Was macht Hereditary (das Vermächtnis) so gruselig?

2 Antworten

Das habe ich mich auch schon gefragt! Einer der besten Filme, den ich seit langem gesehen habe, andererseits will ich ihn nie wieder sehen und er verfolgt mich bis jetzt.

Der Film beginnt meiner Meinung nach eher als Drama und schlägt mittendrin erst in den "richtigen" Horror um. Alles wird mit der Zeit immer schlimmer und merkwürdiger, es scheint keinen Weg mehr aus der Situation heraus zu geben, es werden immer wieder Fragen aufgeworfen, die den Zuschauer beschäftigen. Dadurch und auch durch den sehr dramatischen und traurigen Anfang wird man selbst mehr in den Film mit einbezogen, kann sich, auch durch die (meiner Meinung nach) verdammt guten Schauspieler mehr in die Figuren einfühlen. Bis man sich letztendlich selbst fühlt, als wäre man eingesperrt in dem Haus, in dem die Haupthandlung stattfindet. Die Musik unterstützt diese Stimmung noch sehr, außerdem ist ja eigentlich der ganze Film darauf ausgelegt, diese Art der "Gefangenheit" in der Situation darzustellen. Auch mit der Metapher dieses Puppenhauses, mit den kleinen Szenen, die die Mutter immer wieder nachbastelt. Am Anfang wird in das (Puppen-)Haus hereingezoomt, am Ende wieder heraus. Die Figuren in dem Film sind in diesem Haus, in dieser Handlung gefangen, sind nicht Herr ihrer Situation. Dieses Gefühl geht aufgrund von oben genannten Gründen auf den Zuschauer über.

Ich hoffe, ich konnte meine Sicht gut darstellen :3


gaijin60  26.07.2019, 18:09

Oh man die scene, wo sie das licht aus macht und plötzlich an der Ecke im Dunkeln seine Mutter erscheint...

Oder die scene wo der junge runter zu Wohnzimmer geht und wie er sehen musste, dass sein Vater gegrillt wurde etc... Buuah gensehaut...

4

Vielleicht kann meine Rezension dazu ja weiterhelfen:

Ein Tod eines engen Familienmitglieds, eine Trauerfeier, eine zu tiefst emotional ergriffene und trauernde Familie sowie ihre schockierenden Folgen – sind die ausgehenden Elemente und visuell perfekt eingefangenen realitätsnahen Momente mit denen uns Regisseur Ari Aster in sein meisterhaftes Spielfilmdebüt hineinversetzt und damit sein Horrordrama mit einer unglaublich atmosphärischen Dichte umzusetzen weiß.
Neben dieser atmosphärischen Erzählweise ist es aber in erster Linie die dramatische Familiengeschichte in die der Zuschauer schon zu Beginn auf künstlerisch brillant gefilmten Niveau hineingerissen wird, denn diese bildet hier die Grundlage des gesamten Handlungsaufbaus und die eher passive Kameraführung, welche die emotionalen und schauspielerischen Momente somit verstärkt zum Vorschein bringt, trägt dazu bei die Fantasie aus Zuschauerperspektive zu steigern.
Was dann aber vor allem folgt sind überraschende Handlungswechsel, fotografisch perfekt positionierte und eingefangene Kameraeinstellungen, die dem anfangs ruhigen Erzählstil in langsamen Zoom und Schnitttempo folgen, eine verstörende Soundkulisse sowie großartige und einprägende Schauspielleistungen aller Beteiligten, die dem filmischen Werk die abschließend schockierende Wirkung verdanken.
Und ein besonderer Dank gebührt hier vor allem den fantastischen Schauspielleistungen von Toni Collette und Alex Wolff, die sich beide sichtlich tiefer mit den Figuren beschäftigt haben müssen um eine solche Glanzleistung hervorzuholen. Gerade Toni Collette schafft es mit ihrer erstklassigen Darstellung einer langsam vom Glauben gebrachten und vom Verstand zerfressenen Mutter nochmal hervorzustechen. Denn die nachvollziehbar quälenden Gedanken, die lauthals aus ihr herausdrängen und die von wahnhafter Überzeugung aber auch ängstlich geprägten Blicken begleitet werden, zeugen von hoher und langjähriger Schauspielkunst. Aber auch Wolff treibt seine Schauspielform des Method Acting zum absolut überspitzten Höhepunkt der Horrorfilmgeschichte und überzeugt bis zum Schluss mit seinen traumatischen Ausdrucksvermögen.
Fazit: Am Ende kann mit Fug und Recht behauptet werden, das der Streifen auf jeden Fall schon jetzt einer der besten Horrorfilme des 21. Jahrhunderts ist, der den Zuschauer mit schockierender Fassungslosigkeit zurücklässt. Was durchaus vom Regisseur so beabsichtigt sein sollte. Noch faszinierender ist allerdings dass dies das erste Langfilmdebüt des Regisseurs ist und das lässt vermuten dass dies erst der Anfang einer neuen glanzvollen Filmkarriere eines neuen Filmemachers werden wird, der gar nicht mal so weit vom perfektionistischen Inszenierungsstils eines Stanley Kubrick entfernt zu sein, scheint.
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Mit filmischen Grüßen

SANY3000

 - (Musik, Filme und Serien, Vermächtnis)