Was ist der Unterschied zwischen Kung Fu und Win Chun?

Wing Chun ist eine veränderte Form des Kung Fu wobei mehr die Arme verwendet werden und mit der Kraft des Gegners gearbeitet wird.

Kung Fu ist eigentlich ein Gesamtpaket, das Wissen, Philosphie und Lebensart der Shaolin ineinander vereint. Die Kampfkunst ist dabei nur ein kleiner Aspekt. Generell wird viel Wert auf Körperbeherrschung gelegt, weshalb die Kampfkunst selbst einmal in schnell (das, was in vielen Kampfkunstschulen als Kung Fu als reine Kampfkunst angeboten wird - also die Kung Fu Kampftechniken in normalem Kampf-Trim) und einmal in langsam (Tai Chi - Kung Fu Techniken in Zeitlupe und fließend, als Entspannungsübung, aber auch um die Techniken besser einprägen zu können) unterrichtet werden. Noch langsamer für Entspannung aber auch Körpertraining für Körperspannung ist dabei auch noch Qi Gong und teilweise trainiert man auch zirkusreife Akrobatik, die ja Shaolins auch gerne in Shows zum Besten geben (dienen ebenfalls dazu, die Kampfkunst zu verbessern). Komplettiert wird das Ganze noch mit traditioneller chinesischer Medizin, die viele philosophische Aspekte hat, aber vor allem bekannt ist durch Akkupunktur und Akkurpessur (Nervenpunkte können zum Heilen, im Kampf aber auch zum Schaden genutzt werden) sowie Heilkräuterkunde.

In den Kampfkunstschulen ist oftmals das Thema Kung Fu als Kampfstil das zentrale oder das einzige Element. Die Kampfkunst ist sehr traditionell und hat fließende und weiche Bewegungen, die aber trotzdem effektiv im Kampf sind (braucht nur länger, bis man sie drauf hat).

Wing Chun ist aus dem Kung Fu abgeleitet. Einer, teilweise angezweifelte, Legende nach hat die gleichnamige Shaolin-Kämpferin Ving Chun die Kung Fu Techniken für sich so vereinfacht und optimiert, um sich damit in einer kriegerischen Situation durchzusetzen. Es ist also sozusagen vereinfachtes, modernisiertes Kung Fu.

Das moderne Wing Tsun (die zig Schreibweisen, die es gibt, verwende ich einfach mal so ohne Anspruch auf Richtigkeit der Zuordnung) wurde von Ip Man, dem Lehrmeister von Bruce Lee, begründet. Offenbar war Bruce Lee selbst das noch zu verschnörkelt, weshalb er das Ganze weiter zu Jeet Kune Do optimiert hat.

Was heute an _Ing _un (beim _ bitte jeweils ein V/W, Ch/Ts/Z oder ähnlich klingendes einsetzen) angeboten wird, da würde sich Ip Man oder falls sie existierte Ving Chun selbst im Grabe umdrehen. Normalerweise stehen große Verbände ja für eine qualitative Ausbildung, aber EWTO (European Wing Tsun Organisation) und EWCO (European Wing Chun Organisation) bezichtigen sich ja gegenseitig, nur Schrott zu unterrichten und haben leider beide recht. Und wer unzufrieden ist, steigt aus dem Verband aus und gründet einen neuen, eigenen Verband, ohne es aber nie selbst gelernt zu haben (Özden, Avci und Co) und setzen die EWTO/EWCO Prinzipien ("Wir wollen nur euer bestes - Euer Geld" mit horrenden Preisen und sektenartigem psychischen Druck auf die Mitglieder) dreist fort.

Es gibt durchaus auch gute Wing Tsun/Wing Chun Trainer, auch innerhalb der EWTO/EWCO, aber die sind schwer zu finden (da auch keiner der "Sekten"-Mitglieder ihren Trainer anzweifeln würde, sondern das Training total toll finden - man muss also zwischen gespielter/doktrinierter und echter Begeisterung unterscheiden können). Wenn man an eines der seltenen guten Exemplare gerät, hat man mit der Mischung aus traditioneller und modernisierter/vereinfachter Kampfkunst mit Sicherheit ein gutes System, das auch bedingt straßentauglich ist. Wer sich aber akut bedroht fühlt, ist mit Sicherheit bei Krav Maga, Systema oder auch Jeet Kune Do besser aufgehoben. Ansonsten ist mir Wing Chun zu viel Kampfkunst und zu wenig Historie und ich bin eher ein Freund des traditionellen Ninjutsu (Bujinkan plus Shinobi Iri) und Shaolin Kung Fu. Im Notfall verteidigen kann man sich damit auch, auch wenn die Lernkurve länger und flacher ist, als in Krav Maga und Co, aber es steht nicht nur das Kämpfen im Vordergrund.

Es gibt verschiedene Stile des Kungfu mit unterschiedlichen Techniken und Schwerpunkten. Wing Chun ist einer dieser Stile und eher auf Selbstverteidigung ausgerichtet.