Pilot werden sinnvoll?

4 Antworten

Gut, ob eine Ausbildung sinnvoll ist oder nicht bzw. ob man später auch mal eine Anstellung findet, da gibt es letzten Endes nirgendwo eine Garantie!

... mein Traumberuf ist Pilot am besten bei Lufthansa oder American Airlines, ...

Bei ausländische Airlines, speziell US Airlines hat man i.d.R. als Nicht-Staatsbürger keine Chance auf Anstellung! Weil, die selber genug Piloten haben und eigene Landsleute haben natürlich immer Vorrang gegenüber anderen Nationalitäten. Ist in der EU genau das Selbe, ohne EU Staatsbürgerschaft sowie EU Lizenz keine Aussicht auf Anstellung bei einer europäischen Airline! Das nennt sich Marktprotektionismus.

Das wovon Du sprichst bzw. was man auch immer wieder mal hört/liest wenn man sich mit dem Thema Pilotenausbildung befasst, bezieht sich auf den mittleren und fernen Osten. Da bestehen durchaus Möglichkeiten als Pilot für eine Airline zu fliegen, weil der Bedarf an Piloten nicht mit eigenen Leuten gedeckt werden kann. Allerdings werden da keine Anfänger gesucht, denn mittlerweile wird der Nachwuchs bereits selber ausgebildet, sondern erfahrene Piloten mit mehreren tausend Flugstunden auf entsprechendem Fluggerät (Boeing, Airbus). Unter 3000 bis 4000 Flugstunden ist da meist nichts zu machen.

Letzten Endes sollte man seine Piloten-Lizenz immer in dem Land machen dessen Staatsbürgerschaft man besitzt. Man kann natürlich über eine Ausbildung im Ausland nachdenken bzw. diese dort auch absolvieren. Hier erscheint die USA recht attraktiv bzw. es gibt einige Leute die ihre Ausbildung dort gemacht haben (mich eingeschlossen). ABER, man sollte nicht vergessen, dass die US-Lizenz sowie andere nicht EASA-Lizenzen (also Lizenzen die außerhalb der EU erworben worden) nicht anerkannt werden von den jeweiligen Flugbehörden. Hier in Deutschland wäre dass das LBA (Luftfahrt Bundesamt) in Braunschweig.

Wenn man seine Ausbildung im Ausland gemacht hat und anschließend hier in Deutschland oder EU für eine Airline fliegen will, muss man die ausländische Lizenz umschreiben. Hört sich erstmal einfach an, aber VORSICHT!!! Diese Bezeichnung ist irreführend, da es keine Umschreibung ist sondern im Prinzip ein Neuerwerb! Je höher die Lizenz, desto aufwendiger und kostspieliger wird die ganze Angelegenheit. Bei einem PPL (Privat Piloten Lizenz = Hobbyflieger) ist der Zeit und Kostenaufwand noch verhältnismäßig überschaubar. Sind aber auch mehrere tausend Euro. Aber bei einem CPL (Commerical Pilot Lizenz = Berufspilotenlizenz) mit allen Ratings (IR/night/multi etc.) ist das ein enormer Zeit und Kostenaufwand, wo der vermeidliche "Kostenvorteil" über die Ausbildung im Ausland (USA, Kanada, Süd-Afrika oder Australien) schnell dahin ist! Im Gegenteil, wenn man die Gesamtkosten mit Auslandsaufenthalt und Ausbildung sowie Umschreibung in Deutschland oder EU zusammenrechnet, ist da nichts gespart!

Ich stelle mir diese Frage aus folgenden Gründen: Aufgrund von Corona sind viele Flugzeuge mittlerweile außer Betrieb, ...

Es sind eher die Intercontinental bzw. Langstrecken Pax (Passagier) Flüge die betroffen sind aufgrund von Corona. Zum Beispiel die Ausflottung des A380 sowie B747 bei vielen Airlines (wie British Airways, Air France) ist eine direkt Folge der Pandemie. Die Mittelstrecke hingegen (z.B. inner-europäische) Flüge ist da weniger betroffen. Da das die üblichen Touri-Flieger/Strecken sind (z.B. Mallorca, Ibiza etc.). Diese sind dann mehr saisonalen Schwankungen unterworfen (Sommer/Winter). Die Cargo Sparte (Fracht) hingegen hat durch die Pandemie einen regelrechten Boom erlebt. Da viele Pax-Flüge ausgefallen sind, die normalerweise auch Cargo/Fracht mitnehmen. Einige Cargo-Airlines erweitern ihre Flotte aufgrund der Pandemie.

