Starke Probleme mit Schwester?

5 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Ja. Der Hass wurde unabsichtlich durch deine Eltern gefördert. Wenn ein Geschwisterkind bevorzugt wird und das andere nie verteidigt (bei Streit etc.), dann wächst nicht die Wut auf die Eltern, sondern auf das andere Geschwisterkind.

Frage mal deine Schwester, ob sie nicht mit dir auskommen möchte. Ob sie ernsthaft glaubt, ihre Schmerzen würden durch dich verursacht. Sage mal deinen Eltern, wie sehr dich solche Aussagen belasten. Sage ihnen, auch wenn das weh tut, dass irgendwann nur noch ihr Geschwister übrig sein werdet und dann wäre es doch schade, wenn das Verhalten der Eltern euch für immer entfremdet hätte.

Wann musstest du zuerst im Haushalt helfen? Könnte man das als Anhaltspunkt nehmen? Gibt es Dinge, die sie einfach und schnell machen könnte, z.B. Tisch abräumen oder staubsaugen?

Auf der anderen Seite: Siehe die Hausarbeit als Training für das spätere Alleinleben. Je routinierter du schon Abläufe kennst, desto besser und schneller klappt das auch in der ersten eigenen Wohnung oder WG. Betrachte es nicht als Konkurrenzkampf zu deiner Schwester, sondern als Übung für dich und als Sache, die nun mal gemacht werden muss.

Ich würden den Fokus weg von dem "Hass" auf die Schwester lenken und mehr auf deine Wünsche. Sage die deinen Eltern. Konkret! Das heißt, vorher musst du etwas Zeit in die genaue Formulierung investieren.

Denkbare Wünsche wären z.B. "wenn ich allein sein möchte, soll meine Schwester akzeptieren, dass meine Zimmertür zu ist und wenn ich dann euch (Eltern) anspreche, sollt ihr meine Privatsphäre auch bei ihr durchsetzen."

"Ich möchte Anerkennung für (Dinge, die dir wichtig sind) oder auch meinen Anteil an der Hausarbeit."

"Wenn ihr mir die Schuld an den Schmerzen meiner Schwester gebt, geht es mir schlecht, ohne, dass ich etwas ändern kann. Nichts, das ich tun könnte, könnte ihr diese Schmerzen nehmen (eher sollte man da mal einen Arzt ansprechen!). Also, bitte, werft mir das nicht mehr vor, denn das führt dazu, dass ich mich auch jedes Mal verkrampfe, wenn meine Schwester Schmerzen hat. Der Gedanke ist dann nicht "was kann ich vielleicht tun, damit es ihr besser geht (Wärmflasche, Tee, in Ruhe lassen etc.), sondern wie komme ich aus der Situation raus, in der ICH leide?!"

Sage mal deiner Mutter, "stelle dir doch mal vor, jedes Mal, wenn Papa Husten hätte, wäre das deine Schuld. Du wärest doch nur noch gestresst, wann er wieder hustet, statt zu überlegen, ob du Hustensaft oder Fenchelhonig kaufen könntest oder so."

Für dich: Mache dir bewusst, was am Leben deiner Schwester schwer ist. Was sie sich anders wünschen würde. Was sie besonders gut kann. Überlege, wo du sie loben könntest, wo du ihr helfen oder sie bedauern könntest. Was kannst du besser als sie, was darfst du, das sie noch nicht darf, welche Möglichkeiten hast du, die sie nicht hat? Damit kannst du dich vielleicht eher in sie hinneinversetzen und bist weniger wütend.

Übe auch, zu sagen, wie es dir geht. Das muss man üben, das muss man auch erst mal spüren. Du bist Schuld an ihren Schmerzen? "Jetzt bin ich traurig, das stresst mich, ich weiß nicht, wie ich mit dem Schuldgefühl umgehen soll!" Übe, Worte für Gefühle zu finden und sie auch zu äußern. "Ich bin gestresst, ich hätte jetzt gern etwas Ruhe! Ich bin traurig, ich brauche etwas Zuspruch und Trost. Ich bin frustriert, ich bräuchte jemanden, der mich aufbaut oder ablenkt!"

