Warum sind Krawatten aus der Mode gekommen?
Gute Kleidung ist doch ein Stück Kultur und steht in gewisser Weise auch für den Respekt gegenüber den Menschen, mit denen man umgeht. Das trifft insbesondere für das Umfeld in bestimmten Berufen zu. Dass man sich in der Freizeit legerer kleidet und ein Heizungsmonteur keine Krawatten tragen muss, versteht sich von selbst. Mir fällt aber auf, dass gute Kleidung auch in Berufen, wo man früher streng aufs äußere Erscheinungsbild geachtet hat, eine immer kleinere Rolle spielt. Beispiel: Alexis Tsipras, der anderen Politikern grundsätzlich krawattenlos gegenübertritt. Das hat für mich ein provokatives Element.
Ich erwarte jetzt Antworten wie "Ist doch viel bequemer; egal, wie man sich kleidet; Krawatten sind überkommen" usw. Aber ist das nicht ein langsamer Verfall der Sitten?
10 Antworten
Ich glaube schon, dass die Frage berechtigt ist. "Dieter Zetsche kommt in Jeans"- diese Meldung war mehreren Zeitungen einen Bericht wert.
Egal, ob Dieter Zetsche nun Trendsetter ist oder nicht, es scheint schon in diese Richtung zu gehen.
Übrigens sprach man zu Zeiten meines Vaters nicht von seinem "Job", das war nur eine Nebenbeschäftigung, heute ist es der Ausdruck für den Beruf.
Alles wird gerade lässiger, Kinder werden auch nicht mehr so streng erzogen.
So könnte tatsächlich die Krawatte auf dem Rückzug sein. Schade.
Dasselbe ist mir bei den Schuhen aufgefallen: welcher Mann trägt noch schöne Lederschuhe? Der Sneaker ist allgegenwärtig.
Tja warum?
Tsirpas trägt keine, weil er sie als Linker, wohl immer noch als Symbol für den Kapitalismus sieht, würde ich mal denken.
Wenn man sich die Herrenmode der 1950er, 60er anschaut, trugen viele im Alltag Anzug, Krawatte, und sogar Hut.
Aber Mode ist vielfältiger geworden. Und für die jungen Menschen der 50er und 60er war Anzug und Krawatte, die Kleidung der Eltern. Und wer will sich schon wie seine Eltern anziehen?
Das letzte mal das Krawatte wirklich bei jungen Leuten modern war, war in den 80ern, bei den Poppern. Schmale Lederkrawatten trugen die damals.
Die meisten Männer würden wohl sagen, Krawatten sind unbequem. Was natürlich quatsch ist, sonder das liegt meist am Hemd, das am Hals zu eng ist.
Mode hat sich in den letzten Jahrzehnten, stark gewandelt. Man hat einfach mehr Möglichkeiten, sich individuell zu kleiden.
Und viele mögen einfach keine Krawatte. Ich persönlich auch nicht. Krawatte bedeutet auch immer: Hemd und Anzug. Ist nicht mein Ding. Bin eher der Jeanstyp.
Außer zu Hochzeiten, und Beerdigungen. Und dann fühl ich mich immer etwas verkleidet.
Anzug und Krawatte stand ja auch immer für Seriosität. Aber die Zeiten sind auch schon lange vorbei. Bedanke dich bei windigen und unseriösen Gebrauchtwagenhändlern, Versicherungsvertretern, Bankern, und Politikern.
Aber wirklich unmodern war und wird Krawatte nie. Sogar Fliegen sind momentan wieder En Vogue, bei vielen modebewussten Menschen. Es ist halt eine Nische, für Leute die Spaß daran haben, oder sich im Beruf, nicht anders kleiden können, oder dürfen.
LG :)
Ich habe alle Kragenweiten ausprobiert: von 42 bis 47. Ich finde sie alle lästig. 42 sieht am besten aus. Deshalb trage ich die. Wenn schon, denn schon.
Ja, dass unseriöse Zeitgenossen solche Bekleidungselemente nutzen, um Ihre Seriosität zu bekräftigen, bestätigt ja im Grunde meine These.
