Was sind Meister-/Arbeitsstrophen (Schiller Gedicht)?

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Im Prinzip ist alles schon in dem Text, den du beigefügt hast, erklärt.

Hier werden die Hinweise auf den Text angewendet:

Fest gemauert in der Erden

Steht die Form, aus Lehm gebrannt.

Heute muß die Glocke werden,

Frisch, Gesellen, seid zur Hand.

Von der Stirne heiß

Rinnen muß der Schweiß,

Soll das Werk den Meister loben,

Doch der Segen kommt von oben.[429]

Zum Werke, das wir ernst bereiten,

Geziemt sich wohl ein ernstes Wort;

Wenn gute Reden sie begleiten,

Dann fließt die Arbeit munter fort.

So laßt uns jetzt mit Fleiß betrachten,

Was durch die schwache Kraft entspringt,

Den schlechten Mann muß man verachten,

Der nie bedacht, was er vollbringt.

Das ists ja, was den Menschen zieret,

Und dazu ward ihm der Verstand,

Daß er im innern Herzen spüret,

Was er erschafft mit seiner Hand.

Nehmet Holz vom Fichtenstamme,

Doch recht trocken laßt es sein,

Daß die eingepreßte Flamme

Schlage zu dem Schwalch hinein.

Kocht des Kupfers Brei,

Schnell das Zinn herbei,

Daß die zähe Glockenspeise

Fließe nach der rechten Weise.

Was in des Dammes tiefer Grube

Die Hand mit Feuers Hülfe baut,

Hoch auf des Turmes Glockenstube

Da wird es von uns zeugen laut.

Noch dauern wirds in späten Tagen

Und rühren vieler Menschen Ohr

Und wird mit dem Betrübten klagen

Und stimmen zu der Andacht Chor.

Was unten tief dem Erdensohne

Das wechselnde Verhängnis bringt,

Das schlägt an die metallne Krone,

Die es erbaulich weiterklingt.[430]

Weiße Blasen seh ich springen,

Wohl! die Massen sind im Fluß.

Laßts mit Aschensalz durchdringen,

Das befördert schnell den Guß.

Auch von Schaume rein

Muß die Mischung sein,

Daß vom reinlichen Metalle

Rein und voll die Stimme schalle.

In den fett gedruckten Strophen spricht der Meister ("ich") über die Arbeit. In den anderen Strophen wird allgemeiner über das Leben reflektiert/nachgedacht/berichtet.

Die Arbeitsstrophen erkennst du aber nicht nur daran, dass dort immer über die Herstellung der Glock berichtet wird, sondern auch daran, dass dort in den letzten vier Zeilen dieser Strophen Paarreim steht statt Kreuzreim.

Paarreim: heiß/Schweiß; loben/oben

Kreuzreim: Erden/gebrannt; werden/zur Hand