Warum ist Blau in der reinen Natur so selten zu finden?

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Ob die blaue Farbe in der Natur selten vorkommt, lässt sich streiten. 

Die Farbe entsteht an Materialen abhängig davon, ob sie die Farben des aufgenommen weißen (Sonnen-)Lichts, das alle Farben enthält, absorbieren, streuen oder reflektieren. 

Pflanzen erscheinen deshalb grün, da sie die Wellenlängen im blauen und roten Bereich absorbieren. Da die Photosynthese eine Grünlücke aufweist und die Energie von grünem Licht nicht genutzt werden kann, wird grünes Licht reflektiert. Das reflektierte Licht trifft unsere Augen und wir sehen die Pflanze, zumindest das photosynthetisch aktive Gewebe, als Grün. 

Die blaue Farbe des Himmels und des Wassers entsteht durch Lichtstreuung und Absorption. Die Intensität der Streuung hängt dabei vom Kehrwert der vierten Potenz einer Wellenlänge ab, womit blaues Licht ungefähr 5 mal stärker gestreut wird als rotes Licht. Außerdem wird rotes, energireiches Licht von den Molekülen absorbiert und in Wärme umgewandelt. 

Das Resultat ist, dass mit der Tiefe des Wassers die roten Wellenlängen vermehrt absorbiert und blaue gestreut werden und das Wasser umso blauer erscheint. Aber die Farbe des Wassers hängt auch von den sich darin befindlichen Partikeln ab. So können auch rote Tiden oder das Meeresleuchten entstehen, bei denen Organismen das Wasser färben. (Das lohnt sich zu googlen!)

Aber Blaue Farben finden sich vermehrt in der Tierwelt sowie in der Pflanzenwelt. 

In der Tierwelt sind es bedeutende (!) Signalfarben, z.B. die blauen Hoden von Grünen Meerkatzen. Die Pfaue sind nur deshalb blau, weil sie dem Weibchen damit besonders auffallen (und natürlich gefallen - Stichwort Selektion), nicht etwa weil sie so unaufällig vor Räubern erscheinen. Die Augen der Pfauenfedern sind blau gefärbt, um die Aufmerksamkeit genau auf sie zu richten. Das Weibchen sucht sich den Pfau nämlich  unter anderem anhand der Symmetrie der Augen der Federn aus. 

Außerdem gibt es blaue Vögel, Frösche, unzählige Insekten, Schnegel und ein mir wundersames Tier ist auch der Blaufußtöpel.

Die Färbung der Blüten in der Pflanzenwelt ist ein komplexeres Thema.

Die Farbe von Blüten entsteht durch die von ihnen produzierten Farbstoffe, die Anthocyane. 

Im Allgemeinen hängt der Aufbau von Blüten von den erwünschten Blütenbesuchern ab. Sie sollen angelockt und belohnt werden. Dadurch entsteht ein Präferenzmuster bei den Bestäubern. Da wir Menschen aber kein ultraviolettes Licht wahrnehmen können, und die Blütenfarben von z.B. Bienen ganz anders verarbeitet werden, können wir gar nicht sehen, wie die Blüten den Blütenbesuchern tatsächlich erscheinen.

Dazu möchte ich zitieren: 

"Visuelle Orientierung bei Blütenbesuchern
Der Schauapparat von Blüten wird als Locksignal für Blütenbesucher angesehen. Blütenbesucher können angeborene Präferenzen für visuelle Eigenschaften von Blüten wie Form, Symmetrie, Farbton, Farbsättigung und Farbkontrast. Die visuellen Fähigkeiten der Blütenbesucher unterscheiden sich jedoch, insbesondere die Fähigkeit, rotes und UV-Licht wahrzunehmen. Darüber hinaus reagieren Bienen unterschiedlich auf Blütensignale in Abhängigkeit von ihrer Entfernung zur Blüte wie beispielsweise auf den Grünkontrast, Farbe und Farbmuster. Anflug, Ansteuern eines Landeplatzes Landung, Landung und Bewegung auf der Blüte können durch unterschiedliche Farbparameter gesteuert werden. Unsere Studien konzentrieren sich auf angeborene Farbpräferenzen von Blütenbesuchern und dem sensorischen Ausschluß von Bienen durch Blüten, die von Kolibris bestäubt werden.
"

Quelle: http://www.sinnesoekologie.hhu.de/unsere-forschung.html

Das menschliche Augen nimmt die reflektierten Farben auf. Es verarbeitet sie aber nicht und wandelt sie um, wie man es in der Aussage von Klavier11 versteht. 

Das Spektrum für die für uns sichtbaren Farben ist begrenzt durch die Zapfen in unseren Augen: L-Typ nimmt das blaue Licht auf, M-Typ das grüne und L-Typ das rote und gelbe. Werden sie vom reflektierten Licht eines Materials gereizt, leiten sie das Signal elektrisch weiter. Das am Ende farbige Bild des Gehirns ist reine Übersetzung. Das möchte ich betonen. Reflektiertes Licht blauer Wellenlänge, das von Zapfen absorbiert wird, d.h. die blaue Farbe wird auch immer als solche, das Blau, wahrgenommen! 

