Was ist eine Existentialistin?

6 Antworten

Also, der Existentialismus ist zunächst einmal eine französische Philosophie mit seinen Protagonisten Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir, Albert Camus und Gabriel Marcel. Allerdings sind diese stark an Heidegger orientiert, dessen Werk "Sein und Zeit" aufzeigt, wie sehr er - "Sein" = Existieren Ideengeber des Existentialismus war. Man kann - grob gesprochen, die Grundhaltung der Existentialisten beschreiben mit: Leben kann ich nur erfahren, indem ich lebe, nicht indem ich ständig darüber nachdenke. Die Lebenspraxis hat mehr Gewicht als die 'hohle Theorie'. Liebe kann ich letztlich nicht aus Büchern erfahren, sondern nur, indem ich mich auf Liebe einlasse. Das bedeutet nicht, dass man Lebenspraxis nicht auch dadurch einzuordnen sucht, indem man die Erfahrungen anderer liest. Aber sie ersetzen nicht das eigene Tun. Angst, Tod, Freiheit, Verantwortung und Handeln als elementar menschliche Erfahrungen werden auf das menschliche Leben im jetzt reflektiert und nicht auf eine Existenz jenseits der jetzt erfahrenen Existenz. Das bedeutet in gewissem Sinne Materialismus, Verneinung von Vorstellungen, die Lebensorientierung außerhalb der Existenz im Hier und Jetzt festmachen wollen (Gott, Ideale, Imperative). Eine Existentialistin ist eine Person, die ihr Leben aus dem jetzt heraus gestalten will, die der Fülle des Lebens nicht aus dem Weg geht, sondern sich hineinwirft um darin erst die Antworten zu finden, was den Sinn ihres Lebens ausmachen könnte.


sarahxxx94 
Beitragsersteller
 19.04.2010, 18:27

und was bedeuted das in der heutigen welt ? also wie wirkt sich das auf andere aus . Wi egehen sie mit regeln um ? Halten sie sich auch nicht an polizeiische anordungen ?

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berkersheim  22.04.2010, 21:53
@sarahxxx94

Zunächst bedeutet es für einen selbst sich in der Bewertung der Welt und der Sinnfrage des Lebens nicht mit fertigen, vorgegebenen Antworten zu begnügen, zumindest nicht unkritisch. Für einen selbst bedeutet es, dass man mit 'offenen Augen' durch die Welt geht, neugierig, die Vielzahl der Eindrücke auf sich wirken lässt ohne vorschnelle Urteile und Verbote (auch sich selbst gegenüber). Gegenüber anderen bedeutet das, dass man ihnen offen begegnet, kein Schubladendenken, in jeder Begegnung eine neue Chance, anders gesehen zu werden. Manche werden das als angenehm empfinden. Schaumschläger nicht, denn die wollen einem ja den offenen Blick eintrüben, vorgaukeln. Ich denke nicht, dass ein Existentialist bestreitet, dass es Regeln gibt und auch geben muss. Aber, da er versucht, die einzelne existentielle Situation mit viel Bedeutung zu versehen, wird er fragen, ob Regeln in jeder neuen Situation immer die gleiche Berechtigung haben. Ob sich eine Existentialistin polizeilichen Anordnungen fügt, hängt daher ganz von der Situation ab. Ist sie z.B. der Meinung, dass in einer Situation Unrecht geschieht, und die Polizei sich eher als Diener denn als Verhüter des Unrechts betätigt, wird sie Widerstand leisten. Im Existentialismus ist immer auch ein bisschen Unangepasstheit, weil Existentialisten nicht aus Überkommenem leben sondern immer wieder sich von den neuen Eindrücken beeinflussen lassen.

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Ein(e) Existenzialist(in) zu sein bedeutet, die geistige Richtung des Existentialismus/der Existenzphilosophie zu vertreten und das Leben danach zu führen.

