Was ist die Bedeutung dieser Karikatur?


12.03.2023, 10:12

Hier nochmal richtig das Bild

1 Antwort

Wie richtig erkannt, ist das Bild antisemitisch (judenfeindlich) und rassistisch. 

Nach https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/JRMNPS4FZLY7GDYNS7FMTEJ6X7ZJE74E handelt es sich um eine Propagandapostkarte, die im deutschen Kaiserreich um 1900 entstanden ist.

Es werden gezielt Stereotype (feste Prägungen; verallgemeinernde Vorurteile, klischeehafte Bilder) eingesetzt, um Juden verächtlich zu machen und mit großer Verbreitung Feindschaft und Hass gegen sie zu erwecken und zu vermehren.

Die Bildüberschrift heißt: „Der Mandelbaum und seine Früchte.“

Auf dem Bild ist ein Mann mittleren Alters mit ihn umgebenden Kindern zu sehen.

Ein Mandelbaum ist eine Pflanze und seine Früchte sind Mandeln. Dies soll auf der Postkarte in übertragener Bedeutung wahrgenommen werden.

„Mandelbaum“ ist ein jüdischer Name. Der Mann soll als Jude mit seinen Kindern dargestellt werden.

Bei der Physiognomie (äußerere Erscheinung) sind schon seit längerer Zeit verwendete Stereotype der Judendarstellung bemerkbar.

Die Verzerrung ist auf dem Bild sehr weit getrieben.

Beabsichtigt ist, mit hässlichem Aussehen einen schlechten, bösartigen Charakter der dargestellten Menschen nahezulegen. Die Juden sollen als in ihren Eigenschaften niedrigstehend und verbrecherisch aufgefasst werden.

Der Mann hat eine große, krumme, stark gebogene Nase, an der Spitze herabhängend/absinkend (Hakennase, »Judennase«). Haare und Haut haben eine eher dunkle Farbe. Die Haare sind leicht kraus. Der Mann hat eine Stirnglatze und lang herabfallende Lider. Sein Mund ist sehr groß (lang und breit), die Unterlippe außerordentlich wulstig. Die Stirn ist auffallend niedrig. Die Ohren sind groß und abstehend („Segelohren“). Die Beine sind krumm gewachsen („O-Beine“). Der Bauch ist dick.

Der Mann trägt eine Brille und eine Kette, Hemd, Weste, gestreifte Hose und Schuhe. Er wirkt wie ein wohlhabender bis reicher Bürger (dies kann darauf ausgerichtet sein, eine Vorstellung einer „jüdischen Fiannzherrschaft“zu erwecken; vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Geldjude).

Die vier Kinder haben auch solche körperlichen Merkmale wie der Mann, die sie eher missgebildet erscheinen lassen. Die Anzahl kann zusätzlich ein Gefühl der Bedrohung erzeugen, indem ein Gedanke einer raschen Vermehrung hässlicher und schlechter Menschen heraufbeschworen wird.

zu judenfeindlichen physiogomischen Steroptyopen:

Monika Kucharz, Das antisemitische Stereotyp der „jüdischen Physiognomie" : seine Entwicklung in Kunst und Karikatur. Wien : LIT (Grazer Edition ; Band16). ISBN 978-3-643-50808-9