Was passiert beim knockout?

1 Antwort

Ein "K.O." ist eine (kurzfristige) Form der Bewusstlosigkeit, häufig durch Treffer am Kopf. Ursache ist in diesem Fall meist der Karotissinusreflex.

Treffer im Hals/Kiefer-Bereich

Der Karotissinusreflex ist eine neurologische Reaktion auf einen plötzlichen Druck auf den Sinusnerv am Hals - etwa einen Schlag. Dadurch kommt es zu einem plötzlichen Abfall des Blutdrucks im Gehirn und die Sauerstoffzufuhr wird gedrosselt, was zur Bewusstlosigkeit führt.

Bei einem Treffer an Unterkiefer, wie dem klassischen "Kinnhaken", wirken zwar die physikalischen Kräfte anders auf den Nerv ein (der Kiefer drückt direkt Rezeptoren des Nervs ab), die Folgekette ist jedoch letztlich die gleiche.

Würgegriffe

Im Fall von Würgegriffen kann es ebenfalls zu einem echten "K.O." kommen, dabei unterscheidet man grob zwischen zwei verschiedenen Ansätzen

"Luftwürger" sind Würgegriffe, bei denen die Luftröhre so blockiert wird, dass es zum Sauerstoffmangel im Gehirn kommt, was die Bewusstlosigkeit verursacht. Diese Griffe müssen vergleichsweise lange gehalten werden, und sind besonders gefährlich.

"Blutwürger" sind Würgegriffe, bei denen die Halsgefäße so gedrückt werden, dass es einen Blutstau im Kopf gibt und das Blut nicht zum Herzen zurückfließen kann. Präzise angewendet dauert es ca. 10 Sekunden bis zum K.O.

Solarplexus-Treffer

Auch Treffer im Bereich des Solarplexus können zur Bewusstlosigkeit führen. Eine der Hauptursachen dafür ist eine schockartige Stimulation des dortigen Nervengeflechts, insbesondere des Vagusnervs.

Dadurch erweitern sich die großen Baugefäße (die stark durchblutet sind). Der Blutdruck sackt ab und auch der Rückfluss zum Herz wird geschwächt. Dadurch kann das Herz nicht mehr genug Blut ins Gehirn pumpen, was zur Bewusstlosigkeit durch Sauerstoffmangel führt. Diese Technik kann sogar bis zum Reflextod führen.

Schutz vor dem K.O.

Einen wirklichen "Schutz" gibt es natürlich nicht - das beste Mittel ist, sich nicht treffen zu lassen, bzw. in eine solch gefährliche Situation zu gelangen.

Trainierte Muskeln bieten zwar in gewissem Umfang einen Schutz vor Verletzungen innerer Organe, allerdings sind gerade diese K.O.-Punkte besonders anfällig für Treffer.

Die Atmung ist ebenfalls ein Faktor, denn beim Ansatz der Einatmung ist der Tonus (Muskelspannung) im Körper geringer. Ein Treffer zu Beginn der Einatmung kann also eher zum K.O. führen, als bei einer guten Ausatmung mit starkem Muskeltonus.

Daher sind die Atemübungen traditioneller Kampfkünste nicht einfach nur ein asiatischer "Chi-Energie-Zirkus", sondern haben tatsächlich einen praktischen Nutzen bei der Durchführung von Techniken.

Ich denke, diese Beispiele zeigen, dass Angriffstechniken auf sensible Körperstellen (Atemi) kein Spiel für Amateur-Prügelknaben darstellen

Derartige Techniken sind potentiell lebensgefährlich und sollten nicht "zum Spaß" ausprobiert werden. Kampfkünstler und Wettkampfsportler erlernen den sicheren Umgang mit diesenTechniken schrittweise im Training.

Ich kann daher nur davor warnen, damit herumzualbern.

Ich habe auf einem Lehrgang selbst einmal erlebt, wie jemand unabsichtlich bei der Einatmung mit einem Fauststoß getroffen wurde. Er fiel praktisch sofort um und glücklicherweise ist dabei immer ein Arzt vor Ort.

Dieser Faustoß erfolgte nicht in böser Absicht, sondern im Rahmen eines freundschaftlichen, koordinierten Trainings. Man kann sich also vorstellen, welche Folgen eine voll durchgezogene Technik mit Tötungsabsicht haben würde.

Daher noch einmal meine Warnung: Don't try this at home!

Woher ich das weiß:Hobby – Seit etwa 40 Jahren Training des Aikido