Warum wurde die deutsche Republik am 9.11.1918 zweimal ausgerufen?

5 Antworten

Die Ausrufer waren beide durch niemanden legitimiert und hatten halt unterschiedliche Vorstellung von der zukünftigen Staatform.

Niemand hatte die Ausrufer Scheidemann und Liebknecht dazu legitimiert, die praktisch-konkret mit wenigen Stunden Unterschied vermutlich ganz unabhängig voneinander damit auf die Ereignisdynamik und die Amtsniederlegung des Kaisers auf Kundgebungen reagierten.

Die Ausrufung der Republik in Deutschland geschah am 9. November 1918 in Berlin gleich zweimal: durch den SPD-Politiker Philipp Scheidemann unter bürgerlich-demokratischen und durch den Führer des Spartakusbundes Karl Liebknecht unter sozialistischen Vorzeichen.

PHILIPP SCHEIDEMANN hatte die Nachricht erhalten, dass der Linkssozialist KARL LIEBKNECHT die Absicht hätte, eine sozialistische Republik in Deutschland auszurufen. Daraufhin eilte SCHEIDEMANN, ohne sich vorher mit EBERT abzusprechen, auf den Balkon des Reichstages und rief gegen 14 Uhr in einer improvisierten Rede eine „deutsche Republik“ aus. Die Menge war begeistert, doch EBERT machte SCHEIDEMANN später wütend den Vorwurf, dass er nicht das Recht gehabt hätte, über die künftige Staatsform Deutschlands zu entscheiden.

KARL LIEBKNECHT proklamierte dann tatsächlich erst zwei Stunden später vom Balkon des Berliner Stadtschlosses eine „freie sozialistische Republik Deutschland“, in der die Herrschaft des Kapitalismus gebrochen würde.

Die beiden Proklamationen der Republik machten deutlich, mit welchen Gegnern die entstehende Republik zu rechnen hatte. Die abgelösten kaisertreuen Kräfte und Führungsschichten wollten überhaupt keine Republik. Sie hofften auf eine parlamentarische Monarchie, also auf ein Staatswesen das zwar ein Parlament hatte, an dessen Spitze aber ein König oder Kaiser stehen sollte.

Kurz gesagt: Weil verschiedene Politiker unterschiedlicher Parteien unterschiedlicher Meinung waren, wie diese Republik auszusehen habe.