Was können Psychotherapeuten, außer eure Wahrnehmung und Erlebnisse in Frage zu stellen?

10 Antworten

Ich antworte mal als angehender Therapeut, dwr aich auch sehr für die Methode von Tainer Sachse interessiert (die Du ja offenbar gar nicht magst).

Therapeuten können auch: Wahrnehmungen und Erlebnisse bekräftigen (Fachsprache: validieren), Verhaltensexperimente durchführen, damit der Patient schauen kann, ob seine Ängste wirklich eintreten, dem Patienten seine Bedürfnisse klarmachen und vieles mehr.

Für viele ist es sehr wertvoll, sich klarzumachen, dass die Befürchtungen nicht eintreffen, insofern hat dieses Hinterfragen schon seinen Platz. Es geht aber nicht darum, die Wahrnehmungen und Erlebnisse des Patienten prinzipiell in Frage zu stellen.

Sie stellen weder deine Erlebnisse noch deine Wahrnehmung in Frage. Woher hast du diese verzerrte Meinung? Sie führen dich u.U. nur darauf hin, sie selbst mal zu untersuchen. Das ist ein Unterschied! Denn wer das nicht tut, beharrt nun mal darauf, seine Wahrnehmung und die daraus gezogenen Schlüsse seien unumstößlich. Die Wirklich,keit woher die Wahrnehmung ursprünglich kommt, kann man nicht im Nachhinein ändern. Nur die Bewertung der Erlebnisse und der Erinnerung sind die Problemfelder, wenn es welche gibt. Beipiel: Wenn du ein schreckliches Erlebnis hattest ist dieses Erlebnis vergangen, es ist in Wirklichkeit nicht mehr da, existent. Nur noch deine Psyche hält es in Erinnerung fest und du leidest u.U. immer noch daran, obwohl es Vergangenheit ist, Deine Erinnerungen hast du jedoch jeden Tag. Wenn du darunter leidest, ist es also die Nicht- Bewältigung dieses Einflusses auf deine Psyche. Hierin können Fachleute Hilfe geben, damit es nicht ständig als Last, Trauer, Ängste, Wut, Zorn, Hader usw. deinen Alltag belastet! ;-)

Ich denke, eine Menge. Schließlich haben sie ihren Job viele Jahre lang gelernt.

Was sie aber nicht können und auch nicht tun: dem Patienten die Arbeit abnehmen. Viele Patienten allerdings wollen genau das. Sie wollen Therapie konsumieren. Und das geht halt nicht. Wenn man laufen lernen will, darf man sich nicht in der Sänfte tragen lassen.

Mir gefällt die Formulierung "in Frage stellen" nicht.

Letztlich geht es ja vermutlich darum, dass ein Therapeut eine eigene Wahrnehmung mitteilt, um sie dann mit der Patient*in zu besprechen.

Sofern zuvor eine klare Vereinbarung getroffen wurde, dass der Therapeut bestimmte (z.B. depressionsfördernde) Denkmuster hinterfragt, damit eine Patient*in das später selbst machen kann, ist es ja eine vereinbarte Hilfestellung (dies gilt v.a. für eine Verhaltenstherapie).

Für manche Patient*in ist ggf. eine Konfrontation und/oder Deutung in einer tiefenpsychologisch-fundierten oder analytischen Psychotherapie problematisch, zumal hier die Absprachen zwar erfolgen, aber nicht so klar und strukturiert, wie in einer Verhaltenstherapie. Da kann es sich schon mal so anfühlen, wie ein vom Therapeuten "in Frage gestellt werden". Allerdings bietet das hier die Chance, etwas über das Beziehungsgeschehen zu verstehen, was insbes. in der analytischen Arbeit nicht einfach der Beseitigung einer Störung in der Arbeitsbeziehung dient, sondern einen Wirkfaktor darstellt.

Also...mein Therapeut macht das nicht...

Das wird schon Gründe haben.