Talent bei Instrumenten?

3 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo userz470,

ohne Talent geht in der Kunst gar nichts.

Was dem Laien jedoch zumeist nicht bewusst ist: Talent bezieht sich auf ein ganzes Bündel von Eigenschaften, die alle wichtig sind. Beim Klavierspielen sind das:

  • eine musische Gabe: gutes Gehör, Offenheit für und Interesse an Musik
  • gesunde, normalgewachsene, stabile Hände
  • Intelligenz, räumliche Vorstellung, Motorik, Koordinationsfähigkeit (keine 'zwei linken Hände'
  • Ausdauer, Disziplin

Wenn all das vorhanden ist, braucht es noch einen guten Lehrer, ein adäquates Übeinstrument und ein Umfeld, das nicht das tägliche Üben erschwert oder behindert. So kann man es im Laufe von Jahren zu Liszts 'La Campanella' oder anderen großen Klavierwerken bringen.

LG
Arlecchino

Das ist wieder dieser (moderne) Mythos einer angeblich gottgegebenen Naturbegabung, die einem in die Wiege gelegt wurde. (Oftmals benutzt von Amateurpianisten, die selber zu faul zum Üben sind und dadurch nichts auf die Kette kriegen, um eine Ausrede für ihre Engagementlosigkeit parat zu haben. Das ist natürlich nicht auf dich bezogen.)

Nein, nein und nochmals nein lautet die Antwort. Musiker (Pianist oder was auch immer) ist zunächst mal ein Beruf, wie jeder andere auch, er lässt sich mit anderen künstlerischen Berufen gut vergleichen. Grundsätzlich gilt dabei zwar: ein gewisses Händchen für etwas muss jeder mitbringen, der ihn ausführt, dazu gehört auch ein entsprechendes Interesse an der Tätigkeit. Ich beispielsweise bin eher unsportlich. Anstatt daran mein Leben lang zu arbeiten habe ich mich in meiner Kindheit dazu entschlossen das Thema Sport demzufolge für mich auszuklammern. Und konnte so meiner Unsportlichkeit natürlich niemals entkommen. Ich kenne auch zahlreiche Leute, die von Kindheit an (schon seitens des Elternhauses) nie etwas mit Musizieren zu tun hatten und sich demzufolge als unmusikalisch ausklammerten und das Thema nie angingen. Und die heute unter ihrer "Unmusikalität" leiden, weil sie gern musizieren würden, es aber nie gelernt haben.

Und dann gibt es Kinder, die von Haus aus mit Musik aufwachsen, voller Interesse in frühen Jahren beginnen ein Instrument zu erlernen und irgendwann feststellen, dass sie das zum Beruf machen möchten. Und so üben sie ab einem gewissen Alter dann eben anstatt einer Stunde am Tag derer acht und beginnen ein Studium. Das hat Lang Lang auch getan, wie im Grunde alle seine unzähligen "Berufskollegen", die sich vielleicht nicht so gut vermarktet haben wie er, daher auch nicht diesen internationalen Ruhm genießen, die aber rein technisch genau so versiert sind wie er.

Er spielt dort die Campanella, ein Stück das im Standardrepertoire unzähliger Konzertpianisten ist. Das ist nichts Besonderes oder Außergewöhnliches, nein. (Für uns wäre es das, denn wir können dieses Stück als Amateure eben nicht spielen. Genau so wie wir auch keine Brücke über die Rhone bauen können, wenn wir keine Architekten sind.) Er macht damit lediglich seinen Job, den er sich in langer, harter "Vollzeit"-Arbeit beigebracht hat und ihn nun betreibt. Das hat nichts mit vererbter Veranlagung oder Gottesgeschenk oder ähnlichem zu tun, sondern schlichtweg mit lebenslangem Interesse und Fleiß.

lg up

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktische Erfahrung seit über fünfunddreißig Jahren.

userz470 
Beitragsersteller
 31.08.2021, 07:18

Ich denke du bist ein Amateurpianist der versucht andere herabzusetzen und sie nicht kennt

Bevor man hier eine Überlegung setzt muss man das ganze vieleicht etwas in den Kontext setzen:

Laut beschreibung ist das Konzert von 2013.

Lang Lang war zu dem Zeitpunkt 31 Jahre alt.

Mit 3 Hat er mit dem Klavier angefangen.

Das sind 28 jahre die er Piano übt.

Wenn wir eine Tägliches übungspensum von 2h im schnitt rechnen. Sind das:

20 454 übungstunden die derjenige auf dem buckel hat.

An Klavierspieler was denkt ihr ist so etwas nur durch Übung völlig ohne angeborenes Talent überhaupt möglich?

Nach 20 400 vernünftigen übunsgstunden würde ich mal sagen. Durchaus.


userz470 
Beitragsersteller
 30.08.2021, 18:56

Zwei Stunden lang lang hat 8-14😂

2 Stunden mach ich sogar auch gerade am Tag aber nur aus Langeweile

FouLou  30.08.2021, 18:59
@userz470

Ich habe den Schnitt bebsichtig tief angesetzt. Mit 3-5 Jahren wird er wohl noch keine 8-14 stunden gespielt haben. Mit Schule und studium wird so ein pensum auch schwer. Pausen und Krankheiten etc. existieren ja auch.

Es wird in realität durchaus um einiges mehr sein. Aber selbst 20 000 stunden sind schon ziemlich viel an übung die man ersteinmal investieren muss.

Es ging mir vorallem aber darum das bei solchen dingen gerne gedacht wird: "ach der hat ja viel talent" Weil man oft gar nicht weiss wieviel harte arbeit da drinnen steckt.

Und das dürfte jegliche talentlosigkeit ausgleichen.

userz470 
Beitragsersteller
 30.08.2021, 20:45
@FouLou

der hat noch nie ein Sandkasten gesehen meinte er mal der hat mit 8 schon 6 Stunden geübt 😅

Arlecchino  13.09.2021, 16:46
@FouLou
Und das dürfte jegliche talentlosigkeit ausgleichen.

Nein. 'Jegliche Talentlosigkeit' lässt sich nicht ausgleichen.

FouLou  13.09.2021, 16:52
@Arlecchino

Das sehe ich anders. Die beispiele die du in deiner antwort gebracht hast sehe ich z.b. Bis auf Offenheit und interesse an musik. als durchaus veränderbar an.

Gehör. Lässt sich schlichtweg trainieren.

Physische behinderungen lassen sich oft bis zu einem gewissen grade ausgleichen.

Ausdauer und Disziplin lassen sich nach meiner ansicht auch Trainieren.

Intelligenz dürfte das ganze nur in die länge ziehen bzw. erfordert andere methoden.

Motorik und Koordinationsfähigkkeit lassen sich auch Trainieren.

Arlecchino  13.09.2021, 16:56
@FouLou

Da hast Du meine Antwort falsch verstanden.
Alle genannten Anlagen müssen zuerst vorhanden sein, und dann über viele Jahre entwickelt werden.

Für die meisten Laien ist 'Musikalität' so etwas Wunderbares, nicht Greifbares. Das ist aber nicht so. Meiner Antwort sollte man das entnehmen können.