Oft wirkt das besser, als Schuldzuweisungen zu geben (das und das macht ihr als Eltern oder sie als Schwester falsch). Auf Schuldzuweisungen reagiert man eher defensiv, auf Erklärungen über eigene Gefühle eher mitfühlend. Nicht immer, aber eher als auf Schuldzuweisungen!


lela1607 
Beitragsersteller
 14.07.2022, 23:09

Wow, Vielen Dank, wirklich. Deine Antwort hat mich mega zum Nachdenken gebracht, und auch ein bisschen inspiriert wie ich das in Zukunft händeln kann...Es ist nicht einfach, danke für die Hilfe.

0

Da Du Dich im Recht wähnst und wir keine Einsicht in Euer Familienleben haben und da Deine Eltern sich auch im Recht sehen, kann nur eine außenstehende Person beurteilen, was bei Euch - und besonders bei Dir - nicht rund läuft. Ich denke da tatsächlich an das Jugendamt. Einfach mal jemanden herbestellen, der Euch befragt und dann erkennen kann, wo die Schwachpunkte liegen und was getan werden kann, damit Du entweder Einsicht bekommst oder sich alle um Dich herum ändern könnten für ein harmonisches Familienleben.


lela1607 
Beitragsersteller
 14.07.2022, 15:45

Ja, ich weiß auch dass es mindestens zum Teil an mir selbst liegt, deswegen frag ich mich das ja. Jemand vom Jugendamt wäre mir eine zu übertriebene Idee, da es tief in mir nichts ändern würde. Danke aber trotzdem !

0
AriZona04  14.07.2022, 15:50
@lela1607

Ob es nicht doch tief in Dir etwas ändern würde - da bin ich mir gar nicht sicher! Das war ja mein Gedanke, dass Du eben davon profitierst, indem Dir aufgezeigt wird, was Du - eventuell - falsch machst. Ich finde das die richtige Vorgehensweise.

1
Miribliri  14.07.2022, 15:46

Das ist doch kein Fall für das Jugendamt, also wirklich nicht. Wo liest du sowas raus?

0
AriZona04  14.07.2022, 15:51
@Miribliri

Es geht hier um eine Disharmonie innerhalb der Familie. Genau dafür sind die Leute vom JA da. Das muss nicht zwangsläufig eine jahrelange Sache werden. Das kann man recht schnell in den Griff kriegen. Aber wenn nicht jemand vom JA - wer dann?

0
Miribliri  14.07.2022, 15:57
@AriZona04

Sehe ich persönlich keine Notwendigkeit.

Der Fragsteller hat einfach Probleme mit seiner Schwester aber nichts weiter. Passiert wahrscheinlich in Millionen anderen Familien und Haushalten auch, solange es nicht zu Mobbing innerhalb der Familie, psychischer oder physischer Gewalt kommt oder ein Zusammenleben absolut unerträglich ist oder wird, sehe ich da keine Notwendigkeit ein Jugendamt einzuschalten.

Ich würde erst Mal "klein" anfangen, z.B.indem sich die ganze Familie Mal an einen Tisch setzt und Mal die Dinge beim Namen nennen, das jeder ein paar Minuten zum Sprechen bekommt, ohne unterbrochen zu werden oder ggf. auch einen Familientherapeuten aufsuchen.

