Ruhrkampf im Ruhrgebiet 1923

2 Antworten

Generalstreik

Ein Generalstreik ist allgemeiner Streik. Der Streik (die Verweigerung, die Tätigkeit auszuüben) erstreckt sich auf alle Branchen/Wirtschaftszweige/Berufe. Alle Beschäftigten eines Staates, eines Landes oder einer Region/eines Gebietes werden zum Streik aufgerufen.

Der Einmarsch französischer und belgischer Truppen in das Ruhrgebiet (Ruhrbesetzung) löste nationale Empörung aus. Die Reichsregierung und die preußische Landesregierung riefen dazu auf, Befehle und Anordnungen der Besatzungsmacht nicht zu befolgen (passiver Widerstand). SPD und Gewerkschaften unterstützten einen Aufruf zum Generalstreik. Unternehmer, Beamte, Angestellte und Arbeiter beteiligten sich. Sie verweigerten eine Mitarbeit bei der Produktion und dem Abtransport. Deutsche Betriebe und Behörden machten nicht mit.

Es gab auch einige Aktionen, die über passiven Widerstand/Generalstreik hinausgingen, wie Sabotage und Anschläge.

Der deutsche Staat übernahm durch Geld- und Sachleistungen die Unterstützung der Streikenden. Diese finanzielle Belastung ließ sich aber nicht über längere Zeit durchhalten. Die schon bestehende Inflation nahm gewaltig zu. Die Mark wurde in einem schnellen Absturz immer wertloser, die Preise stiegen - an den Zahlen gemessen – ungeheuer.

Radikale

Radiale sind Leute/Gruppen, die einen Radikalismus vertreten und/oder in ihren Handlungen ausüben.

Radikalismus (von lateinisch radix = Wurzel) ist eine Denkweise und Handlungsweise, die sehr weit geht, in der Weltanschauung, in den Gedanken und den Handlungen sehr hart und unnachgiebig ist, umfassend und von Grund auf vorgeht, dazu neigt, Ansätze und Ziele rücksichtslos und bis zum Äußersten zu denken und verfolgen, zu Kompromissen und Verständigung mit Andersdenkenden/Gegnern wenig bereit ist. Radikalismus kann einerseits Richtungen mit festen Grundsätzen und sehr umfassenden und an die Wurzel gehenden Bestrebungen (wenn die Wirklichkeit davon stark abweichend, bedeutet dies ein Abzielen auf eine grundlegende Veränderung/Umwandlung der Verhältnisse) bezeichnen, andererseits wird der Ausdruck als ein anderes Wort für Extremismus verwendet. Oft (gerade bei der Verwendung für Extremismus) steckt in der Bezeichnung eine negative Bewertung/Abwertung.

Schülerduden Geschichte : das Fachlexikon von A – Z. Herausgegeben und bearbeitet von der Redaktion Schule und Lernen. 6., aktualisierte Auflage. Mannheim ; Leipzig ; Wien ; Zürich : Dudenverlag, 2009, S. 444:
Radikalismus [lateinisch radix «Wurzel»] Bezeichnung für politische Richtungen, die die bestehenden Verhältnisse von Grund auf ändern wollen;“

Radikale waren damals im politischen Bereich einerseits Kommunisten, andererseits antidemokratische und autoritäre (meistens auch stark nationalistische) Konservative, extreme Nationalisten (z. B. Völkische) und Nationalsozialisten.

Lieferrückstände

Aufgrund des Friedensvertrages von Versailles (am 28. Juni 1919 unterzeichnet, am 10. Januar 1920 in Kraft getreten) bestanden Bestimmungen über Besatzungen und Reparationen (die Einzelheiten wurden in Folgeabkommen geregelt).

In Deutschland gab es kriegsbedingt und aufgrund von Belastungen und unruhigen Verhältnissen Schwierigkeiten. Unmöglich war eine Erfüllung der Lieferverpflichtungen aber nicht.

Auf deutscher Seite gab es bei manchen eine Bestrebung, eine Überschreitung der Grenzen der deutschen Leistungskraft durch die Reparationsforderungen aufzuzeigen. Außerdem war die Parole „Erst Brot, dann Reparationen" populär, zuerst vom Reichskanzler Joseph Wirth in einer Rede vor dem Industrie- und Handelstag am 15. September 1922 geprägt, von seinem Nachfolger als Reichskanzler Wilhelm Cuno in seiner Regierungserklärung am 24. November 1922 bekräftigt.

