Warum wurde die Hauptstadt des Römischen Reiches von Rom nach Konstantinopel verlegt, weil es vielleicht näher an Jerusalem dran ist?

2 Antworten

Ist dir bewusst das auch zur Zeit Konstantinopels, Jerusalem zu römisch Palästina gehörte und somit defakto Teil des römischen Reiches war?

Die Nähe kann also keine Rolle spielen denn dann hätte man auch gleich Jerusalem zur Hauptstadt machen können.

Ergänzung: verwaltungstechnisch wurde Rom bereits unter Valerian in Ost und West geteilt. 330 machte Konstantin Byzanz zu seiner Hauptresidenzstadt. Nicht nur deren Ausbau sondern auch Lage ließen es zu das sie Rom im Westen langsam den Rang ablief. Waren aus dem Orient oder Korn aus Ägypten wurde jetzt nicht mehr nach Rom sondern Byzanz geliefert.

Die Umbenennung in Constantinopolis/Konstantinopel erfolgte übrigens erst nach Konstantins Tod.

Somit wurde Rom, wo immer noch der Senat saß, langsam bedeutungslos.

Im Jahr 395, mit der endgültigen Reichsteilung mit jeweils einem Kaiser in West und Ost lag es also auf der Hand Konstantinopel zur Hauptstadt Ostroms zu machen.

Eventuell ist es noch wichtig das zwar eine reale Teilung stattfand, Rom selber aber, nach eigenem Verständnis, nach wie vor als ein Staatsgebilde bestand.

Dies endete auch nicht mit dem Niedergang Westroms 467 und der Absetzung des letzten weströmischen Kaisers.

Ostroms und deren Kaiser verstanden sich nach wie vor als legitime Herrscher des gesamten römischen Reiches.


verreisterNutzer  20.01.2022, 10:43

Ich hatte es mal gelesen aber nichts zu studiert, diese zusammenhänge wieder aufzurufen könnte sehr interessant sein.

0

Weil das Weströmische Reich von den Goten und Germanen erobert wurde. Die letzte entscheidende Schlacht war bei Piacenza (Norditalien) im Jahr 476. Vorher aber schon wurde Rom von den Goten belagert. Die Römer hatten vorher mit denen zusammengearbeitet, dann aber sie nicht bezahlt. So haben sie sich aufgelehnt.


JMJreboot  20.01.2022, 11:28

Zur Zeit der Eroberung Roms durch die Goten war Rom schon längst nicht mehr Sitz der weströmischen Kaiser sondern Mailand und später Ravenna.

Und lange vor der endgültigen Reichsteilung 395 hatte Konstantinopel Rom nicht nur den Rang sondern auch den Anspruch als Residenzstadt der Kaiser abgelaufen.

Somit spielt der Einfall der Goten, welcher circa 200 Jahre zuvor begann bei der Ernennung Konstantinopels zur Hauptstadt Westroms/Byzantinische Reich keinerlei Rolle.

0
JMJreboot  20.01.2022, 12:11
@JMJreboot

Korrektur

„Westroms/Byzantinische Reich keinerlei Rolle."

Ostrom statt Westrom

0
iqKleinerDrache  21.01.2022, 04:52
@JMJreboot

längst nicht mehr? ... nenne mal Jahrezahlen. Und Ernennung zur Hauptstadt ist ja nicht der Grund, sondern das Resultat. Klar muss da vorher schon was von den Römern aufgebaut worden sein, damit es dann später überhaupt Hauptstadt werden kann.

0
iqKleinerDrache  21.01.2022, 04:58
@iqKleinerDrache

Das Konzil von Nicäa z.B. war im Jahr 325 und schon da kristallisierte sich die Machtstellung vom heutigen Istanbul unter Römischer Herrschaft heraus. Soll heißen schon da war Konstantinopel wichtiger als Rom. Ich denke nicht dass 200 Jahre vorher, also schon im Jahr 125 die Goten eingefallen sind, das war später. Norditaienische Zwischenhauptstädte deuten eher darauf hin, dass da schon Herrscher aus dem Norden (also Germanen, Goten usw) im römischen Reich am Ruder waren.

0
JMJreboot  21.01.2022, 07:28
@iqKleinerDrache

Es heißt nenne mal bitte.

Und selbstverständlich mach ich das. Mit dem Tod Kaiser Theodosius I. 395 wurde das Reich faktisch zweigeteilt mit seinen zwei Söhnen als Kaiser.

Honorius in Westrom regierte von Mailand aus. Ab 402 von Ravenna da die Stadt als uneinnehmbar galt. Trotzdem gab es sowohl Rom als auch den Senat noch.

Im Osten wurde Arcadius Herscher mit Sitz in Konstantinopel.

Der letzte weströmischen Kaiser wurde 476 abgesetzt und die Eroberung Roms durch die Goten war im Jahr 410.

Nun liegen zwischen 395, mit einer oströmischen Hauptstadt sowie Sitz des oströmischen Kaisers nämlich Konstantinopel und der Absetzung des weströmischen Kaisers Romulus Augustus 476 doch ein paar Jahre.

Zu behaupten Konstantinopel wäre erst Hauptstadt des römischen Reiches nach dem Zerfall Westroms durch die Goten ist schlicht zu kurz gedacht.

Je nach Auslegung könnte man Westrom auch noch nach 476 als vorhanden sehen denn bis ins 6 Jahrhundert bestand sowohl Rom als auch der Senat noch.

0
JMJreboot  21.01.2022, 07:36
@iqKleinerDrache

Ersteres habe ich bereits in meiner Antwort erklärt und was die Goten angeht wollte ich auf etwas anderes hinaus.

Wenn du meinst die 476 endete das weströmische Reich durch Eroberung durch Germanen und Goten so wollte ich nur hinzufügen das gotische Stämme bereits im 3 Jahrhundert Überfälle auf römisches Gebiet führten. So etwa 238 in Histria an der Donaumündung.

Soll heißen, den Konflikt mit den Goten gab es schon lange und auch dieser lässt sich nicht simpel darauf zurückführen das Rom sie als Foerderati nicht bezahlt hatte. Diese Stellung sowie Land in Italien hatten sie ja nur als Zugeständniss weil Rom kein anderes Mittel sah mit ihnen fertig zu werden.

0