Der Fragsteller ist aber ja auch schon volljährig und wird evtl eh bald ausziehen, natürlich löst es das Problem nicht von selbst, aber man wird ja auch älter und reifer und eine räumliche Trennung kann auch helfen und vielleicht verbessert sich auch das Verhältnis. Es müssen sich übrigens auch nicht alle Geschwister lieben nur weil sie Geschwister sind, auch wenn eine harmonische Familie natürlich wünschenswert ist

0
AriZona04  14.07.2022, 16:05
@Miribliri

Das JA kann dann hier auf einen Familientherapeuten hinweisen. Das wäre sinnvoll und möglich. Von Mobbing war keine Rede - kann aber dennnoch vorhanden sein. Das wissen wir nicht - das würde eben ein Fachmensch herausfinden können. Ja, solcherlei findet mit Sicherheit in vielen Familien statt. Und in den meisten Familien - wage ich jetzt mal zu sagen - wird nichts unternommen. Ergo ist der Kontakt zum JA nicht das Verkehrteste. Es wird ja niemandem geschadet, wenn die FS mit dem JA Kontakt aufnimmt. Die Volljährigkeit ist zweitrangig, wenn derjenige noch zu Hause wohnt. Wie lange die FS noch zu Hause wohnt, können wir nicht wissen. Dass die FS leidet, ist offensichtlich. Also sollte etwas unternommen werden. Dass die gesamte Familie bereits miteinander - ohne fremde Hilfe - gesprochen hat, setze ich einfach mal voraus.

0
Miribliri  14.07.2022, 16:11
@AriZona04

Wäre interessant, wenn sich der FS Mal dazu äußern würde: "Dass die gesamte Familie bereits miteinander - ohne fremde Hilfe - gesprochen hat, setze ich einfach mal voraus." Das wäre natürlich der erste Schritt und ja, so wie du schreibst, Voraussetzung für die nächsten Schritte. Es gibt aber auch Familien die alles totschweigen und nicht gut miteinander kommunizieren, wer weiss wie das in dem Fall hier ist.

1
AriZona04  14.07.2022, 16:12
@Miribliri

Ja - DER Gedanke, dass die FS sich hier mit einmischt, ist mir auch gekommen.

0

Das klingt für mich eher so als wärst du mit dem Verhalten deiner Eltern nicht einverstanden und projiziert das auf deine Schwester weil du das Gefühl das deine Eltern von dir deutlich mehr erwarten aber grundsätzlich auf ihrer Seite sind.

Das kann schon ordentlich aggressiv machen wenn man in seinen belangen nie ernst genommen wird.

Ich hatte mich mit meiner älteren Schwester auch immer extrem in den Haaren und nachdem sie mit 18 ausgezogen waren wir ein Herz und eine Seele.


lela1607 
Beitragsersteller
 14.07.2022, 23:11

Das stimmt echt ! Kann sein, dass ich das projiziere und die normalen Nervigkeiten mir dann den Rest geben. Gut zu wissen, dass sich nach dem zusammen leben vielleicht was ändern könnte. Danke

1

Ja wahrscheinlich ist es so das du früher bevorzugt worden bist, und wenn du eine jüngere Schwester hast wird die in den meisten fällen bevorzugt, wahrscheinlich bist du sauer das ihr nicht gleich behandelt werden, vlt einfach Mal mit den Eltern reden, ich kenne das gut, ich bin selber 13 und meine Schwester ist 16 aber bei uns ist das so, dass sie bevorzugt wird anstatt ich.

LG :D

Ich kann mir gut vorstellen, dass deine kleine Schwester als Mädchen und dann auch noch jünger als du und dein Bruder, ganz einfach die kleine süße Prinzessin ist, die extrem verwöhnt wurde und weiterhin wird.

Als sie geboren wurde, warst du ja schon 5 Jahre alt und hast ja schon sehr viel mitbekommen und wahrscheinlich wurdest du als "großer" Bruder (du warst ja selbst noch sehr klein) einfach an zweite Stelle gestellt ab dem Moment wo das Mädchen geboren wurde und dadurch hast du diesen "Hass" entwickelt, weil du vielleicht nicht die Aufmerksamkeit bekommen hast ab dem Moment der Geburt der kleinen Schwestern, die du gebraucht hättest.


Miribliri  14.07.2022, 23:25

Sorry,hatte überlesen, dass du ja auch ein Mädchen bist 😅 also bist du natürlich nicht der große Bruder, aber kleinere Geschwister werden oft bevorteilt und das hat dich möglicherweise schon im frühen Alter verletzt.

0