Sportprüfung: Wie schreibt man eine Bewegungsanalyse?

1 Antwort

Wenn du eine Bewegungsanalyse abschreibst, die so ganz anders ist, als deine eigenen bisherigen, so ist das erstens geistiger Diebstahl und zweitens wird dieser auch erkannt werden.

Du musst also üben und dich selbst verbessern. Und lass dich korrigieren. Schreibe z.B. eine Bewegungsanalyse über einen beidbeinigen Sprung und sage dann einem guten Freund er soll nur genau das ausführen, was du ihm vorliest. Meist wird er jede Menge Fragen stellen: "Und was soll ich mit den Armen machen? Macht mein Kopf nichts? Wo soll ich hinschauen? So kann ich aber nach der Landung nicht stehenbleiben ....etc. etc. " Diese BA kannst du dann dank ihm verbessern und erneut vorlesen ... Mach' dir keinen Kopf, dass es nicht gleich klappt, sondern macht euch einen Spaß daraus! Mein ehemaliger Trainer, ein Physiker, erwähnte mal, dass es fast unmöglich sei hochkomplexe Bewegungen genau zu beschreiben. Für einen Strecksalto mit einer ganzen Drehung um die Längsachse braucht man vielleicht 2 A4-Seiten, für einen Strecksalto mit zwei Drehungen um die Längsachse schon einen PC und ca. 50 A4 Seiten und für einen Strecksalto mit drei Drehungen um die Längsachse rattert der Computer schon eine ganze Woche - allein deshalb weil der menschliche Körper kein starrer Körper ist.

Also nimm dir bewusst eine ganz einfache Bewegung vor.


xMilie 
Beitragsersteller
 14.03.2016, 21:05

Gut, du scheinst dich damit auszukennen. Darf ich dich noch was fragen? Wofür ist es gut die Körperlängsachsen und den Körperschwerpunkt bei einer Bewegung mit einzubringen, also was ändert sich während einer Bewegung (z.B. Kugelstoßen oder Weitsprung)

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iwundami  15.03.2016, 00:38
@xMilie

Die Längsachsen (MZ) gibt es nicht im menschl. Körper - du hast nur eine. Die geht vom Kopf (Scheitel) durch den Körperschwerpunkt (im Becken) senkrecht nach unten. Drehungen um die Längsachse sind z.B. Pirouetten. Die 2. Achse ist die Breitenachse, sie geht von der rechten Hüfte durch den Körperschwerpunkt (also wieder im Becken) zur linken Hüfte (oder umgekehrt). Drehungen um die Breitenachse sind z.B. Salti (vorwärts und rückwärts). Die Tiefenachse geht durch den Körperschwerpunkt von vorne nach hinten. Typische Drehungen um die Tiefenachse sind z.B. das Rad und der Seitsalto. Jede der drei Achsen schließt mit den jeweils beiden anderen einen rechten Winkel ein, so wie die X-, Y- und Z-Achse im Raum-Koordinatensystem. Jetzt kannst du dir ein Strichmännchen in dein Achsenkreuz zeichnen und es eine Bewegung ausführen lassen.

Meist lässt man das Strichmännchen seine Bewegungen (z.B. dein Vorschlag Weitsprung) so ausführen, dass das Männchen seitlich steht, die Füße auf dem Nullpunkt und nach rechts blickend (also die +X-Achse entlang) und somit auch nach rechts springt. (Y-Achse ist die Längsachse, X-Achse ist die Tiefenachse und Z-Achse ist die Breitenachse - aber brauchst du hier nicht). Tipp: Lasse dein Männchen einen Standweitsprung (beidbeinig und ohne Anlauf) machen, du bist schneller fertig! Einen Weitsprung mit Anlauf zeichnen ist verdammt aufwändig.

Wenn du jetzt die einzelnen Phasen skizzierst (Überstreckung im Stand, schnelle, nicht zu tiefe Hocke, explosiver Strecksprung nach vorne-oben, Vorbringen der Beine, Landung) merkst du bald, wie oft du herumradierst. Mal ist der Schwerpunkt zu weit hinten, mal zu weit vorn, mal die Knie zu gestreckt, mal zu sehr gebeugt, etc. Genau die gleichen Probleme wie beim Ausführen des realen Sprunges in die Sandkiste: Ist mein Körperschwerpunkt (KSP) zum Zeitpunkt des Absprungs zu weit nach vorne verlagert, wird der Sprung zu flach und nicht weit genug. Ist mein KSP zum Zeitpunkt des Absprungs zu wenig nach vorne verlagert (also fast über den Füßen wie bei einer Kniebeuge), dann wird der Sprung zu hoch und nicht weit genug. Dann kommt noch die gedachte Linie (besser Kurve, weil eben nicht starrer Körper) Hüfte-Schultergürtel-Kopf. Auch die muss passen, also weder zu aufrecht noch zu flach, weder zu gerade, noch zu sehr gekrümmt.

Für sehr einfache Bewegungen geht das Zeichnen noch einigermaßen. Für komplexe Bewegungen (wie dein 1. Beispiel Kugelstoßen, nämlich mit einer zusätzlichen 180° Drehbewegung für mehr Geschwindigkeit oder gar ein Hammerweitwurf mit mehreren Drehungen, ein Dreifach Toe-Loop, ein full-in full- out, ...) also da ist man als Trainer besser dran, wenn man es selber vorzeigt oder eine Kamera mit 30 Bildern pro Minute hat. Aber wie gesagt, es ist wichtig, dass du es machst (meist ist es auch lustig seinen ersten eigenen Sport-Comic zu zeichnen) und erst dadurch werden die bis dahin abstrakten Begriffe KSP und Körperachsen "lebendig" und du bekommst "ein bleibendes Bild". 

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