Auch in Zukunft werden Airlines immer Bedarf an Piloten haben. Da natürlich auch Piloten in den Ruhestand gehen (müssen). Ryanair zum Beispiel hat kürzlich bekannt gegeben, dass sie im Verlauf der nächsten 2 bis 3 Jahre 2000 neue Piloten anstellen werden. Aber man darf nicht vergessen, die Luftfahrtbranche unterliegt erheblichen (personellen) Schwankungen, da sie sehr von der Weltwirtschaft abhängig ist. D.h. mal werden mehr Piloten gesucht, dann wieder weniger. Das richtige Timing ist also entscheidend bzw. zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ist aber in vielen anderen Branchen nicht anders. Im Leben gehört auch immer ein bisschen Glück dazu!

Wenn man z.B. jetzt mit einer ab initio ATPL (Airline) Ausbildung anfangen würde, wäre man in ca. 2 Jahren fertig. Vielleicht genau zum richtigen Zeitpunkt! Das kann man im Voraus schlecht sagen, schließlich kann niemand in die Zukunft schauen! Und wenn es doch jemanden behauptet, dann wäre ich da aber sehr vorsichtig! Denn meist wollen so Leute (auch manche Flugschulen) nur das Beste, nämlich dein Geld!

Es gibt aber auch Studiengänge die ins Cockpit führen wie z.B. Aviation Management and Piloting bzw. Luftfahrtsystemtechnik und -management (ILST).


ToastendeToast 
Beitragsersteller
 22.08.2021, 23:17

Okay, das war sehr umfangreich, danke.
Also ich dachte z.B wenn ich eine Ausbildung bei der Lufthansa machen würde, dass ich nach einem langjährigen Dienst hier in Deutschland, bessere Chancen hätte zB in Amerika eingestellt zu werden? Aufgrund der besseren Ausbildung (hört man zumindestens).

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JulietteLima  22.08.2021, 23:39
@ToastendeToast
Ausbildung bei der Lufthansa machen würde, dass ich nach einem langjährigen Dienst hier in Deutschland, bessere Chancen hätte zB in Amerika eingestellt zu werden?

Definitiv nicht! Als Ausländer hat man da keine Chance! Es gibt genügend Piloten in den USA! Außerdem gilt bei den Airlines das Prinzip der sogenannten Seniority d.h. je länger man für eine Airline fliegt, desto höher steigt man in der Firmen-Hierarchie auf. D.h. desto mehr Geld verdient man und irgendwann wird man dann (vielleicht bzw. je nach Bedarf) auch mal zum Captain befördert. Wenn man jetzt z.B. nach 7. Jahren bei einer Airline wechselt, eventuell kurz vor der Beförderung zum Captain steht und man wechselt zu einer anderen Airline, fängt man da wieder von ganz unten an! Das macht keiner!

Aufgrund der besseren Ausbildung (hört man zumindestens).

Ja, wird gerne gesagt! Meist von Leuten die von der US Fliegerei und Ausbildung soviel Ahnung haben wie ein Elefant vom Fliegen! Ich habe selber die US-Fluglehrer und ATPL Lizenz sowie die EASA ATPL Lizenz. Kenne also beide Seiten (des Mondes). Hier in Deutschland/EU ist die Ausbildung sehr theorielastig! In den USA eher praxisorientiert, was mir persönlich wesentlich besser gefallen hat. Z.B. während der CPL Ausbildung werden in den USA bestimmte Manöver geschult und geflogen die der bessern Flugzeug-Beherrschung gilt, die sogenannten Stick & Rudder Skills. Wird hier während der CPL Ausbildung nicht gemacht.

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Es wird immer Flugreisen geben. Mag es Passagiere sein oder Fracht. Die Technik wird sich vielleicht verändern, den Beruf wird es aber immer geben. Also ja, verfolge deinen Traum.

Ich kann dich verstehen und du siehst was von der Welt. Mein großonkel war Reiseleiter

Es kommt darauf an wann du dich bewirbst. Langfristig ist das sinnvoll.

Ich kenne einen in der Ausbildung und ihm wurde geraten die Ausbildung wegen Corona abzubrechen, oder andernfalls selbst zu bezahlen. Hat abgebrochen.