Die einzigen leichten Farbunterschiede beruhen auf dem Verhältnis der unterschiedlichen Zapfen zueinander sowie dem Zapfen-Stäbchen-Verhältnis - genetisch bedingt. Diese Unterschiede liegen aber nur in Farbnuancen und sind zwischen Menschen (Vergleich Mann und Frau oder Alt und Jung ) äußerst gering und werden erst signifikant, wenn man unterschiedliche Wirbeltiere miteinander vergleicht. 

Ich hoffe ich konnte Dir ein grobes Verständnis zu dem breiten Thema in den kleinen Bereichen geben und die von Dir in der Frage geäußerte Behauptung widerlegen ;)

Sollte etwas unklar sein, da auch viele Fachermina gefallen sind, kannst Du gern gezielt fragen.

Farbstoffe erfüllen in der Natur einen bestimmten Zweck.

Pflanzen sind grün und können mit dem grünen Farbstoff Photosynthese betreiben.

Die Herstellung von Farbstoffen durch Pflanzen ist energieaufwändig, darum muss es sich auch lohnen so einen Farbstoff extra herzustellen.

Früchte erscheinen in leuchtenden Farben, damit sie leicht gefunden und gefressen werden. Rot ist da wesentlich besser geeignet als blau. Gelb und orange erscheint oft als Abbauprodukt des Chlorophylls.

Nicht alle Arten von Lebewesen haben den gleichen Farbsinn. Viele Säugetiere können gar keine Farben erkennen, da die Vorfahren lange Zeit nachtaktiv waren. Das sichtbare Spektrum von Insekten unterscheidet sich von dem für uns so üblichen sichtbaren Farben. Da Insekten UV-Licht wahrnehmen können, ist für sie ein Schneeglöckchen im weißen Schnee gut sichtbar. Die Farbe von Blüten und Früchten entstand in einer Koevolution von Pflanzen und Tieren. Es geht darum gesehen zu werden.

Es gibt also keinen wirklich guten Grund für eine blaue Farbe in der belebten Welt.

Die Farbbezeichnung blau ist nicht mal in allen Sprachen vertreten, in den alten Sprachen taucht der Begriff oft gar nicht auf. Von einigen wurde sogar vermutet, dass den Griechen oder anderen Völkern der blauempfindliche Farbstoff in den Zapfen fehlen würde. Das ist aber sehr unwahrscheinlich.

https://www.galileo.tv/science/wieso-kannten-die-menschen-der-antike-die-farbe-blau-nicht/

Eine blauer Farbstoff ist nicht leicht herzustellen. Die alten Ägypter benutzten dafür Lapislazuli aus Afghanistan. Es war eine überaus kostbare Farbe.

Blau ist dein persönlicher Eindruck, hängt von der Art der Beleuchtung ab.

So wie ein sternhagelbesoffener Mensch dir blau erscheint, obwohl sein Gesicht entweder blass oder gerötet aussieht.


Alles sieht nur so aus, wie es aussieht. Blau oder Rot ist nichts in der Natur, das sind alles nur Interpretationen des Gehirn, das das Gewirr an Frequenzen des sichtbaren Lichtes, die auf die Netzhaut treffen (und die dort in den Rezeptoren eine chemisch/elektrische Reaktion auslösen) auswertet. Ein blauer Gegenstand verschluckt/absorbiert einen Großteil der nicht-blauen elektromagnetischen Strahlen im sichtbaren Bereich, die auf ihn treffen -- oder, wenn er selber leuchtet, sendet er ausschließlich Frequenzen im blauen Bereich aus. Nur wenige Dinge strahlen eine monochromatische Farbe aus, z.B. eine blaue LED. Meistens trifft eine Vielzahl verschiedener Farben auf eine Stelle auf der Netzhaut und nur der Summeneindruck entspricht dann der wahrgenommenen Farbe.

Farben kommen in der Natur in verschiedenem Zusammenhang vor. Der Himmel wird blau erlebt und auch das Wasser (je nach Bedingung). Gesteine haben Farben und Sand. Ein großer Teil der Oberfläche besteht aus Pflanzen, die mithilfe von Chorophyll Licht in Energie umwandeln. Deswegen sind diese Bereiche grün. Farben von Blüten und Früchten dienen dazu, dass sie von Tieren, die zur Bestäubung oder Verteilung der Samen benötigt werden, über größere Distanzen angelockt werden. Deswegen sind Blüten und reife Früchte vorzugweise Un-Grün, um sich vom grünen Hintergrund abzuheben.


Shiftclick  18.09.2017, 13:14

Pflanzen erzeugen mithilfe von Licht (elektromagnetische Energie) bei der Photosynthese für sie nutzbare Energiespeicher (energiereiche Biomoleküle). Das geschieht mittels lichtabsorbierender Farbstoffe wie dem Chlorophyll.

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Farben sind nur Wellenlängen des Lichts. Das Chlorophyll der grünen Planzenteile hat eben die Eigenschaft, die Wellenlängen zu reflektieren, die wir als grün wahrnehmen. Tiere sehen in ganz anderen Farbspektren als wir. Andere Augen andere Farben...