Standpunktrede zum Thema "Ein Leben ohne Naturwissenschaft"?

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Nähere Einblicke in Darstellungen von Alasdair Macintyres Ideen finden sich hier:

http://www.grin.com/de/e-book/80673/alasdair-macintyre-der-verlust-der-tugend-die-tugenden-die-einheit

Eigentlich sagt er nur etwas Selbstverständliches: Naturwissenschaft kann uns die Welt besser erklären. Naturwissenschaft kann in der Anwendung zu Erleichterungen unseres Lebens führen. Aber Naturwissenschaft kann nicht die normative Frage beantworten: Wie sollen wir leben? Naturwissenschaft beschreibt, doch Naturwissenschaft kann kein Sollen setzen. Das hat so ähnlich bereits David Hume so geschrieben.

Die Frage ist: Stimmt das? Macintyre setzt auf etwas, das es nicht mehr gibt, den Zusammenhalt kleinerer, überschaubarer Gesellschaften, evtl. noch mit einem obersten Tugendhüter. Dazu kann man historisch nach hinten schauen. Wie sah denn die Gesellschaft vor der Aufklärung aus, die der Naturwissenschaft zum Durchbruch verholfen hat gegen den Widerstand von Adel und Kirche? Uneffektive Landwirtschaft. Hohe Sterblichkeit. In der Masse extrem hohe Armut. Nur wenige Adelige haben im Luxus geschwelkt und den Armen Mäßigung gepredigt. Wer will das zurückhaben?

Wenn man bedenkt, dass mit der Naturwissenschaft und den vielen Anwendungen von deren Entdeckungen erst eine Bevölkerungsexplosion möglich wurde, durch ertragreichere Landwirtschaft, Massenprodukte, die für alle günstig zu erstehen sind, dann kann man nicht mehr erwarten, dass Traditionen aus Kleingesellschaften in Massengesellschaften noch Bestand haben. Es ist nicht wahr, dass Naturwissenschaft keinen Einfluss auf das Zusammenleben der Menschen hat und nach neuen ethischen Regeln verlangt.

Ein Leben ohne Naturwissenschaft ist nicht mehr denkbar, weil man das Rad nicht mehr zurückdrehen kann. Wer will verantworten, dass wir ohne Naturwissenschaft statt 7 Milliarden Menschen nur noch eine Milliarde ernähren können und wer will den Tod von 6 Milliarden verantworten? Das soll zu höherer Moral führen? Was richtig ist, ist die Kritik der Konzentration auf technische Erfolge und die Vernachlässigung von Diskussionen, wie wir miteinander umgehen wollen. Doch das Problem aller Humanwissenschaften liegt in der Selbstbefangenheit und der Unfähigkeit, sich als Betroffene neutral zu verhalten. Dazu müsste wohl der Mensch als Maschine erfunden werden.

Leben ohne Naturwissenschaften funktioniert nicht. Platon selbst war der Meinung das die Polis (Stadtteil) damals nur durch Philosophen bzw. Naturwissenschaftler geführt werden kann. Es hat zwar in seinem Sinn nicht funktioniert aber der Grundgedanke ist zudem auch das ohne die Naturwissenschaften was Philosophie auch irgendwie einschließt es keine Entwicklung der Menschheit gegeben hätte. Die Naturwissenschaften sind somit essentiell um das Leben zu verstehen.


Dominik1972 
Beitragsersteller
 04.09.2016, 15:54

Grundlegend bin ich mit der Aussage Deiner Meinung...hilft mir beim Aufbau dieser Standpunktrede aber noch nicht weiter. Dass die Wissenschaften den Menschen erst soweit gebracht haben und Ihn auch weiterentwickeln, ist wie gesagt völlig klar. Nur die Rede ist dabei noch in weiter Ferne ;-)