Bei den Lieferverpflichtungen von 1922 gab es Verzug/Lieferungsrückstände. Deutsche Vertreter begründeten im Dezember 1922 einen Verzug beim Holz mit der Markentwertung und technischen Schwierigkeiten (vor allem einer Ungebräuchlichkeit der von den Alliierten verlangten Typen und Abmessungen im deutschen Holzhandel) und beantragten eine Aufschiebung bis zum 1. April 1923.

Die Währungsprobleme (Geldentwertung/Inflation) sind sachlich als unüberwindbares Hindernis wenig stichhaltig und auch insgesamt wäre, politischer Wille vorausgesetzt, bei Bemühen die Lieferung in vollem Umfang der Verpflichtungen erreichbar gewesen. Die mangelnde Anstrengung war vor dem Hintergrund der Absichten der französischen Außenpolitik dieser Zeit eine Fahrlässigkeit.

Raymond Poincaré, französischer Ministerpräsident und Außenminister, verfolgte eine Politik der Sanktionen und produktiven Pfänder (z. B. Kohlegruben als Garantien). Frankreichs Regierung wollte nicht nur Reparationen sicherstellen, sondern es gab weitergehende Absichten, Gebiete vom deutschen Staat abzutrennen. Poincaré nutzte die Lieferungsrückstände als Anlaß/Vorwand für eine Ruhrbesetzung.


Albrecht  11.11.2014, 08:53

Die aliierte Reparationskommission stellte am 26. Dezember 1922 einstimmig eine nicht vollständige Erfüllung der Lieferungsverpflichtungen für Holz (Schnittholz und Holz für Telegraphenstangen) und Kohle fest, gegen die Stimme des britischen Vertreters eine schuldhafte Nichterfüllung (vorsätzlicher Verstoß) und bei Stimmenthaltung des britischen Vertreters eine allgemeine Verfehlung. Am 9, Januar 1923 erklärte die alliierte Reparationskommission gegen die Stimme des britischen Vertreters eine schuldhafte Verfehlung bei der Holz- und Kohlelieferung (mit genauen Zahlenangaben).

Am 11. Januar 1923 wurde eine französisch-belgisch-italienische Ingenieurkommission mit dem Auftrag entsendet, die Produktion zu kontrollieren und eine strikte Erfüllung der festgelegten Lieferverpflichtungen sicherzustellen. Französische und belgische Truppen, die ihren Schutz übernehmen sollten, besetzten das Ruhrgebiet.

Bücher, in denen zusammenfassend etwas zum Thema steht, sind z. B.:

Eberhard Kolb/Dirk Schumann, Die Weimarer Republik. 8., überarbeitete und erweiterte Auflage. Oldenbourg : München, 2013 (Oldenbourg Grundriss der Geschichte ; Band 16), S. 51 – 56

Gottfried Niedhart, Die Gottfried Niedhart, Die Außenpolitik der Weimarer Republik. 2., aktualisierte Auflage, München : Oldenbourg, 2006 (Enzyklopädie deutscher Geschichte ; Band 53), S. 16 – 17

Heinrich August Winkler, Weimar 1918 – 1933 : die Geschichte der ersten deutschen Demokratie. 3., durchgesehene Auflage. München : Beck, 1998, S. 186 - 202

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Bei einem normalen Streik ist nur eine Branche (Berufsgruppe) beteiligt. Bei einem Generalstreik sind alle Branchen betroffen. Es arbeitet keiner.

Deutschland konnte nicht genügend Rohstoffe liefern, da durch den ersten Weltkrieg sehr Vieles nicht repariert werden konnte z.B. war das gesamte Material der Eisenbahnen jahrelang auf Verschleiss gefahren worden. Maschinen wurden nur notrepariert. Es sollte aber nicht nur der eigene (deutsche) Bedarf gedeckt werden, sondern auch noch Reparationsleistungen geliefert werden. Als das nicht funktionierte sind Franz. und Belgische Truppen einmarschiert. Die Bahn z. B. wurde von Belgiern und Franzosen in Eigenregie geführt.

Es gab etliche Attentate und Unruhen mit Toten und Verletzten auf beiden Seiten. Dazu kam noch die galoppierende Inflation. Zum Schluß war eine Billion Mark aus der Kaiserzeit eine neue Mark. 1 Liter Bier kostete 200 000 000 000 (200 Milliarden)