Reichstages, Reichskanzler und Reichsministern das Vertrauen zu entziehen und so mit einer Abstimmung ihren Rücktritt zu erreichen, wird mit dem Ausdruck „Alleinherrschaft“ schlechtgemacht. Die Forderung nach Abschaffung will dem Reichspräsidenten die Möglichkeit geben, eine Reichsregierung einzusetzen, die nicht an das Vertrauen einer Mehrheit im Parlament gebunden ist und vom Parlament nicht zum Rücktritt gebracht werden kann. Paul von Hindenburg hatte am 1. Juni 1932 Franz von Papen zum Reichskanzler ernannt. Dieser wurde im Reichstag nur von einem kleinen Teil der Abgeordneten - hauptsächlich Deutschnationale Volkspartei (DNVP), in gewissem Ausmaß auch die Deutsche Volkspartei (DVP) – in seiner Politik unterstützt und regierte gestützt auf Notverordnungen des Reichspräsidenten. Am 12. September 1932 stimmte der Reichstag mit großer Mehrheit für einen Mißtrauensantrag, was aber durch eine vorherige Anordnung zur Auflösung des Reichstages ungültig war.

Tatsächlich hatte der Reichspräsident eine große Machtfülle durch Kombination seiner Befugnisse zur Auflösung des Reichstages (Artikel 25), zu Maßnahmen und Notverordnungen bei einem Notstand - erhebliche Störung und Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung – (Artikel 48) und zur Ernennung und Entlassung des Reichskanzlers (Artikel 53). Bei einem Fehlen einer zu einer gemeinsamen Politik handlungsfähigen Mehrheit im Reichstag (wie es 1932 der Fall war) hatte der Reichspräsident ein Übergewicht und konnte eine von ihm abhängige Reichsregierung einsetzen (so etwas wird als Präsidialkabinett bezeichnet). Von einem demokratischen Standpunkt aus war dies bedenklich.

Das Wahlplakat richtet aber umgekehrt einen Vorwurf der Alleinherrschaft gegen das Parlament und tritt dafür ein, die bestehende Verfassung zu ändern. Damit könnte der Reichspräsident – wie früher der Kaiser im deutschen Kaiserreich (1871 – 1918) - einen Reichskanzler ernennen, den der Reichstag nicht aufgrund von Verfassungsrechten stürzen kann.

Die parlamentarische Demokratie wird mit Text und bildlicher Darstellung des Wahlplakats angegriffen. Denn das Recht des Parlaments, eine Regierung durch Mißtrauensabstimmung zum Rücktritt zu bringen, war ein Kernbestandteil der parlamentarischen Demokratie. Das Wahlplakat versucht, Verachtung und Ablehnung gegenüber dem Reichstag hervorzurufen, und setzt sich für eine autoritäre Herrschaft durch den Reichspräsidenten ein.

Die Schriftart (Frakturschrift) und die Farbgebung mit den Farben schwarz, weiß und rot kann besonders Gefühle von Menschen ansprechen, die dem deutschen Kaiserreich nachtrauern und diese Vergangenheit als gute Zeit empfinden (der Reichspräsident wird dabei zu einer Art »Ersatzkaiser«).

Nimm die Weimarer Verfassung, lies nach, was in Artikel 54 steht...

https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/geschichte/artikel/friedrich-ebert-der-erste-reichspraesident

Ebert sollte mehr Macht zugebilligt werden, die `Weimarer Republik` war eine Diskutiertruppe und hatte niemals den Ueberblick und die Macht im Lande.

Der Versailler Vertrag laehmte ausserdem die Wirtschaft.


bergquelle72  31.01.2018, 12:17

Ebert ????

Ebert war Sozialdemokrat und wurde ganz bestimmt nicht von der DNVP gestützt. Zwischen Reichspräsident Ebert und Reichpräsident Hindenburg liegen ein paar Jahre.

zetra  31.01.2018, 15:08
@bergquelle72

Ich weiss, das Hindenburg Hitler in den Sattel gehoben hat.

Lies  mal den Artikel 54

https://www.jurion.de/gesetze/wrv/54/

"Der Reichskanzler und die Reichsminister bedürfen zu ihrer Amtsführung des Vertrauens des Reichstags. Jeder von ihnen muss zurücktreten, wenn ihm der Reichstag durch ausdrücklichen Beschluss sein Vertrauen entzieht."

Eigentlich ist das genau das Gegenteil von Alleinherrschaft, wenn ein Parlament seinen Reichspräsidenten mit demokratischer Mehrheit des Amtes entheben kann. So etwas verhindert sogar einen Diktator an der Spitze. So konnte man damals die Wähler für dumm verkaufen.


tanztrainer1  31.01.2018, 02:42

So wie ich das verstehe, heißt es doch: Weg mit dem Artikel 54!

Blindipop  30.01.2018, 20:37

Die Alleinherrschaft war die von Hitler, der sofort eine Diktatur etablierte.

RatgeberPaul 
Beitragsersteller
 30.01.2018, 17:05

Und was wollte der Erschaffers des Plakats damit beabsichtigen?

Die wollten die monarchie wiederherstellen wein sie die demokratie als zu lasch un d nicht handlungfähig sahen!