Studium in Frankreich?
Hi
Ich weiß noch nicht genau was nach der Schule machen möchte (ich hab auch noch ein paar Jahre Zeit), aber ich würde sehr gerne später mal in Frankreich studieren.
Ich liebe Französisch und beschäftige mich sehr viel damit. Aktuell habe ich ein Niveau B1-B2 und werde das Delf Examen, das man braucht sicher bald schaffen.
Ich bin sehr interessiert an einem Medizinstudium und ich habe gelesen, dass es in Frankreich leichter ist, einen Platz zu bekommen, auch wenn die Abi-note vielleicht nicht ganz so gut ist. Stimmt das?
Ist die Idee als Deutsche in Frankreich zu studieren überhaupt realistisch?
Wenn ja, wie funktioniert das?
Vielen Dank für jede hilfreiche Antwort!
3 Antworten
Dort steht einiges Darüber
https://www.medizin-studium-ausland.de/?gclid=CjwKCAjwvJyjBhApEiwAWz2nLT-lRW7Dm0ObvxZFIUenmR4opjKwGOCLOPaWOzsITeN6JlnWda-aqBoC9hgQAvD_BwE und hier sind Erfahrungen
hoffe konnte helfen
Es gibt vermutlich mehr Plätze für das Medizinstudium in Frankreich. Die Auslese ist jedes Studienjahr aber sehr streng. In Frankreich gibt es für Studienanfänger die Webseite parcours.sup für die Orientierung und Anmeldung.
Habe mal einen Beitrag zum Medizinstudium in Frankreich gemacht. Suche doch mal auf Gutefrage nach "Medizinstudium in Frankreich"
Das (Medizin)studium in Frankreich
Das Studium ist komplett auf Französisch. In Frankreich hat jeder eine Chance zugelassen zu werden – es gibt keinen NC oder irgendwelche Entrance Exams. Jeder darf das 1. Jahr machen. Dannach gibt es den "Concours" (eine fette Prüfung), die entscheidet, ob man weiter kommt. Wenn man die geschafft hat, darf man sich aussuchen, ob man Medizin, Zahnmedizin, Pharmazie oder Kinesiotherapie machen möchte.
Es gibt zwei Wege zum "Concours": 1. PASS 2. LAS
PASS (Parcours accèss santè):
Im PASS muss man innerhalb eines Jahres den "Concours" machen und bestehen. Das Studium im PASS setzt sich aus dem Hauptfach Medizin/ Santé und einem selbsgewählten Nebenfach (z.B. Naturwissenschaftliche oder kulturwissenschaftliche Fächer) zusammen. Insgesamt muss man im ersten Jahr 60 ECTS Punkte erreichen, um in den Concours zugelassen zu werden. Haupfach 30 ECTS und Nebenfach 30 ECTS
LAS (Licence option accèss Santé):
Licence = Bachelor. Licence ist der französiche Begriff für Bachelor. Das LAS ist ein ganz normaler Bachelorstudiengang, der die Option beeinhaltet, am Concours teilzunehmen. Im LAS / Bachelorstudiengang hat man nicht den Zeitdruck, sich nach einem Jahr zum Concours anzumelden. IdR dauert ein Bachelor 3 Jahre (L1, L2, L3 = Licence; L1 = 1. Jahr, L2 = 2. Jahr, L3 = 3. Jahr). Man kann sich also aussuchen, wann man denn gerne dazu bereit ist zum Concours anzumelden – nach dem 1. Jahr oder 2. Jahr, oder sogar im 3. Jahr. Fast jeder Studiengan in Frankreich hat die Option LAS. Ein Beispiel anhand des Bachelor in Anglistik "Langue Littèrature et Cultures Regionales -- Anglais (LLCER option Anglais)" Man studiert quasi Anglistik als Hauptfach und hat als Nebenfach "Santé". Insgesamt hat man im LAS in seinem Nebenfach, also im "Santé" 30 ECTS. Die restlichen ECTS (für den Bachelor insgesamt 180 ECTS) entfallen für das Hauptfach.
Welche Fächer hat man im Nebenfach/ Hauptfach "Santé":
Biochimie, Chimie générale, Biologie cellulaire, Biochimie, Biologie molèculaire, Biophysique, Biostatistique, Physique, Anatomie, Physiologie, Pharmacologie, Embryologie, Histologie, Specialisation (Medicine, Pharmacie, Dentaire)
Wenn man den Concours nicht besteht:
Im PASS darf man den Concours nur ein Mal versuchen. Wenn man nicht besteht, kann man sein Nebenfach bis zum Bachelordiplom weiterstudieren. Man steigt dann also ins L2 (2. Bachelorjahr ein). Man hat dann nach einem Jahr noch einmal die Möglichkeit am Concour teilzunehmen (weil man ja im LAS ist).
Im LAS studiert man einfach seinen Bachelor weiter bis zum Ende. Wenn man dann immer noch Medizin/ Pharmazie etc. machen will, hat man die Möglichkeit sich ggf. für PASS einzuschreiben.
Insgesamt bietet die Option LAS mehr Möglichkeiten und Sicherheiten, da man nebenbei einen Abschluss in einem anderen Fach erreicht und mehr Zeit hat sich auf den Concour vorzubereiten. PASS lohnt sich nur für Leute die zu 100% wissen, dass sie Mediziner, Zahnärzte oder Pharmazeuten werden wollen.
