Wie fange ich das jetzt am besten an? Also, mein Opa hat vor einem Dreivierteljahr eine Krebsdiagnose mit nur einem Ausweg bekommen. Das war damals schon ein Schockmoment, es war Anfang November und es stand nichtmal fest, ob er es bis Weihnachten noch schaffen würde. Er bekam dann recht fix seine erste Chemo-Einheit und mit der folgenden Therapie ging es ihm wirklich unverhältnismäßig gut. Diese half auch und aus Weihnachten wurde Silvester, Ostern, sein Geburtstag und der Geburtstag meiner Oma dann im Juni. Schon zu dieser Zeit ging es mir gefühlsmäßig schon beschissen. Anfang Juli, es war wirklich ein Wunder, dass er noch da war bzw. noch ist, musste seine bisherige Chemotherapie abgebrochen werden, weil die Nebenwirkungen anfingen, überhand zu nehmen. Er hat dann eine andere angefangen, die er aber echt nicht gut verträgt.
Das war wieder ein Schlüsselereignis, bei dem bei mir die Einsicht kam, dass der Tod innerhalb der näheren Zukunft eintreten würde. Ab da ging es mir seelisch progressiv schlechter. Dann war ich zwischenzeitlich im Urlaub mit Freunden, in dem alles so fern schien. Jetzt bin ich wieder zuhause und mir wurde gerade mitgeteilt, dass er „aufgegeben“ hätte. Er liegt nun also nur noch im Bett und isst und trinkt wenig. Das hat mich gerade so aus dem Leben gehauen, dass ich das hier jetzt schreibe.
Ich bin jetzt 18 Jahre alt und hatte das Glück, noch nie groß mit dem Tod konfrontiert worden zu sein. Vor zehn Jahren ist meine Uroma gestorben, was ich aber meines damaligen Alters geschuldet nicht so ganz geschnallt habe. Ich weiß also nicht, wie es sich anfühlt, jemanden zu verlieren. Und vor diesem Ungewissen habe ich so große Angst. Das Ding ist auch, dass ich aufgrund einer Sprachbarriere nie so ganz mit meinem Opa kommunizieren konnte und obwohl ich ihn oft gesehen habe, war er dadurch doch nur eher ein peripherer Teil meines Lebens.
Ich habe mich auch schon öfters dabei ertappt, Gedanken zu haben wie „eigentlich würde sich ja wenig ändern“ oder „vielleicht wäre der Tod ja eine Entlastung für mich und meine mentale Gesundheit“. Und auch wenn das faktisch, mindestens einen Teil stimmen mag, fühle ich mich wie ein egoistisches A-loch, so etwas zu denken.
Kann mir vielleicht jemand von euch helfen bzw. einen Rat geben, wie ich mich seelisch auf dieses Ereignis vorbereiten kann? Und weiß vielleicht jemand, wie ich, wenn es dann soweit ist, die Menschen unterstützen kann, die vielleicht Betroffener sein werden als ich, wie meine Mutter oder Oma? Ich habe so Angst vor diesem Tag und mit jeder weiteren Stunde rückt dieser näher. Diese Machtlosigkeit fühlt sich so erdrückend an, genau so wie das Wissen, dass ich nicht weiß, wie sich dieser Tag anfühlen wird.
Das war jetzt unglaublich lang, ich danke schonmal jedem, der sich die Zeit genommen hat, das hier durchzulesen und schonmal vielen Dank im Voraus für euren Rat.