Softwareentwickler, findet ihr Programmieren einfach?

Das Ergebnis basiert auf 13 Abstimmungen

Nein, meine Arbeit ist nicht einfach 85%
Ja, meine Arbeit idt einfach 15%

7 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Nein, meine Arbeit ist nicht einfach

Jein. Programmieren selbst finde ich eigentlich einfach. Die meisten Programmiersprachen haben nicht wirklich viele Schlüsselwörter und Konzepte, eine nicht wirklich komplexe Syntax etc. pp. Natürlich kann man immer was Neues dazu lernen.

Beim Programmieren selbst kommt eben je nach Sprache noch mal sehr viel Komplexität drauf über verwendete Anwendungen, Build-Tools, Bibliotheken, Frameworks und co. Auch das ist jedes für sich meist nicht wirklich "schwer" aber am Ende entstehen hier schon viele, viele Kombinationen, wo teilweise auch irgendwie Daten durchgereicht werden müssen usw.

So viel zu den einfacheren Teilen. Und dann kommt halt der Faktor Mensch rein. Das fängt an bei Kundenanforderungen, die so in einem bestehenden System oft kaum möglich sind, geht weiter über den Fakt, dass die Kunden meist gar nicht wirklich wissen was sie wollen, wie sie es formulieren usw. Letztlich darf man den Kunden dann alles aus der Nase ziehen.

Oft hat der Kunde es auch nicht geschafft wirklich gut intern zu kommunizieren. Sprich die leitenden Angestellten haben sich etwas schönes überlegt, was in ihren Arbeitsfluss gar nicht funktionieren kann. Bestellen eine aufwendige Änderung und nach der Umschaltung ruft einen der Endanwender an und fragt, was dass den für eine Sche.. ist. Gibt da schon lustige Situationen.

Gleiche bei der Kommunikation von Fehlern, die ein Kunde oft nicht wirklich vernünftig erklären und beschreiben kann. Bei Screenshots schneidet er natürlich alles weg, was einen Aufschluss geben könnte.

Und ja gerade die Fehlersuche ist in einen komplexen System wohl mit das Schwierigste. Etliche Applikationen, seien es eigene oder Fremde die zusammenspielen, dazu der Anwender dazwischen und viele, viele Konfigurationsmöglichkeiten. Und auch wenn der Anwender einen Fehler gemacht hat, der damit zutun hat, kommuniziert er das natürlich nicht und das muss aus Logs, Audits oder was weiß ich heraus gefrimmelt werden. Teilweise ist es dann die eigene Anwendung, teilweise eine Fehlbedienung oder Fehlkonfiguration, teilweise auch die Anwendung einer anderen Firma, mit der man dort zusammenarbeitet, teilweise auch schlicht das Netzwerk des Kunden. Gleiche mit komplexen Datenbankabfragen, die viel Konfiguration aus Tabellen enthalten usw. wo man dann rausfinden muss, warum der Kunde etwas nicht sieht, was er erwartet zu sehen.

Auch die Entwicklung kann häufiger schwer sein. Das Problem ist hier meist nicht die eigene Entwicklung, sondern vorhandener Code auf den man aufbauen darf, der gefürchtete Legacy Code, sprich die 20-30 Jahre alten Millionen von Codezeilen, welche die eigene Entwicklung umgeben. Funktionen die tausende Zeilen lang sind und mehrere "Modes" oder "Flags" haben mit denen sie aufgerufen werden, die dann schlicht was komplett anderes machen.

Also ja, Programmieren ist einfach. Arbeiten an und mit bestehenden Systemen, mit Kollegen oder für und mit Kunden oder anderen Gewerken ist meist eher schwer.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Softwareentwickler/Projektleiter seit 2012

Dultus, UserMod Light  
Beitragsersteller
 13.09.2021, 07:58

Hehe, du sprichst mir aus der Seele - Stichwort Legacy Code. Gibt es schöne Memes zu. :o)

Danke für die schöne Antwort!

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Nein, meine Arbeit ist nicht einfach

Code zu schreiben (oder Programme zu entwickeln, die Code generieren) ist einfach.

Software-Entwicklung insgesamt ist alles andere als einfach.

Sehr schwierig bis fast unmöglich aber kann es sein, Legacy Code zu verstehen aus dem Wunsch heraus, die Anwendung — oder zentrale Teile davon — auf moderne Technologie zu migrieren.

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Nicht zuletzt kann auch Test extrem schwierig sein:

Ich weiß z.B. von einem Unternehmen, das eine Anwendung entwickeln ließ, die in hunderten von Filialen zum Einsatz kommen sollte. Man hat dann ein renommiertes Wirtschaftsprüfungsunternehmen beauftragt, die Anwendung zu testen. Resultat waren hunderte von Testfällen, von denen etwa 1/3 Fehler signalisiert haben (sehr viele kleinere, aber auch einige ganz gewaltige). Da sich niemand in der Lage sah, festzustellen, wer nun eigentlich richtig gerechnet hat, der Testdesigner oder die Anwendung, soll der für den Test Verantwortliche seinem Kunden schließlich empfohlen haben, die neu entwickelte Anwendung aufzugeben und komplett auf Standardsoftware zu setzen [ Nebenbei: Die getestete neue Anwendung bestand aus einem Kern, der Standardsoftware war, eingebettet in eine auf den Kreis der potentiellen Anwender zugeschnittenen Dialologschnittstelle (!). ]

Ja, meine Arbeit idt einfach

Vieles ist ehrlich gesagt schon einfach.

Aber das sind dann auch die langweiligen Sachen, ich hab so ein paar Sachen die mir echt Spaß gemacht haben und die waren dann auch etwas anspruchsvoller, da ist eine alte Code Base fixen dabei oder aus einfachen Text Feldern einen Editor zu machen der alles hat was man so kennt wie syntax highlighting, linting, version history…

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Software Entwickler / Devops
Nein, meine Arbeit ist nicht einfach

Das Programmieren selbst, wie auch alle anderen hier das zu sehen scheinen, ist einfach. Die Logik dahinter, Teamarbeit, Projektplanung, Zeitdruck usw. allerdings nicht. Deshalb, nein, die Arbeit als Softwareentwickler ist nicht einfach.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium in theoretischer Informatik (Master)
Ja, meine Arbeit idt einfach

Das Programmieren selber ist nicht so schwer. Vorher den richtigen Weg zu finden ist das schwierige.