Nachdem man den ersten Abschnitt "1er Cycle" (also PASS oder LAS) gesschafft hat, folgen 2ieme Cycle und 3. Cycle – diese Cyclen sind vergleichbar mit dem Abschnitt der Vorklinik und der Klinik und der Facharztausbildung in Deutschland.
1cycle: Dauer: 1 oder 2 Jahre (PASS oder LAS)
2cycle: Dauer: 4 Jahre
3cycle: Dauer 3 Jahre
M.D These + Erwerb Doktortitel
Im Vergleich zu DE ist das französische System sozialer: jeder hat eine Chance unabhängig vom Abiturschnitt. Außerdem, hat man die Möglichkeit einen Abschluss in einer anderen Disziplin zu erlangen, ohne dass man neu anfangen muss, im Falle des Scheiterns. Ärzte, Zahnärtze, Physiotherapeuten und Pharmazeuten erhalten dasselbe Grundstudium (PASS, LAS).
Zur Frage "Wie bewirbt man sich?" – Via Parcoursup; das ist das französische Äquivalent zu unserem Hochschulstart. (Siehe hier https://www.parcoursup.fr ) Dort muss man seine ganzen Daten eingeben (Persönliches, Zeugnisse der letzen 4 Jahre: egal ob Schule oder Universität, Schulleistungen aller Fächer der letzen Schuljahre). Dann sucht man sich sein entsprechendes Studium aus. Man kann in der Suchleiste seinen Studiengang suchen "LAS", "PASS" "SANTÉ" oder auch seine Wunsch-Hochsschule eingeben. Dann werden alle Ergebnisse angezeigt und man kann sich seine Favoriten aussuchen und sie zu seiner Wunschliste "liste de voeux" hinzufügen. Außderdem muss man zu jedem Studiengang, für den man eine Bewerbung abschickt ein Lettre der Motivation verfassen – auf Französisch. Zu jedem Studiengang wird eine "taux d'acceptace" / Acceptance Rate in Prozent (%) angegeben. Diese Raten kommen so zustande, weil sie je nach Nachfrage, von der Regierung vergeben werden. LAS Studiengänge nehmen mehr Leute auf als PASS Studiengänge. Ein Beispiel: Wenn Frankreich mehr Mathematiker braucht, bekommt der Studiengang "Licence Mathèmatique option LAS" eine Zulassungsrate von 100%. Beliebte Kombinationen an Top-Standorten wie z.B "PASS option Psychhologie" an der Université de Montpellier nur 10% Nachdem man seine Wünsche eingetragen hat, wartet man ab, ob man Angebote bekomt. In der "Phase d'admission" bekommt man Angebote, die man annimmt oder ablehnt. Wenn man annimmt, werden die Plätze frei an anderen Hochschulen, von denen man auch ein Angebote bekommen hat. Die "liste de voeux" wird nicht gelöscht. Wenn du ein weiteres Angebot einer anderen Hochschule bekommst, kannst du ablehnen oder zusagen. Man kann nur einem Angebot zusagen. Nimmst du ein anderes Angebot an, verfällt ein zuvor angenommenes Angebot und eine andere Person auf der Warteliste "liste d'attente" erhält ein Angebot. Du siehst, Wartelisten können sich innerhalt eines Tages komplett ändern. Auf Parcoursup kann man genau sehen, wie viele Leute sich auf der Warteliste befinden, auf welchem Platz man selber ist und wie viele Plätze insgesamt für diese Fächerkombination von dieser Hochschule vergeben werden. Mehr Infos zur Bewerbung, inkl. Erklär-Videos findest du auf der Website von Parcoursup.fr.
PS: Es ist ratsam sich seine original Dokumente (Zeugnisse), die man via Parcoursup hochlädt und so bei der jeweiligen Uni enreicht, übersetzen zu lassen (beglaubigter Dolmetscher). Kopie des Originals + beglaubigte Übersetzung in einem pdf-Dokument. Laut Parcoursup ist man nicht verpflichtet seine Dokumente übersetzen zulasssen, da die Universitätsverwaltungen verpflichtet sind Dokumente auf deutscher, englischer, spanischer Sprache anzunehmen. Eine Übersetzung ist aber hilfreicher. Wenn die Dokumente nicht in einer EU-Sprache verfasst worden sind, muss eine Übersetzung obligatorisch hinzugefügt werden. Bei Deutsch oder Englisch ist das aber kein Problem.
Was die Schwierigkeit angeht: Da es im Gegensatz Deutschland keinen NC gibt, kann sich jeder Einschreiben. Die Selektion kommt aber erst beim Concours. Insgesamt schaffen es nur um die ca. 10% - 15% in das MPOK (2. Cycle). Für Deutsche kommt noch die Sprachbarriere hinzu. Das Studium ist nämlich komplett auf Französsich. Für die Einschreibung wird ein Sprachniveau von B2 – in manchen Fällen sogar C1 – vorausgesetz. Meiner Meinung nach, ist das Niveau B2 nicht wirklich ausreichend, um Themen wie Statistik, Biophysik o.Ä. gut folgen zu können. Nebenbei besteht natürlich die Möglichkeit sich die Inhalte der Vorlesungen auf Deutsch noch einmal anzuschauen und aufzubereiten. Das nimmt aber quasi noch einmal um das Doppelte der Zeit in Anspruch und Zeit ist ja im Studium bekanntlich eine Rarität. Es braucht schon eine längere Eingewöhnungsphase, um mit der französichen Sprache warm zu werden, als dass man den Studieninhalten gut/ pefektt, ohne Verständnisproblemen, folgen zu können.
Allgemein kann man aber sagen "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg".