Warum reden Asperger Autisten manchmal sooo viel, dann wieder wenig?
zb. in der Fam. oder in der Arbeit, aber nur mit bestimmten Kollegen...
4 Antworten
Ich pflege es mit Leuten zu reden, die mich nicht mit Themen konfrontieren werden, die ich für langweilig halte. Ich kann es nämlich eher weniger ausstehen, wenn die Gespräche für mich nicht inhaltlich oder rhetorisch stilistisch wertvoll sind (klingt etwas hochgestochen - mit letzterem Punkt ist aber auch schlichter Alltagshumor mit einbegriffen).
Im Gegensatz zu so der einen oder anderen Person halte ich ungerne Gespräche einfach nur um ein Gespräch gehalten zu haben - da ziehe ich dann eher alleinige Beschäftigung vor als sozialen Umgang.
Das ist ja an sich auch kein spezifisches Phänomen, was nur ich und andere Autisten kennen - es scheint lediglich so, als wäre meine Toleranzschwelle da niedriger: Die Ansprüche an einen Dialog sind höher, bevor er es mir wert scheint, daran teilzunehmen (und wenn irgendwelche Nerv-Idioten mich einseitig volllabern, bin ich halt still und hoffe, dass sie es auch bald sind, bevor ich mich versucht fühle fiese Kommentare abzugeben).
Das ich ansonsten besonders viel rede (*edit: Plot Twist beginnt*), ist mir nicht aufgefallen. Wirkt das nur so, weil ich sonst stiller bin? Tu ich das schlicht nicht? Oder merke ich es selbst nie? Keine Ahnung.
Das mag an sich viel Gerede (*edit: Plot Twist endet*) gewesen sein, welches inhaltlich nicht viel Neues bringt, aber aus dem Mund des genannten Objekts der Interesse klingt das alles vielleicht seriöser.
Hi!
Ich bin selbst Asperger Autist und kann mal erzählen wie es bei mir ist😊.
Bei Leuten, die ich mag und mich gut kennen, rede ich viel oder eher normal viel.
Bei Leuten, die ich nicht mag, oder nicht so gut kenne, bin ich eher ruhig und still.
Das ist einmal so🤷🏼♂️
Ich bin dabei wie zwei unterschiedliche Personen vor. Es ist schrecklich! Du kannst dich nicht öffnen bei bestimmten Leuten. Dann willst du dich öffnen, aber es klappt nicht, du selbst zu sein und du kommt künstlich/cringe rüber.
Das Leben als Two-Face ist nicht immer einfach😅
LG🌱
Das ist schwer zu sagen das hängt im Regelfall entweder damit zusammen dass das Thema interessant oder die Leute vertraut sind. Oft ist es auch beides
Weil sie viel zu sagen haben. 😎
...und, wenn sie nichts zu sagen haben, es vorziehen zu schweigen.
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Ok...jetzt mal ein wenig ausführlicher: 'Asperger' ist inzwischen nicht mehr die korrekte Bezeichnung, wird aber in der Alltagssprache weiterhin verwendet, um diejenigen Betroffenen zu benennen, die noch weitestgehend kommunikationsfähig sind. Es handelt sich aber keineswegs um eine homogene Gruppe, sondern jeder Autist ist eine individuelle Persönlichkeit. Manche Eigenschaften sind den meisten gemeinsam. Zum Beispiel das Thema mit dem Smalltalk: Man hört häufig, sie hätten 'Schwächen' im sozialen Umgang, und sie seien 'unfähig' zum SmallTalk. Nach meinen Erfahrungen (und das sind wirklich viele) würde ich das anders formulieren: Sie sehen keinen Sinn in sinnentleertem Gerede. Also jenes Sprechen um des Sprechens willen, rein als soziale Interaktion....Geplapper. Ich finde das übrigens sehr sympathisch. Der Fachbegriff "funktionaler Sprachgebrauch" bezieht sich (uA) auf dieses Phänomen.
Wohingegen, wenn ein Thema auf den Tisch kommt, für das sie sich begeistern, dann haben sie inhaltlich allerhand beizutragen. Wenn ein Asperger begeistert ist, dann ist er richtig begeistert. Und wenn er sich für ein Thema interessiert, dann weiß er seeeeehr viel darüber. 🙂
Hinzu kommt noch, dass das Gehirn bei autistischen Menschen hochgradig assoziativ verschaltet ist; daher fällt es vielen Betroffenen schwer, das, was sie berichten wollen, inhaltlich irgendwo zu begrenzen. Das ist ein sehr hoher Aufwand an Konzentration, den sie dann im Gespräch zu leisten haben, um die Inhalte strukturiert und nachvollziehbar darzulegen - wenn in ihrem Kopf die Informationen vernetzt und alle gleichzeitig vorliegen.