Im Mittelpunkt steht dabei das Thema der Existenz. Menschen werden als in ihrer Bestimmung offen verstanden. Es gibt nach dieser Auffassung kein vorausgehendes allgemeines Wesen des Menschen, bei dem das Individuum einfach Exemplar eines allgemeinen Wesensbegriffs ist. Menschen erfinden sich gleichsam selbst und entwerfen sich auf die Zukunft hin. Existenz ist Vollzugsweise des menschlichen Daseins, das einmalig und unverwechselbar ist. Es gibt nach diesem Standpunkt keinen vorgegebenen Sinn, insofern ist die Existenz nicht objektivierbar. Menschen sind zu einer subjektiven Selbsterschaffung verurteilt.

Im Vordergrund stehen beim Existenzialismus einzelne Menschen in ihrer Freiheit und geschichtlichen Selbstverwirklichungsaufgabe. An die Menschen tritt die Anforderung heran, ihn Sein frei übernehmen zu müssen und zu können. Sie finden sich in die Welt geworfen vor, begegnen sich und anderen, verstehen sich aus ihrem Lebensvollzug heraus, entwerfen sich in die Zukunft und bestimmen sich danach im konkreten Verhalten.


sarahxxx94 
Beitragsersteller
 19.04.2010, 18:27

und was bedeuted das in der heutigen welt ? also wie wirkt sich das auf andere aus . Wi egehen sie mit regeln um ? Halten sie sich auch nicht an polizeiische anordungen ?

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Albrecht  19.04.2010, 19:37
@sarahxxx94

Die Auswirkungen können persönlich unterschiedlich sein. Existentialismus bedeutet gewöhnlich auch Individualismus. Freiheit ist wichtig, wobei es keine objektiven inhaltlichen Kriterien gibt. Regeln aufzustellen und zu befolgen oder nicht, sich an polizeiliche Anordnungen zu halten oder nicht, ist eine individuelle Entscheidung in eigener Verantwortung, wobei es einen Bezug zu anderen geben kann (nach Jean-Paul Sartre tragen Menschen Verantwortung für alle Menschen)

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Jemand, der sich seiner Verantwortung, als denkender Mensch bewusst ist. Der davon ausgeht, dass die Menschen auf diesem Planeten alles regeln müssen und nicht nur an sich selber denken, oder sich auf Gott verlassen können.


sarahxxx94 
Beitragsersteller
 19.04.2010, 18:28

und was bedeuted das in der heutigen welt ? also wie wirkt sich das auf andere aus . Wi egehen sie mit regeln um ? Halten sie sich auch nicht an polizeiische anordungen ?

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Existentialisten vertreten ein rückhaltloses Menschsein. Rückhalt bietet ihnen weder die Natur noch (ein) Gott. Der Mensch ist nicht einfach determiniert wie ein reines Naturwesen, aber er ist auch nicht ursprünglich frei wie ein reines Geistwesen. Er ist beides zugleich, zur Freiheit "verdammt", in ein freies Dasein "geworfen". Der Mensch ist nicht einfach ein Seiendes, aber er ist auch nicht einfach ein Nichtseiendes. In ihm sind vielmehr Sein und Nichts unzertrennlich. Seiend ist er seinem Nichtsein ausgesetzt: EK-SISTENT. Dergestalt können Existentialisten sich für die selbst-bewusstesten Menschen halten, die im Reden und Handeln demonstrieren, nicht mehr und nicht weniger zu sein.


sarahxxx94 
Beitragsersteller
 19.04.2010, 18:27

und was bedeuted das in der heutigen welt ? also wie wirkt sich das auf andere aus . Wi egehen sie mit regeln um ? Halten sie sich auch nicht an polizeiische anordungen ?

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Hat was mit Philosophie zu tun „Der Mensch ist seine Existenz.“ Ist halt wer, der über die Existenz der Menschheit philosophiert... Gibt viele bekannte "Philosophen" die viel darüber diskutieren;)Nicola Abbagnano oder Simone de Beauvoir