Tsipras würde mich nicht überraschen wenn er plötzlich eine tragen würde, von heute auf morgen. Schließlich hat er letztes Jahr praktisch eine 180 Grad-Wende hingelegt und ist vom Rebell der Eurozone zum zahmen Sparpolitiker geworden. Da er aber von Anfang an gesagt er trägt erst eine Krawatte wenn die Spardiktatur beendet ist, wäre es etwas zynisch wenn er jetzt plötzlich eine trägt, wo er doch jetzt Griechenland weiter zerspart. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ansonsten kann ich deine These nicht bestätigen. In Berufen in denen es früher üblich war eine Krawatte zu tragen, ist es auch noch heute so. Beispiel Banken, Versicherungen, Politik. Auch auf Hochzeiten sehe ich viele Krawatten. Oder in der Oper. Oft wäre eine Krawatte auch übertrieben, wenn ich mit meiner Freundin zu ihren Eltern gehe trage ich auch keine, das wäre to much. Es muss schon zu Anlass und Outfit passen.
Eine Krawatte soll ja etwas besonderes darstellen, daher gibt es auch nicht so viele Anlässe. Wenn ich jeden Tag Krawatte trage, verliert sie ihren Wert und ist nichts besonderes mehr
Natürlich gibt es immer noch Berufe oder Anlässe, wo Krawatten getragen werden, das habe ich nicht bestritten. Aber auch in diesen Berufen werden die Krawattenträger mit der Zeit schwinden, das ist meine Prognose. Lediglich die windigen Kreditvermittler, Immobilienmakler und Gebrauchtwagenhändler werden wohl immer welche tragen ...
Man könnte ebenso gut fragen:
Warum sind Perücken aus der Mode gekommen?Gute Kleidung ist doch ein Stück Kultur und steht in gewisser Weise auch für den Respekt gegenüber den Menschen, mit denen man umgeht.
Die Zeiten ändern sich eben. Im Übrigen halte ich die Behauptung, Krawatten seien außer Mode gekommen, für gewagt.
Das ist keine Behauptung, sondern eine Beobachtung in meinem eigenen beruflichen Umfeld. Ich war früher von meinem Arbeitgeber gezwungen, Krawatte zu tragen, heute trägt im selben Geschäft niemand mehr Schlips.
Warum denn? Es gibt ja bedeutend bessere Beispiele als Zipras. Nehmen wir Zuckerbeg oder Steve Jobs. Politiker legen auf längeren Konferenzen quasi immer ihre Krawatten irgendwann ab. Ich weiss nicht wieviele Stunden pro Woche du Krawatte trägst, aber wenn du diese 60 oder 70 Stunden in der Woche anhast, dann ist das einfach derbe unbequem.
Heute wird auf sowas eben nicht mehr soviel Wert gelegt und deshalb kann man es sich erlauben die Krawatte auszuziehen. Ich meine, ich liebe Krawatten oder Fliegen. Aber wenn du eine solche 7 oder 8 Stunden trägst und dann noch Abends irgendwo hin muss, dann bevorzuge ich auch einfach ein Ascot zu tragen, weil es irgendwann einfach nur unbequem ist. Lg
Ich finde ja auch, dass es unbequem ist, aber ich lege sie trotzdem nicht ab. Mir gefällt es, fürs Feinsein ein wenig zu leiden.
Das mag sein. Also ich habe ja jetzt auch in meiner Antwort keine neuen Elemente erbracht die du nicht schon in deiner Frage hast. Aber es ist halt ein Teil einer pragmatischen Tendenz die sich entwickelt. Man sieht das vor allem in der Wirtschaft. Mittlerweile, in vielen Unternehmen wie Banken, nur um ein anderes Beispiel zu nennen, dutzt sich jeder von der Reinigungskraft bis hin zum Vorstandsvorsitzenden. Das wäre ja vor 30 Jahren undenkbar gewesen.
Das sehe ich genauso, irgendwann nimmt man die Krawatte der Bequemlichkeit halber ab. Der Trend, den ich meine, geht aber eindeutig in Richtung Nachlässigkeit.