Rückblenden im Buch?

5 Antworten

Das ist jetzt sehr schwer zu beantworten, da wir deinen Text nicht kennen. Ich baue in meinen Romanen die Rückblenden immer in den Text mit ein - als Erinnerungen der POVs, hin und wieder auch als Träume. Manchmal besteht ein ganzes Kapitel zum Großteil aus Rückblenden, während in der erzählenden Zeit gar nicht mal so viel passiert, aber am Ende dann plötzlich alles mit der Rückblende zu tun hat - oder auf das nächste Kapitel hinweist, wo diese Rückblende dann auch noch einmal wichtig wird.

Ich achte dabei einzig und allein auf den dramaturgischen Schwerpunkt: Eine lineare Erzählung, wie sie deine Freunde sich wünschen, ist in meinen Augen müde und langweilig. Wenn man seine Geschichte aber wie einen Abenteuerspaziergang aufbaut, wo an manchen Punkten auch noch einmal zurückgeblickt wird, und dann die Gesamtlandschaft noch viel spektakulärer erscheint - dann hat man ein gutes Buch geschrieben.

Schließlich gibt es auch in jeder spannenden Geschichte Wendepunkte - und die kann man aus den unterschiedlichesten Blickwinkeln darstellen. Ein besonders spannender Wendepunkt kann so zuerst aus Sicht der einen Person dargestellt werden, und sehr viel später noch einmal als Rückblende aus der Sicht einer anderen Person. Dadurch wird der Blickwinkel des Lesers enorm erweitert und man gibt seinen Figuren erheblich mehr Farbe, denn natürlich wird die andere Person die Situation etwas anders erlebt haben als die erste, möglichweise sogar ganz und gar anders, so dass Figur 1 in einem völlig neuen Licht erscheint.

Wann und wo du die Rückblende also setzt, musst du als Autor entscheiden. Ist deinen Freunden das zu kompliziert, dann sind sie vielleicht einfach nur zu faul, mal etwas nachzudenken, oder aber du hast sie verwirrt: Denk dran, eine Rückblende wird immer in der zeitlich tiefer liegenden Zeitform geschrieben. Schreibst du deine Geschichte im Präsens, muss die Rückblende grammatikalisch im Perfekt formuliert sein. Ist die Geschichte im Präteritum geschrieben, benötigst du für die Rückblende das Plusquamperfekt. Und zwar in jedem einzelnen Rückblende-Satz, damit der Leser auch merkt, wann die Rückblende vorbei ist. Dann ist es nicht mehr verwirrend, höchstens für dich selbst, denn es ist für dich als Autor sehr kompliziert zu schreiben, und du musst auch jedes Mal zigfach korrekturlesen, um ja jeden Zeitfehler zu beseitigen. Ich habe bei meinen Rückblenden manchmal echt die Krise gekriegt, aber dafür sind sie jetzt echt toll geworden. =)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin Schriftsteller; arbeite freiberuflich als Lektor

Für mich hängt es von der Art der Rückblenden ab.

Ein paar aus dem Zusammenhang gerissene Teilausschnitte geben sehr selten einen guten Romaneinstieg – und das wären sie, wenn du sie an den Anfang setzt. Das dürfte sehr verwirrend sein. Wenn es aber zB ein spannender Abschnitt ist, der in einem erzählt werden kann, könnte man andenken es als Prolog einzufügen.

Ich bin grundsätzlich sehr kritisch gegenüber Rückblenden. Ein absolutes Nogo sind sie meiner Meinung nach, wenn sie mit *flashback Anfang* und *flashback Ende* gekennzeichnet werden müssen, wie es in vielen Amateur-Büchern geschieht. Entweder sie fügen sich organisch in den Text – zB als Erzählung eines Charakters ein (wie zum Beispiel das Kapitel in den Chroniken der Unterwelt, in der Luke die Vergangenheit von Clarys Mutter Jocelyn erklärt oder wie es GRR Martin immer macht) oder als kleiner Absatz, der das Geschehen umreißt – oder sie sind über die Erzählzeit definitiv als solche gekennzeichnet – also im Präteritum, wenn im Präsens geschrieben wird und im Plusquamperfekt, wenn im Präteritum erzählt wird.

Meiner Meinung nach sind viele explizite, lange Rückblenden unnötig und könnten einfach umrissen werden – durch die Erzählzeit sollte man den Ausgang der Geschehnisse sowieso kennen.


fett23 
Beitragsersteller
 03.12.2016, 19:23

Also die Rückblenden erzählen halt Geschehnisse aus der Vergangenheit, die aber auch einfach der Anfang des Buches sein könnten, weil sie chronologisch ablaufen

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lillian92  03.12.2016, 19:27
@fett23

Das ist mir schon klar, aber frag dich selbst mal, ob der Übergang zwischen den einzelnen Szenen nicht zu abrupt oder zu verwirrend für den Leser sein könnte. Und vor allem, ob die Szenen auch spannend genug sind. Wie gesagt, ich gehe mit der Meinung dass Rückblenden zumeist unnötig bis schlechter Stil sind…

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Was wird das für ein Buch? Wird das ein Roman?

In Romanen sind Rückblenden sehr hilfreiche retardiernde Bestandteile, die zur Spannungserhöhung dienen.

Natürlich kann man eine Rückblende an den Anfang bringen. Es ist aber pfiffig, immer wieder darauf zurückzugreifen und dem Leser neue Aspekte der Geschichte unterzujubeln.


fett23 
Beitragsersteller
 03.12.2016, 19:21

Es ist ein Roman. Ich habe jedoch 15 Rückblenden, die ich in der Geschichte eingebaut habe. Da die Geschichte sowieso schon ein wenig kompliziert ist, meinen halt meine Freunde und Familie das die Rückblenden das alles noch komplizierter machen

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Wer schreibt das Buch, du oder deine Freunde ? Für wen schreibst du das Buch hauptsächlich, für dich oder deine Freunde ? Lass dich nicht beirren und mach es wie du willst ! Wenn das Buch grob fertig ist kannst du immer noch Ratschläge anhören und es noch modifizieren bevor du den Buchmarkt eroberst. 

Ich fände es besser, wenn du diese ganzen Rückblenden am Anfang erzählst. So wissen die Leser mehr über die Geschehnisse und es ist meiner Meinung nach übersichtlicher. :)